Die Assistenzhündin erschnüffelt die Schocks lange bevor der Erkrankte etwas bemerkt. Wittert „Hanni“ einen Anfall – weckt sie ihr Herrchen.
Bad Berleburg. Labrador „Hanni“ ist nur auf den ersten Blick eine gewöhnliche Hündin. Die Hundedame ist nicht weniger als Schutzengel, Lebensretterin und -versicherung für Thorsten Habel. Der 44-Jährige leidet an Anaphylaxie – er muss jederzeit mit allergischen Schocks rechnen, bei denen der Erstickungstod droht.
Neun von zehn Schocks treten dabei nachts auf, dann wacht Thorsten Habel erst mit Atemnot auf. „Vor Hanni war ich sehr oft in der Notaufnahme – entweder habe ich den Notruf gewählt oder habe mich selbst noch ins Klinikum schleppen können“, erinnert sich der Hundehalter an die Anfänge seiner Krankheit vor gut 16 Jahren. „Durch ,Hanni‘ hat sich das schlagartig geändert – ich kann wieder ein normales Leben leben und ruhig schlafen“, erzählt Thorsten Habel.
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Assistenzhunde können Unglaubliches
Die Assistenzhündin erschnüffelt die Schocks lange bevor der Erkrankte etwas bemerkt. Wittert „Hanni“ einen allergischen Anfall – gerade nachts – weckt sie ihr Herrchen. Und bringt ihm direkt seine lebenserhaltenden Medikamente: einen sogenannten Autoinjektor, der Adrenalin enthält. Längst ist „Hanni“ im Internet eine Berühmtheit. Im sozialen Netzwerk Instagram folgen ihr unter „Assistenzhund.Hanni“ rund 12.700 Menschen.
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Nun war sie gemeinsam mit Thorsten Habel vor Ort in Bad Berleburg. Seitdem ist am Eingang zum Bürgerbüro der Stadt Bad Berleburg ein Aufkleber angebracht: Dass Assistenzhunde im gesamten Rathauskomplex seit jeher willkommen sind, ist nicht neu, vielmehr sind Hunde im Rathaus gelebte Praxis – nun allerdings hängt am Eingang ein sichtbares Zeichen dafür, für die Zutrittskampagne „Assistenzhund willkommen“.
Informationen gibt es jetzt im Rathaus
Im Bürgerbüro selbst liegen Informationsflyer aus. Nach Städten wie Freiburg, Köln oder Wolfsburg bekennt nun auch das Rathaus in Bad Berleburg offiziell Farbe. „Als wir von der Kampagne gehört haben, haben wir keinen Moment gezögert und zugesagt. Wir wollten damit ein nachhaltiges Zeichen setzen – auch im Sinne der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, denen wir uns als Stadt der Dörfer verschrieben haben. Diese sehen ein gesundes Leben für alle explizit vor“, erklärte Bernd Fuhrmann.
Der Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg brachte das nachhaltig sichtbare Zeichen nach außen gemeinsam mit Thorsten Habel und Assistenzhund „Hanni“ am Eingang an. Der Kontakt kam über Rathausmitarbeiter Julian Knoche zustande. Er kennt Thorsten Habel privat und machte die Kampagne in der Verwaltung bekannt. Diese betreibt der Assistenzhundehalter aus Dortmund gemeinsam mit der Verein „Pfotenpiloten“, die durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert ist. „Hanni“ ist inzwischen Botschafterin und „Schirmhündin“ für die Kampagne. Ziel ist es, etwa Gastronomen, Einzelhändler, Arztpraxen und Krankenhäuser auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen – und zum Mitmachen zu bewegen. „Wir sind stolz über jeden Erfolg, den wir damit haben – das ist immer ein Meilenstein. Wenn nun die Stadt Bad Berleburg mitmacht, dann ist das ein weiteres wichtiges Signal nach draußen“, freute sich Thorsten Habel.
„Hanni" öffnet als Vorzeige-Hund die Türen
Neben Städten aus der gesamten Republik sind inzwischen auch Einrichtungen wie das Dortmunder Klinikum oder die VAMED-Klinik in Bad Berleburg mit im Boot – und Borussia Dortmund. Im Inneren des Stadions des Fußball-Bundesligisten war „Hanni“ der erste Hund überhaupt, der Zutritt erhalten hat. Nun sind Assistenzhunde im Rahmen von Stadiontouren und -besichtigungen – Fußballspiele sind aufgrund des hohen Stressfaktors für die Tiere unzumutbar – dort stets willkommen, nicht nur zur Freude von BVB-Fan Thorsten Habel, sondern für alle Betroffenen und Unterstützerinnen und Unterstützter der Kampagne.
Doch am Ziel sind die „Pfotenpiloten“ und Thorsten Habel längst nicht – im Gegenteil: Die Akteure wollen weiter für das wichtige Thema Assistenzhund sensibilisieren, die ihren Halterinnen und Haltern in jeder Alltagssituation das Leben retten können. Und damit auch die Krankenkassen dazu bewegen, die Kosten für ein solches Tier zu übernehmen. Denn Kauf und Ausbildung kosten bis zu 25.000 Euro. „Der Wert eines solchen Tieres ist im Ernstfall unbezahlbar. Es gibt viele kranke Menschen, denen ein solches Tier guttun würde, die es sich aber nicht leisten können. Die Krankenkassen zahlen nicht dafür – genau das wollen wir aber erreichen“, erklärte Thorsten Habel. Der Dortmunder will nicht aufhören, dafür zu kämpfen und sein Thema weiterhin platzieren – so wie nun in Bad Berleburg.