Saßmannshausen. Der Metallverarbeiter aus Bad Laasphe wird als Zulieferer mit Waffenhersteller Heckler & Koch in einen Topf geworfen.

Jan Osterrath kann es nicht glauben. Das Deutsche Rote Kreuz will das Spendengeld für die Opfer der Hochwasserkatastrophe nicht haben. 1165 Euro hatten die Mitarbeiter der Firma Osterrath GmbH & Co. KG in Saßmannshausen gesammelt, um die Menschen im Ahrtal zu unterstützen. Und diese Summe hatte Unternehmer Jan Osterrath verdoppelt.

Geld für „Aktion Deutschland hilft“ überwiesen

Im Internet hat sich Osterrath dann informiert, an welche Organisation man dieses Geld am besten spenden könnte. Einer der Kunden des Metall verarbeitenden Betriebes aus Wittgenstein – der namhafte Waffenhersteller Heckler & Koch – hatte es vorgemacht und 15.000 Euro an die „Aktion Deutschland hilft“ gespendet. Als der Waffenhersteller aus Oberndorf am Neckar vier Wochen später das Geld zurücküberwiesen bekam, wurde auch Jan Osterrath stutzig: „Ich konnte das gar nicht glauben.“Die Begründung gegenüber Heckler & Koch lautete, dass es den ethischen Leitlinien widerspreche, Geld von einem Waffenhersteller anzunehmen.

Osterrath fragt bei NRW-Staatskanzlei nach

Jan Osterrath bei einem Termin als Schirmherr des Dorfjubiläums in Bermershausen.
Jan Osterrath bei einem Termin als Schirmherr des Dorfjubiläums in Bermershausen. © WP | WP

Osterrath schrieb nun seinerseits eine E-Mail an die NRW-Staatskanzlei, um nachzuhören, was denn mit den Spendengelder aus Saßmannshausen passiere. Der Unternehmer erläuterte in diesem Schreiben auch den Fall seines Kunden Heckler & Koch und erläuterte, dass man als Hersteller von Metall-Stanzteilen nicht nur diesen Waffenhersteller, sondern auch andere beliefere. „Diese Kunden machen zusammen gerade einmal ein Prozent unseres Umsatzes aus“, so Jan Osterrath. Aber der Verweis auf den prominenten Fall aus Oberndorf am Neckar schien zu wirken. „Am nächsten Tag haben sie das Geld zurück überwiesen – allerdings ohne eine Begründung“, berichtet Osterrath.

Kritik an abgehobener Moralvorstellung

Der Wittgensteiner Unternehmer fühlt sich und die hilfsbereite Belegschaft des 170-Jahre alten Familienunternehmens bei dieser „abgehobenen Moralvorstellung“ nicht gewürdigt. Viel schlimmer aber sei es, dass dieses Spendengeld nicht bei den Bedürftigen ankomme. Aber in Saßmannshausen will man nun über lokale Hilfsinitiativen aus Wittgenstein dafür sorgen, dass die 2230 Euro direkt ins Ahrtal zu den Bedürftigen kommen.

Mit Blick auf die Systematik der großen Hilfsorganisationen und deren ethische Grundsätze geht Jan Osterrath davon aus, dass Spenden aus weiten Teilen der Industrie abgelehnt werden müssten. „In 99 Prozent der Fälle können wir als Zulieferer gar nicht genau sagen, was mit einem Teil passiert und auch wenn wir nur zu einem Prozent Zulieferer sind, sitzen wir mit Heckler & Koch in einem Boot.“

Das sagt das Rote Kreuz

Auf Nachfrage der Redaktion bezieht der zuständige Landesverband Westfalen-Lippe des deutschen Roten Kreuzes Stellung. „Zunächst einmal sind wir Herrn Osterrath für die Bereitschaft dankbar, vom Hochwasser betroffenen Menschen mit der Spende helfen zu wollen“, schreibt der Leiter der Stabsstelle Kommunikation, Tobias Exner. „Als Teil der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung wirken wir jedoch mit, menschliches Leid zu verhüten und zu lindern, wo es auch immer zu finden ist. Gemäß unseres Grundsatzes der Menschlichkeit, einem von insgesamt sieben Grundsätzen unserer weltweiten Bewegung, sind wir bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen. Wir setzen uns gemeinsam für Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und dauerhaften Frieden unter allen Völkern ein. Als Unternehmen, das zumindest in Teilen auch Waffen herstellt oder Teile dafür liefert, sehen wir daher einen deutlichen Widerspruch zu unseren Grundsätzen. Gemäß unserer Richtlinien sind wir demnach angehalten, eine solche Spende abzulehnen oder zurückzuerstatten.“