Wittgenstein. Über die Reserveliste ziehen neben der SPD-Politikern auch die Grünenkandidatin Laura Kraft (Siegen) nach Berlin. Wir haben Stimmen gesammelt.

Wer hätte das gedacht? Im kommenden Bundestag werden gleich drei Abgeordnete aus Siegen-Wittgenstein sitzen. Neben Wahlsieger Volkmar Klein (CDU) werden über die Reservelisten auch Luiza Licina-Bode (SPD) und Laura Kraft (Grüne) nach Berlin entsandt. Das geht aus dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hervor.

Hier finden Sie die Ergebnisse aus Wittgenstein

Das sagt Luiza Licina-Bode (SPD)

Enttäuschung und Glück liegen für die Bad Laaspher SPD-Bundestagskandidatin Luiza Licina-Bode nur wenige Stunden auseinander. Am Wahlabend überwog noch die Enttäuschung: 3,2 Prozent lag die Rechtsanwältin hinter Amtsinhaber Volkmar Klein von der CDU, der den Wahlkreis 148 Siegen-Wittgenstein mit einem knappen 33,6-Prozent-Ergebnis verteidigen konnte. Fest stand dieses Endergebnis erst am Sonntagabend um 23:47 Uhr, als alle 339 Wahlbezirke ausgezählt waren. Die Überraschung folgt nur wenige Stunden später am Montagmorgen um 7.35 Uhr per Email: Luiza Licina-Bode zieht dank des guten Zweitstimmen-Ergebnisses der SPD über die NRW-Reserveliste in den Bundestag ein – auf dem letzten Platz – 32. „Das ist unglaublich“, freut sich die Bad Laaspherin im Telefongespräch. „Das Ergebnis war so unfassbar knapp.“

Wahlparty im Siegener Lyz zur Bundestagswahl am 26. September 2021: Volkmar Klein (CDU) verfolgt die Ergebnisse.
Wahlparty im Siegener Lyz zur Bundestagswahl am 26. September 2021: Volkmar Klein (CDU) verfolgt die Ergebnisse. © WP | Hendrik Schulz

Licina-Bode kämpft noch mit der denkbar knappen Niederlage im Kampf um das Direktmandat, findet nun aber schnell zurück: „Wir haben so hart gearbeitet. Und dann ist es der letzte Listenplatz. Anscheinend sollte es so gewesen sein“, sagt die künftige Abgeordnete und analysiert auch das Wahlergebnis ihrer Partei. „Wir brauchen uns in Siegen-Wittgenstein als SPD nicht zu verstecken. Wir stellen einige Bürgermeister, den Landrat und haben 4,8 Prozent bei den Zweitstimmen gewonnen.“ Das sie selbst insgesamt knapp hinter dem SPD-Parteiergebnis bleibt, führt sie auf ihren Status als Newcomerin zurück. „Wenn mich im Siegerland mehr Leute gekannt hätten, hätte ich gewonnen“. Allerdings habe Volkmar Klein eben auch den Amtsinhaber-Bonus – trotz deutlicher Verluste von 6,5 Prozent – gehabt.

Am Montagabend beginnt für Luiza Licina-Bode direkt die Arbeit: „Das ist eine aufregende Zeit, es ist jetzt einiges zu organisieren“, sagt die freigestellte Hauptpersonalrätin im Bundesinnenministerium. Sie wechselt aus ihrem Büro von der Bundesallee ins Paul-Löbe-Haus, wo die Abgeordneten-Büros sind. Im Wahlkreis möchte sie sowohl in Siegen wie auch ihrer Heimatstadt Bad Laasphe Büros einrichten um Präsenz zu zeigen und ansprechbar zu sein. Dass es drei Abgeordnete aus Siegen-Wittgenstein in den Bundestag geschafft haben, findet Licina-Bode sehr gut: „Das entspricht dem Wählerwillen und wir können gemeinsam viel für die Region erreichen.“

Das sagt Laura Kraft (Grüne)

Videokonferenz zur Bundestagswahl mit den Kandidatinnen und Kandidaten für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein: Hier Laura Kraft (Grüne).
Videokonferenz zur Bundestagswahl mit den Kandidatinnen und Kandidaten für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein: Hier Laura Kraft (Grüne). © WP | Repro Hendrik Schulz

Laura Kraft ist über Nacht Bundestagsabgeordnete geworden. „Gestern Abend stand das ja noch gar nicht fest“, erinnert die Grünen-Politikerin – am frühen Morgen wurde sie dann von Glückwünschen auf allen Kanälen überrascht. Und schon um 11 Uhr stand sie mit gepackter Tasche am Siegener Bahnhof: Abends in Berlin das erste Treffen mit der alten Bundestagsfraktion, am Dienstag das Kennenlernen mit den neuen Parlamentarierinnen und Parlamentariern der Grünen. „Ich hatte mir für den Montag sowieso nichts vorgenommen – egal wie es ausgeht.“ Für Laura Kraft gibt es jetzt vor allem eine Menge zu organisieren, bevor sie spätestens am 27. Oktober zum ersten Mal im Plenarsaal unter der Reichstagskuppel Platz nimmt: Mit ihrem Arbeitgeber, der Uni, wird sie einiges klären müssen, und eine Bleibe in Berlin braucht sie auch. „Da kommt einiges auf mich zu.“ Wohl auch der Abschied aus dem Kreistag, in den sie im vorigen Jahr zum ersten Mal gewählt worden ist: Die Arbeit in Berlin werde sie fordern – dass sie daneben noch dem Mandat in Siegen gerecht werden könne, „bezweifle ich“.

Das sagt Guido Müller (FDP)

Guido Müller (rechts) bei einem seiner „Gehspräche“ im Ederauenpark mit Jörg und Nanette Schorge und heimischer FDP.
Guido Müller (rechts) bei einem seiner „Gehspräche“ im Ederauenpark mit Jörg und Nanette Schorge und heimischer FDP. © WP | Lisa Klaus

Guido Müller von der FDP ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Bundestagswahl – sowohl, was die Erst- als auch Zweitstimme betrifft. „Bei uns ist die Stimmung heiter. Wir sind die dritte Kraft, damit hätten wir vor dem Wahlkampf nicht gerechnet.“ Immerhin lagen die Liberalen Anfang des Jahres laut Umfragen noch bei 5,5 Prozent. Bis zum Ende der Wahl hat Müller gemeinsam mit weiteren Parteifreunden die Zahlen im Lÿz verfolgt. „Ich hatte noch gehofft, an Henning Zoz vorbeiziehen zu können, aber dafür hat es am Ende leider nicht mehr gereicht“, so Müller. „An sich aber stecken wir unsere ganze Energie derzeit darein, unseren Kandidaten Andreas Weigel in den Landtag zu bekommen.“ Eins aber freut ihn sehr – neben dem guten Ergebnis für die FDP: „Wir haben durch die Wahl viele neue Mitglieder gewonnen – auch viele junge Menschen, was uns natürlich sehr freut.“ Nun werde es spannend, wie die Gespräche seiner Partei mit der Partei die Grüne verlaufen werden.

Das sagt Tobias Wied (Die Partei)

Der Bad Laaspher Tobias Wied von Die Partei hat den Wahlabend gemeinsam mit seinen Parteifreunden in der Brasserie in Bad Laasphe verbracht. „Ich war eigentlich ziemlich entspannt an dem Abend. Wir saßen dort gemeinsam und haben ein paar Biere getrunken, bis das Ergebnis da war.“ Und das wurde gemeinsam analysiert. Im Kreis Siegen-Wittgenstein hat Die Partei insgesamt 1,27 Prozent der Stimmen erhalten – Wied selbst kam auf 2,10 Prozent. „Ich persönlich hatte zwar auf 2,7 gehofft, aber gut. Im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl konnten wir unser Ergebnis verbessern. Und wenn man sich die Stimmen anschaut, dann ist das ein gutes Ergebnis. Ich übernehme die volle Verantwortung und werde auch bei der Wahl in vier Jahren wieder antreten.“ Die Stimmung innerhalb der Partei sei gut – so Wied. „Wir hatten jedoch gehofft, dass wir auf Bundesebene die fünf Prozent schaffen.“ Doch er und seine Parteifreunde bleiben optimistisch für die nächste Bundestagswahl. „Die etablierten Volksparteien machen ja den meisten Wahlkampf für uns – entweder hört man nichts, oder sie blamieren sich weiter.“

Horst Günter Linde (FW) zum Wahlergebnis

Der Bad Berleburger Horst-Günter Linde war für die Freien Wähler angetreten, landete aber abgeschlagen bei nur 1,16 Prozent. Er, hatte sich vom Ergebnis ohnehin kaum etwas erwartet. „Meine Kandidatur war eher ein Probelauf für die Bundesebene“.