Banfe. lka Packmohr, neue kommissarische Rektorin der Banfetalschule, spricht im Interview über ihren Arbeitsalltag mit kollegialer Unterstützung.
Die Banfetalschule hat eine neue Schulleiterin, zumindest kommissarisch: die Pädagogin Ilka Packmohr aus Feudingen, die schon länger zum Lehrerkollegium der Banfer Grundschule gehört. Heute verrät die 45-Jährige im Interview mit unserer Redaktion, warum die neuen Aufgaben gar nicht so einfach sind – es mit Unterstützung aber gut läuft.
Wie sind Sie zu Ihrer neuen Funktion als Schulleiterin gekommen?
Steckbrief: Ilka Packmohr
Ilka Packmohr (45) wird in Siegen geboren, in Feudingen aufgewachsen und bleibt ihrem Heimatort stets treu. Sie ist verheiratet, hat eine Tochter (16) und einen Sohn (21).
An der Uni Siegen studiert sie auf Lehramt Primarstufe mit der Fächerkombination Deutsch, Mathematik und Religion. Außerdem genießt sie eine musikalische Ausbildung bei der Kirche.
Die Hobbys der 45-Jährigen: ihre Chorarbeit mit den Feudinger „TonSpuren“, aber auch Yoga: „Das ist ein echt guter Ausgleich, der mir körperlich ganz gut tut“, sagt sie. Mit dem SGV ist sie auf Wanderungen und Radtouren unterwegs. Und das Lesen? „Schafft man fast gar nicht mehr“, bedauert Ilka Packmohr.
Ilka Packmohr: Ich kam zu meiner neuen Funktion, da unsere Schulleiterin Christa Thomä-Hinn in Pension ging. Sowohl die Rektorenstelle als auch die Konrektorenstelle waren ausgeschrieben, doch bislang wurde leider niemand gefunden. Für unsere dienstälteste Lehrkraft kam die Schulleitungsposition aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage. Deshalb haben wir uns für die Lösung eines Schulleitungsteams entschieden.
Was motiviert Sie dazu, die Leitung Ihrer Schule zu übernehmen?
Wir sind motiviert, das Schulleben zu gestalten und dafür Hand in Hand mit allen am Schulleben beteiligten Personen zu arbeiten. Wir wollen die Ordnung in der Schule sicherstellen, Kolleginnen unterstützen und uns in jeder Hinsicht für unsere Schule engagieren.
Was haben Sie sich in ihrem neuen Amt für die nächste Zeit vorgenommen?
Wir haben uns vorgenommen, bestmöglich für unsere Schule zu agieren und im Sinne der ganzen Schulgemeinde zu entscheiden. Wir sehen uns nicht als Leiter oder Vorgesetzte, sondern als Teil eines großen Ganzen. Schon immer wurden Teamarbeit und Hilfsbereitschaft bei uns ganz groß geschrieben – und so soll es auch bleiben.
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Sind die vielen Verwaltungsaufgaben neben dem Unterricht überhaupt allein zu schaffen? Wie werden Sie von Ihren Kolleginnen von Julia Dziadek und Kirsten Weber unterstützt?
Alleine könnte ich diese Aufgabe nicht schaffen! Wie sagt man so schön? Ich leite ein mittelständisches Familienunternehmen, bin also Hausfrau und Mutter. Zusätzlich bin ich Klassenlehrerin der zweiten Klasse und muss außer den unterrichtlichen Verpflichtungen auch noch den verwaltungstechnischen Tätigkeiten nachkommen. Auch die Kolleginnen Julia Dziadek und Kirsten Weber sind weiterhin im Unterricht eingebunden, Frau Dziadek hat zusätzlich die Klassenleitung in Klasse 4. Jede von uns arbeitet sechs Stunden in der Verwaltung, so die Theorie. Wir haben ganz klare Aufgabenbereiche verteilt, die sich nach unseren Stärken richten, aber es gibt auch eine Vielzahl von Bereichen, die jeder von uns bearbeiten kann. Das, was anfällt, erledigt die, die Bürozeit hat. Wir haben ein Absprache- und Ablagesystem entwickelt, damit wir den Überblick behalten, was getan werden muss und wer bereits etwas erledigt hat. Mindestens einmal in der Woche sitzen wir gemeinsam im Büro, um Wichtiges zu besprechen oder gemeinsame Entscheidungen zu fällen.
Gefällt Ihnen diese Art der Zusammenarbeit?
Diese kooperative Form funktioniert sehr gut – und ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass viele Köche den Brei verderben, sondern eher, dass jede von uns ihre persönliche Würze in den Brei gibt. Es ist ein schönes Gefühl, Dinge für seine Schule zu erledigen, aber das Gefühl zu wissen, dass jetzt eine Kollegin sich kümmert und ich getrost nach Hause gehen kann, ist ebenso beruhigend. Ganz davon abgesehen arbeitet jede Kollegin unserer Schule mit und übernimmt Aufgaben. Von der Hausmeisterin über die Kolleginnen, die Integrationskräfte, die Sekretärin bis hin zu den Mitarbeiterinnen der Offenen Ganztagsschule (OGS) – man kann immer auf Hilfe und Unterstützung zählen. Das schätze ich sehr an unserem kleinen System.
Wenn Sie in Ihrer pädagogischen Laufbahn zurückdenken: Inwieweit hat sich der Alltag in der Grundschule mit der Zeit verändert?
Schule hat sich schon sehr in den letzten Jahren verändert. Oft habe ich das Gefühl, wir könnten nur noch verwalten und konzipieren. Das ist sicher nicht ganz zu vermeiden, jedoch finde ich auch ganz wichtig, mit Augenmaß zu handeln und die Bedürfnisse der Kinder in den Vordergrund zu stellen. Auch die Kindheit hat sich ja verändert: Unsere Schüler kommen mit ganz anderen Voraussetzungen zu uns als es zu unserer Schulzeit noch üblich war.
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Welche Rolle spielt Corona dabei?
Corona hat natürlich ebenfalls große Spuren bei allen Beteiligten hinterlassen. In Zeiten des Distanzunterrichts hatte man das Gefühl, dass einem die Situation entgleitet und war auch von der Angst erfüllt, Kinder zu verlieren, die eventuell den Anschluss verpassen. Ich bin aber dankbar, dass unsere Elternschaft sehr verantwortungsvoll gehandelt und durch eine gute Zusammenarbeit die Kinder bestmöglich unterstützt hat. Ich bin froh, dass die Kinder nun wieder zusammen lernen dürfen und genieße es jeden Tag, Fortschritte zu sehen. Besonders glücklich waren natürlich die Kinder, wieder in die Schule gehen zu dürfen. Kinder, die Schule toll finden und sich danach sehnen, sind uns natürlich am liebsten!
Aber der Präsenzunterricht ist immer noch nicht so einfach, oder?
Der Alltag ist nun von Regeln und Grenzen erfüllt, die ein lockeres Arbeiten teilweise verhindern. Selten ist man ganz unbeschwert, weil immer gewisse Vorkehrungen getroffen werden müssen. Corona aus Sicht der Schulleitung ist noch eine ganz andere, da man immer sämtliche Verordnungen im Blick haben muss. Das ist bei der Fülle und der Schnelligkeit der Veränderungen nicht immer ganz einfach. Ich denke, jeder von uns wünscht sich die Normalität wieder zurück.
Wie erreichen Sie als Pädagogin, dass den Kindern die Schule Spaß machen? Oder muss das gar nicht sein?
Im Moment habe ich das Gefühl, dass die Kinder den Präsenzunterricht sehr zu schätzen wissen und generell froh sind, in der Schule sein zu dürfen. Natürlich ist mir sonst auch wichtig, dass den Kindern die Schule Spaß macht. Alles, was man buchstäblich „begreiflich“ machen kann, macht den Kindern besonders Spaß. Außerdem lockere ich meinen Unterricht zum Beispiel gerne durch passende kleine Spiele auf – und als man noch singen durfte, habe ich jede Gelegenheit genutzt, das mit den Kindern zu tun.
Ist da wegen Corona nicht auch Improvisationstalent gefragt?
Man muss erfinderisch sein und zum Singen rausgehen oder Lieder durch Bewegungsgeschichten oder Tänze zur CD-Musik ersetzen. Daran haben die Kinder viel Freude. Ich bin froh über unseren gut ausgestatteten Musikraum, der es uns ermöglicht, Instrumente zu nutzen, die corona-unbedenklich sind. Da unsere Schule so nah an Wiesen, Feldern und Wäldern steht, ist es auch gut möglich, nach draußen zu gehen und die Umgebung in den Unterricht einzubauen. Das ist in Städten sicher schwieriger, da wollte ich nicht tauschen.
Welches Verhältnis pflegen Sie zu den Eltern der Schülerinnen und Schüler?
Das sollten Sie vielleicht eher die Eltern fragen! Wir bemühen uns um eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, sind offen für Ideen, Kritik und natürlich besonders für Lob. Auch ich bin Mutter und kann viele Anliegen von Eltern verstehen – dennoch ist es nicht immer möglich, es jedem recht zu machen.
An der Grundschule Bad Laasphe übernimmt parallel zu Ihnen Renate Krack-Schneider die Schulleitung von ihrem Vorgänger Andreas Lachmann. Gibt es eigentlich eine Zusammenarbeit zwischen den Bad Laaspher Grundschulen? Wenn ja: welche? Unterstützt man sich da gegenseitig?
Es gibt eine Regionalgruppe der Wittgensteiner Grundschulleitungen, an deren Videokonferenz ich nun auch schon einmal teilgenommen habe. Dieses Netzwerk ist wahnsinnig hilfreich und man kann vom Schwarmwissen der Anderen profitieren. Gerade für Neulinge ist das eine echte Bereicherung.
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Sind Sie eigentlich noch Chorleiterin bei den „TonSpuren“, dem Chor des CVJM Feudingen?
Ja, ehrenamtlich seit fast 25 Jahren. Und ich mache es Woche für Woche von Herzen gerne! Die „TonSpuren“ des CVJM Feudingen sind ein Chor von außergewöhnlichem Zusammenhalt, das macht es einfach zu etwas ganz Besonderem. Wir haben uns in den Zeiten, in denen Chorproben nicht möglich waren, sehr vermisst und sind momentan glücklich, dass wir zusammen singen, reden, lachen und manchmal sogar weinen dürfen – wenn wir zum Beispiel traurige Lieder im Repertoire haben.
Was fasziniert Sie am Cross-Boccia, das Sie einmal beim 1. Wanderfest Oberes Lahntal geleitet haben?
Cross-Boccia ist ja eine Weiterentwicklung des Boule, nur dass man hierbei nicht mehr ausschließlich auf dem Boden spielt, sondern quasi dreidimensional tätig werden kann. Die dazu genutzten weichen Bälle bleiben nahezu überall liegen und man kann Tische, Treppen oder gar Bäume ins Spiel einbauen. Mich hat daran eindeutig der Spaßfaktor gereizt – und aus dieser Motivation heraus habe ich einen Workshop beim SGV-Hauptverband besucht, um das Spiel in unserer Familienarbeit zu nutzen.
Beim SGV Oberes Lahntal Feudingen sind Sie Fachwartin für Familienarbeit, kümmern sich aber auch um die Angebote für die Kinder. Mit welchen Zielen?
Die meisten SGV-Abteilungen sind sehr überaltert, manche müssen ihre Abteilungen deswegen sogar ganz schließen. Wir wollten in unserem Verein gegensteuern und haben uns verschiedene reizvolle Angebote für Kinder und Familien überlegt. Diese werden immer sehr gut angenommen. Auch haben wir schon mehrfach reine Frauenwanderungen mit kulinarischen Angeboten gemacht, die großen Gefallen gefunden haben. Ganz nebenbei konnten wir so neue Mitglieder gewinnen und unsere SGV-Abteilung zu einer der mitgliederstärksten und jüngsten der Region machen. Außerdem ist es mir natürlich ein Anliegen, Kinder in die Natur zu bringen. Das muss nicht immer eine lange Wanderung sein. Wir begeistern die Kinder auch gerne mit Aktionen wie Drachenbau, einer Fledermauswanderung, einer Nachtwanderung oder Waldbingo.
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Wie unterstützt Sie Ihre Familie beim Start in die neue Leiterinnen-Funktion?
Ohne meine Familie wäre das gar nicht möglich. Ich habe volle Rückendeckung von meinem Mann und meinen Kindern. Da ich nun noch mehr in der Schule eingebunden bin, muss jeder bereit sein, gewisse Aufgaben für die Allgemeinheit zu übernehmen. Aber meine Kinder sind Gott sei Dank schon 16 und 21 und entsprechend selbstständig. Besonders dankbar bin ich für die Hilfe meiner Eltern und Schwiegereltern, zu denen wir engen Kontakt haben und die uns unterstützen, wo es nur möglich ist.