Bad Berleburg. „Die Gemütslage meines Mandanten ist extrem schlecht“, erklärt der Anwalt des Bad Berleburgers. Das Video habe für ihn schwere Auswirkungen.
Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie in Zeiten von Social Media bestimmte Vorfälle einen Mediensturm auslösen können: Im November des vergangenen Jahres hatte ein 56-Jähriger aus Bad Berleburg einen Fahrradfahrer von der Straße abgedrängt und dadurch auch deutlich gefährdet. Der Vorfall wurde mit der Helmkamera eines zweiten Fahrradfahrers gefilmt – und löste somit nicht nur in der heimischen Region einen Shitstorm aus.
SUV-Fahrer aus Bad Berleburg will sich bei Radfahrern entschuldigen
Sturm der Entrüstung wurde für Bad Berleburger zu Spießrutenlauf
Die Verhandlung soll vor dem Bad Berleburger Schöffengericht verhandelt werden
„Die Gemütslage meines Mandanten ist derzeit extrem schlecht“, erklärt sein Anwalt Thomas Biek auf Nachfrage dieser Redaktion.
Die Folgen
Die Folgen der Veröffentlichung des Videos, das in sämtlichen sozialen Medien die Runde machte, waren für den Bad Berleburger schwerwiegend: „Er bekommt massiv Drohbriefe nach Hause. Es war ein extremer Spießrutenlauf für ihn. Er musste natürlich auch seinen Führerschein abgeben und leidet somit auch beruflich darunter.“ Was sein Mandant getan hat, wolle er damit keineswegs abmildern, betont Biek: „Das Video sieht schlimm aus und es ist auch schlimm. Es hätte auch noch schlimmer ausgehen können.“ Sein Mandant sei über sich selbst erschrocken, sei sich der Tragweite seiner Tat absolut bewusst.
Lesen Sie auch: SUV-Fahrer bedrängt Radfahrer: Anklage vor dem Amtsgericht
Aber – durch das hohe Interesse der Öffentlichkeit und der Medien grenze sich dieser Fall deutlich ab von anderen Tätlichkeiten im Straßenverkehr, wie er sie sonst öfter vor Gericht verhandele. „Meinem Mandanten tut diese Sache sehr leid. Er erkennt sich auf dem Video nicht mehr wieder“, so Biek. Mittlerweile traue sich der 56-Jährige wegen der Drohbriefe nicht mehr aus dem Haus, seiner Frau gehe es ähnlich.
Der Fall soll vor dem Bad Berleburger Schöffengericht verhandelt werden – das Amtsgericht muss noch über die Zulassung entscheiden. Kommt es zur Verhandlung, werde sich sein Mandant auch äußern, macht Biek deutlich. Der Bad Berleburger werde jetzt, wo die Kontaktdaten der Fahrradfahrer der Verteidigung vorliegen, auch zu den beiden Männern Kontakt aufnehmen, die von seinem Ausraster betroffen waren: „Er will sich entschuldigen.“
Lesen Sie auch:Jagd auf Radfahrer: Auto-Rowdy ist der Polizei bekannt
Thomas Biek geht davon aus, dass das Interesse der Öffentlichkeit auch bis zu Verhandlung nicht nachlassen wird und dann wohl auch die Medien stärker vertreten sein werden: „Das wird für ihn noch mal ein schwerer Tag werden.“
Das Video
Das Video, das den Vorfall zeigt, kursierte zunächst in der Szene der Ausdauersportler auf der Plattform „Strava“, bevor es auch darüber hinaus hohe Wellen schlug. Es zeigt die Trainingsfahrt zweier Radfahrer – einer von ihnen zeigt dem 56-Jährigen nach einem knappen Überholmanöver des Autofahrers den Stinkefinger.
Lesen Sie auch: SUV-Fahrer verfolgt Radfahrer: Nehmen die Konflikte zu?
Das Auto hält an, nachdem die Radfahrer es erneut erreichen und der 56-Jährige steigt aus und geht auf sie zu. Wenig später fährt das Auto wieder von hinten an die Radfahrer heran, schneidet ihnen den Weg ab und zwingt sie zum Bremsen und drängt einen von ihnen schließlich in den Straßengraben.