Wittgenstein/Dernau.

„Hier wird jede Hilfe gebraucht“, berichtet der Feudinger Christian Bernshausen aus dem Ahrtal. Während des Gesprächs mit dem 38-Jährigen im Katastrophengebiet bricht das Handynetz immer wieder weg. Der Bauunternehmer hatte die Bilder von verwüsteten Ortschaften gesehen und sich gedacht: „Da musst Du was tun!“ Doch das ist leichter gesagt als getan.

Zunächst lehnten die Behörden seine Hilfe mit Baumaschinen und fachkundigem Personal ab. Das war am Samstag. „Doch schon am Montag rief mich eine Frau von einer Hilfsorganisation aus dem Ahrtal an und sagte, dass sie uns dringend brauchen. Dass unsere Hilfe abgelehnt worden sei, sei eine Frechheit“, berichtet der Feudinger. Kurze Zeit später habe er Kontakt zum Ortsbürgermeister von Dernau gehabt. Der Ortsteil von Altenahr – zwischen Mayschloß und Bad Neuenahr gelegen – zählt gut 1800 Einwohner. Von denen stehen gut 70 Prozent aktuell ohne Wohnung da. Schlamm, Schutt und Müll türmen sich in den Straßen und viele Häuser sind stark beschädigt. Es gibt also viel Arbeit für Christian Bernshausen und seine Helfer.

Karte Dernau
Karte Dernau © Lars-Peter Dickel | Diana Leboch

Jetzt ist er mit 25 Mitarbeitern seiner Firma und schwerem Gerät in Dernau. „Wir sind hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt er und will vorerst bis kommenden Sonntag bleiben. „Wir verbringen unseren Jahresurlaub hier“, schmunzelt Bernshausen. Und die anderen, eigenen Baustellen in der Heimat? „Die müssen jetzt warten. Dafür muss man Verständnis haben“, beweist der Unternehmer Haltung. Und über die Hilfe mit Baumaschinen hinaus organisiert der 38-Jährige Familienvater auch noch Hilfe aus Feudingen. Dort wird in Säcke verpackte Wäsche von Familien aus Dernau gewaschen, damit diese endlich wieder saubere Sachen anziehen können. Hunderte Helfer in der Heimat kommen so zusätzlich ins Spiel. Aber an der Ahr werden alle Arten von Experten und Tatkräftige gebraucht. „Es gibt sicher noch Leute die mitanpacken können“, sagt er – selbst wenn es nur für zwei Tage wäre. Die Unterkünfte werden gestellt.

Bernshausens Vorbild macht Schule. In Bad Berleburg hat sich Dachdeckermeister Paul Haas vorgenommen, mit seinem Lastwagen mit Kran Trinkwasser-Behälter in die Krisenregion zu bringen. „Ich wollte nicht untätig hier rumsitzen“, sagt er. Die Behälter für das Trinkwasser erhält er von der Raumländer Firma Obermeier. Und auch die Firma AST in Erndtebrück wird Trinkwasser-Container spenden, das steht auf deren Instagram-Seite.

Anforderung ist wichtig

Die Wittgenstein-Berleburgsche Rentkammer steht auch in den Startlöchern. Dieser Kontakt kam über Paul Haas zustande. Rentkammerdirektor Johannes Röhl und auch Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg sind einverstanden. „Voraussetzung ist, dass es vor Ort eine Organisation gibt, die uns anfordert und sagt, was zu machen ist“, erläutert Röhl. Er will vermeiden, dass Helfer und Gerät unnötig durchs Land fahren. Die Rentkammer könnte Tieflader mit schweren Traktoren samt Ketten und Frontladern stellen, um Schutt zu räumen. Mit Partner-Unternehmer Martin Winter könnte man auch noch einen Forwarder – ein Räumgerät – zur Verfügung stellen. Und zusätzlich stehen die Forstwirt-Azubis der Rentkammer mit ihrem Meister als „Fußtruppe“ bereit, um Wege freizuschneiden. „Das alles würde im Rahmen der Arbeitszeit passieren“, macht Röhl deutlich.