Bad Berleburg. Bislang durften die Kinder der Waldgruppe mittags in die Kita Senfkorn wechseln – das ist künftig nicht mehr möglich und sorgt für Unmut.

Im Sommer startet ein neues Kita-Jahr – mit einigen Veränderungen. Auch für die Kinder der Waldgruppe der evangelischen Kita Senfkorn wird es eine Neuerung geben. Denn: Durften sie bislang mittags in die „normale“ Kita wechseln und dort gemeinsam mit anderen Kindern ruhen und anschließend spielen, ist das künftig nicht mehr möglich. Der Grund: Laut Kibiz ist nicht genügend Platz für die Kinder.

Denn dort heißt es unter anderem: „Viele Eltern wünschen sich eine ganztägige Betreuung für ihre Kinder. Um diesem Bedarf zu entsprechen, haben sich Waldgruppen entwickelt, die sich am Vormittag im Wald aufhalten und am Nachmittag in einer Regeleinrichtung weitergeführt werden. Bei kombinierten Waldgruppen ist darauf zu achten, dass für die Gruppe entsprechende eigene Räumlichkeiten in der Kindertageseinrichtung zur Verfügung stehen.“ – Und zwar mit ausreichend Platz.

Nicht genügend Platz

Platz, den es in dem Notraum der Kita Senfkorn nicht gibt. „Dort dürfen sie nicht mehr hin, da sie dort eine 120 Quadratmeter große Fläche haben müssten“, sagt Liesa Treude. Seit 2019 geht ihr Sohn in die Waldgruppe. „Uns gefällt das Konzept des Waldkindergartens total.“ Bislang war es immer so, dass die Kinder von 7.30 bis 11.30 im Wald waren und dann in die Kita gewechselt sind. Dass die Kinder nun nicht mehr in die Kita kommen können, kann sie nicht nachvollziehen. „Die Auslastung für die Über-Mittag-Situation liegt dort bei ca. 40 Prozent. Demnach wäre eigentlich Platz für die Kinder der Waldgruppe.“

Im Internet lernte Treude eine junge Mutter aus Baden-Württemberg kennen. „Dort ist ein solches Konzept allerdings erlaubt. Warum wird einfach gesagt: Ein solches Konzept gibt es in NRW nicht, deswegen genehmigen wir es nicht? Warum kann nicht jemand vor Ort schauen, wie das Konzept aussieht und dann im Einzelfall entscheiden?“ Sie nimmt Kontakt mit dem LWL-Landesjugendamt auf. „Die Mitarbeiterin war total freundlich, aber ihr sind die Hände gebunden.“

„Wir müssen uns an die Regeln halten“

Und auch Jan Siegismund vom Kreiskirchenamt Siegen/Wittgenstein – Geschäftsbereich Kita, sagt: „Es gibt auch für Kitas Regelungen und Auflagen, an die wir uns halten müssen.“ Demnach gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder es muss angebaut werden, dann aber würden mehrere Quadratmeter die meiste Zeit über leer stehen, oder aber eine eigenständige Waldgruppe zu bilden.

„Ein Anbau kommt für uns aber nicht in Frage. Das wäre ein Verbrennen von Ressourcen“, so Siegismund. Der Träger aber habe in Zusammenarbeit mit dem LWL-Landesjugendamt und der Kitaleitung ein neues Konzept erarbeitet, um die Situation für alle Seiten zu verbessern. Dies soll bereits Anfang März vorgestellt werden. „Wir planen, einen weiteren Bauwagen für die Kinder anzuschaffen. Die Kinder werden dann künftig auch im Wald essen und ruhen“, so Sigismund. „Wir möchten den Kindern und ihren Eltern eine neue Perspektive für die Zukunft zeigen.“

Das sagt der LWL

Und was sagt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zu dem Sachverhalt? „Die Kita Senfkorn hat eine Betriebserlaubnis über zwei Gruppen der Gruppenform I, eine Gruppe der Gruppenform III sowie einer befristet genehmigten Waldgruppe (0,5 Gruppe der Gruppenform I). 2021 hat zur Weiterentwicklung der Einrichtung ein Austausch zwischen dem Kreisjugendamt, dem Träger, der pädagogischen Fachberatung des Kirchenkreises und dem Landesjugendamt stattgefunden. Lösungsszenarien wurden gemeinsam entwickelt. Laut Auskunft der Fachberatung des Trägers ist die Entscheidung für einen Anbau des vierten Gruppenbereiches über eine Anbauplanung getroffen worden. Somit würde aus der Waldgruppe eine ,Regelgruppe’ mit naturpädagogischem Schwerpunkt werden. Mit der Weiterentwicklung der Einrichtung ist auch dauerhaft die Über-Mittag-Betreuung aller Kinder, die in der Einrichtung betreut werden, sicher gestellt. Für eine Übergangszeit ist eine Über-Mittag-Betreuung in der Kita Senfkorn geregelt“, heißt es auf Nachfrage seitens des LWL.