Wittgenstein. 2020 sind laut IG Bau 1900 Minijobs in Siegen-Wittgenstein weggefallen. Auch in der Pflege und Gastronomie wird Personal gesucht.
Laut IG Bau sind im Kreis Siegen-Wittgenstein im vergangenen Jahr rund 1900 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse weggefallen. Innerhalb von zwölf Monaten sank ihre Zahl um sechs Prozent auf zuletzt 29.500, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG Bau beruft sich hierbei auf neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. „Der Rückgang zeigt, dass Minijobs alles andere als krisenfest sind. In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-Kräften, die allerdings weder Anspruch auf das Kurzarbeiter- noch auf das Arbeitslosengeld haben“, kritisiert Friedhelm Kreft. Der Bezirksvorsitzende der IG Bau Westfalen Mitte-Süd fordert, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und Betroffene besser zu schützen. Nach Kreft sollten Minijobs ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig werden. Doch wie ist die Situation in Wittgenstein? Welche Folgen hat der Wegfall für die aktuelle Situation der Arbeitgeber? Die Lokalredaktion hat sich in verschiedenen Bereichen – nicht nur im Baugewerbe – einmal umgehört.
Die Gebäudereinigung
Michaela Möhn-Neus betreibt in Bad Berleburg eine Gebäudereinigung. Sie sucht händeringend nach neuen Mitarbeitern. „Wenn es nach mir ginge, würde ich morgen sofort jemanden einstellen. Aber es ist einfach niemand zu finden.“ Bei ihr sei im vergangenen Jahr kein einziger Minijob weggebrochen. Zwar waren wenige ihrer Mitarbeiter kurzfristig davon betroffen, konnten aber nach zwei bis drei Wochen wieder ihren Dienst antreten. Die Suche nach Mitarbeitern aber sei nicht Corona geschuldet.
„Das trifft mich bereits seit vier bis fünf Jahren.“ Der Personalmangel sei nichts Neues für Möhn-Neus. „Das liegt auch an der Vollbeschäftigung hier in Wittgenstein. Wir haben hier nur einen geringen Teil an Arbeitssuchenden.“ Daher sucht die Bad Berleburgerin weiter nach neuen Mitarbeitern. „Ich hätte gerne noch stabil zwei Leute, die bei mir arbeiten. Aktuell muss ich Aufträge absagen, bzw. kann keine neuen mehr annehmen, weil mein Personal auch irgendwann an seine Grenzen stößt.“
In der Pflege
Und wie schaut es in der Pflege aus? „In unseren Kliniken in Bad Berleburg waren die Beschäftigungsverhältnisse von Mitarbeitern mit geringfügigen Beschäftigungen zu keinem Zeitpunkt durch die Corona-Pandemie betroffen“, sagt Volker Martin von der Vamed-Unternehmenskommunikation. „Wir beschäftigen an unseren Standorten Mitarbeiter der unterschiedlichsten Berufsgruppen und sind immer wieder auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, überwiegend in Teil- oder Vollzeit. Darüber hinaus suchen wir für unterschiedliche Bereiche immer wieder Mitarbeiter für geringfügige Beschäftigungen, beispielsweise im Bereich der Speisenversorgung und der Reinigung. Diese Stellen konnten bislang problemlos besetzt werden.“
Und beim DRK? „In unseren Testzentren konnten wir acht Minijobs erfolgreich vergeben, sechs davon an Studierende. Die neu gewonnen Kräfte wurden zu Beginn umfassend geschult und eingewiesen. Alle sind bis heute tatkräftig im Einsatz. In unserem Fahrdienst waren in der Zeit der Pandemie keine Entwicklungen zu beobachten, die über die natürliche Fluktuation hinausgehen“, sagt Karin Schlabach, stellvertretende Leiterin der Personalabteilung des DRK-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein.
In der Hotellerie
Fachkräfte werden händeringend gesucht – so Sylvia Köster-Benkendorf vom Hotel Alte Schule in Bad Berleburg. „Wir hatten das Glück, dass all unsere Mitarbeiter den Weg gemeinsam mit uns gegangen sind“, sagt sie. Auch das Hotel Alte Schule sucht derzeit Mitarbeiter – als Frühstücksdienst für Hotelgäste und als Zimmerreinigungskraft. Corona habe die Suche zwar noch einmal erschwert, dennoch aber sei der Personalmangel – egal ob Minijob oder Vollzeitjob – nichts Neues. „Dennoch merkt man, dass die Menschen vorsichtiger geworden sind – auch im Job. Sie schauen schon teilweise, mit wie vielen Menschen sie in Kontakt kommen, sie haben schon Respekt davor. Und auch sonst: Der Arbeitsmarkt ist schwieriger geworden. Es ist ein Arbeitgebermarkt. Alle Bereiche suchen gerade Personal.“