Wingeshausen. Die Stöckers aus Wingeshausen sorgen für Natur auf ihrer Doppelgarage – mit Fördergeld vom Land NRW. Der Hausherr gibt Tipps für Interessierte.

Viel zu lange haben Irmhild und Rüdiger Stöcker aus Wingeshausen von ihrem Küchenfenster auf das triste Dach ihrer Doppelgarage aus den 70er Jahren gestarrt. Doch mittlerweile sorgen dort zarte Pflänzchen schon für ein wenig mehr Farbe – kein Unkraut, sondern Sedumsprossen, ideal für eine umweltbewusste Dach- und Fassadenbegrünung. „Es entstehen zusätzliche Grünflächen, wo sonst Dachpappe ist“, freut sich Hausherr Stöcker.

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Als karger Untergrund für die ausgesäten, genügsamen Sedumsprossen dient vor allem eine fünf bis acht Zentimeter dicke Schicht speziellen Granulats, das sich Rüdiger Stöcker bei der Berwilit Wittgensteiner Blähschiefer GmbH in Raumland besorgt hat. Dieser Untergrund wiederum ruht auf einer anderthalb bis zwei Zentimeter dicken Drainage-Schicht, um Wasser abzuführen.

Die Grünfäche: „Das breitet sich dann wie Moos aus“

„Es werden am Anfang verschiedene Punkte sein, an denen die Sprossen wachsen“, schätzt Stöcker – „und dann breitet sich das wie Moos aus“, etwa zehn bis 15 Zentimeter hoch. Im Frühjahr sei dann sicherlich mehr zu sehen – aber hoffentlich kein Unkraut, das sich durchsetze.

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Noch sind die Pflänzchen, die auf dem Garagendach wachsen, sehr zart.
Noch sind die Pflänzchen, die auf dem Garagendach wachsen, sehr zart. © Eberhard Demtröder

Über eine niedrige oder hohe Bepflanzung über die Sprossen hinaus hat Stöcker bereits nachgedacht – doch Obacht: Ist das Garagendach als Untergrund für die gewichtige Mehrbelastung auch tragfähig?

Ehefrau Irmhild hatte die Idee

Auf die Idee mit der Dachbegrünung, die später auch Bienen und andere Insekten anlocken soll, war Stöckers Ehefrau Irmhild (64) gekommen, die beruflich in der Gastronomie arbeitet. „Sie hat sowieso den grünen Daumen und ist eine große Blumenfreundin“, schmunzelt Rüdiger Stöcker – und kümmere sich deshalb natürlich auch gerne um den Garten rund ums Haus. Hier beackert Irmhild Stöcker Hochbeete, zieht Gemüse, Kräuter und Kartoffeln heran. Sie hatte für das Projekt erst das Dach des Gartenhäuschens im Blick, doch das hatte zuviel Neigung.

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Jetzt also das Flachdach der Garage. Und wie stellt man das mit der Begrünung an? Was kostet das eigentlich? Im Internet entdeckt Rüdiger Stöcker viele gute Tipps – und auch den Hinweis auf ein Förderprogramm des Landes NRW. Das passt. Und mit einem Anruf beim Kreis Siegen-Wittgenstein klären sich dann auch die Bedingungen für die 50-Prozent-Förderung.

Garage geschützt vor Hagel und Hitze

Grüne Klimaanlage

„Eine Begrünung auf oder an Gebäuden wirkt sich positiv auf Verdunstung, Kühlung und Regenwasser-Rückhaltung vor Ort aus – das bepflanzte Dach wirkt wie eine große grüne Klimaanlage“, sagt Landrat Andreas Müller mit Blick auf den Klimawandel.

Mittlerweile sind zur Förderung von Dach- und Fassadenbegrünungen kreisweit mindestens 45 Anträge bei der Kreisverwaltung eingegangen, darunter vier aus Bad Berleburg und einer aus Bad Laasphe. Damit sind von 175.000 Euro an Fördermitteln, die das Land NRW dem Kreis Siegen-Wittgenstein aus dem Programm „Klimaresilienz“ zur Verfügung stellt, bereits rund 135.000 Euro als Zuwendungen ausgezahlt worden.

Anträge für letzte Fördermittel aus dem Programm „Klimaresilienz“ können in den drei Wittgen­steiner Rathäusern gestellt werden, aber auch direkt bei der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein – Kontakt dort: Brigitte Werner, 0271/333-1175, E-Mail b.werner@siegen-wittgenstein.de.

Mehr Informationen im Internet: www.siegen-
wittgenstein.de/dachbegruenung

Rund 3200 Euro hat Stöcker die Begrünung nachweislich unter dem Strich gekostet – macht 1600 Euro Zuschuss aus öffentlicher Hand. Prima. Klar: „Den Förderantrag mussten wir vor Projektbeginn stellen“, erklärt der 65-Jährige. Das sei ein bisschen aufwändig gewesen, habe sich aber am Ende gelohnt. „Und ich habe zügig den Zuschuss bekommen“, lobt Stöcker die Organisation des Förderprogramms.

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Wie sieht es denn mit der Pflege des Grüns aus? „Das wächst von allein“, ist Rüdiger Stöcker überzeugt – und vertraut dabei gemeinsam mit seiner Frau „auf das, was wir uns zum Thema angelesen haben“. Vielleicht müsse man das Ganze noch ein wenig wässern.

Warten auf den Frühling

So ein grünes Dach – das benötige „weniger Instandhaltungs- und Betriebskosten durch wirksamen Schutz der Dachabdichtung sowie der gesamten Dachkonstruktion, etwa bei Hagelschlag“ sagt Markus Menn, Stabsstellenleiter für Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und Mobilität beim Kreis, über die Vorteile eines solchen Projekts. Mehr noch: „Durch die verbesserte Wärmedämmung hilft eine Dachbegrünung außerdem, Energie zu sparen.“ Auf den Schutz vor Hagelschlag, aber auch vor Hitze setzt das Wingeshäuser Ehepaar ebenfalls. „Durch das Granulat kommt keine Sonne mehr durch“, sagt Rüdiger Stöcker. Das wiederum bedeutet: Die Dachpappe wird durch Hitze nicht mehr so arg strapaziert. Letztlich habe auch ein Dachdecker den Schutz durch die Isolierschicht, die jetzt entstehe, bestätigt. Und ihr Aufbau sei sicher.

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„Also, ich find’s gut“, so das Fazit von Irmlind Stöcker zum gemeinsamen Projekt mit ihrem Mann. „Wir sind ja beide sehr für die Natur.“ Und das so eine Begrünung tatsächlich gelingen könne, habe sie schon öfter auf Dächern bewundert. Jetzt heißt es Warten auf den Frühling – dann wird man mehr sehen.