Wittgenstein. Veranstalter und Gastronomen halten an Hygienekonzepten und Schützenvereine an Absagen fest. Rückgang der Kunden in einigen Teststellen.

Die Wittgensteiner Gastronomen und Veranstalter reagieren zurückhaltend auf die neueste Entwicklung bei den Corona-Schutzverordnungen. Ab Freitag, 9. Juli, gilt landesweit in allen Kommunen und Kreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 10 die „Inzidenzstufe 0“.

Die Regelungen

Sie ermögliche eine weitgehende Normalisierung vieler Lebensbereiche, heißt es aus dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf. So entfallen beispielsweise die Kontaktbeschränkungen. Auch die Einhaltung des Mindestabstands zu anderen Personen wird weitgehend nur noch empfohlen. Die Maskenpflicht soll grundsätzlich nur noch im ÖPNV und im Handel gelten und wird ansonsten auch in Innenbereichen lediglich empfohlen. Die Regelung zur Maskenpflicht in Schulen bleibt von den Änderungen unberührt. In vielen Bereichen kann die Verpflichtung der Kontaktdatenerfassung entfallen – auch in der Gastronomie.

Weil aber die Teststrategie weiterhin eine große Bedeutung hat, sollen für Kulturveranstaltungen weiterhin eine Negativ-Testpflicht gelten. Alternativ könnten – wie bei der Kulturgemeinde Bad Berleburg praktiziert – auch Schachbrett-Sitzordnungen und eine Begrenzung der Kapazität auf ein Drittel der möglichen Besucher – vorgesehen sein. Bei privaten Feiern mit mehr als 50 Personen oder bei Volksfesten müssen von allen noch nicht durch Impfung oder Genesung immunisierten Personen negative Testergebnisse vorgelegt werden. Die Veranstalter sind zu Eingangskontrollen oder stichprobenartigen Kontrollen verpflichtet.

Stimmen aus Wittgenstein

Die Bad Berleburger Kulturgemeinde hält an ihrem Hygiene-Konzept für die noch bis Sonntag laufende Internationale Musikfestwoche fest. Kern ist dabei, dass die Kulturgemeinde vom traditionsreichen Spielort Schloss Berleburg auf das Bürgerhaus am Markt ausgewichen ist, weil dort auch mit Abstand rund 200 Menschen im Publikum Platz nehmen können. Auch die bislang geltenden Bestimmungen zur festen Platzreservierung und Kontaktnachverfolgung sowie die Nachweise für Impfung, negativen Test oder des genesen seins bleiben bestehen. „Das hat bislang bei zwei Konzerten ganz wunderbar funktioniert und wir werden für die restlichen Konzerte nicht davon abweichen. Dafür bitten wir das Publikum um Verständnis“, sagte der Vorsitzende Andreas Wolf.

Der Jugendförderverein Bad Berleburg ist aktuell immer donnerstags mit seiner Reihe „Ein Sommerabend“ unterwegs und bietet dabei an wechselnden Standorten in Bad Berleburg Livemusik und Poetry-Slam: „Wir halten jetzt erst einmal an der Anmelderegelung fest. Das ist jetzt auch einfacher, als in zwei Wochen wieder zurückrudern zu müssen, wenn die Inzidenzwerte wieder steigen sollten. Außerdem freuen wir uns natürlich auch auf Menschen die spontan vorbeischauen. Die müssen sich dann vor Ort wegen der Kontaktnachverfolgung registrieren und etwas Geduld mitbringen“, sagt Sandra Janson, Geschäftsführerin des Jugendfördervereins. „Wenn wir feststellen, dass alles gut läuft, können wir die Regelungen in den kommenden Wochen immer noch anpassen.“

Festhalten an den Hygienekonzepten

Im Westfälischen Hof in Erndtebrück und dem dazu gehörenden Café Auszeit verfallen die Betreiber wegen der „Inzidenz Null“ auch nicht in Euphorie: „Das kommt alles holterdiepolter“, sagt Diana Hundte, die die beiden Betriebe mit Stephan Frettlöh betreibt. „Wir werden da sehr vorsichtig verfahren und die Maskenpflicht für unsere Mitarbeiter beibehalten. Auch unsere Plätze werden wir nicht wieder auf das Vor-Corona-Niveau aufstocken“, sagt die Erndtebrückerin.

„Auf einmal soll die Kontaktnachverfolgung nicht mehr nötig sein und wir haben gerade erst die Luca-App eingeführt. Das ist einfach zu viel“, schüttelt Diana Hundte über die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen der Regeln kommen, mit dem Kopf. Und sie fragt sich, was in ein paar Wochen ist: „Die Rolle rückwärts wollen wir nicht machen“. Lieber halten die vorsichtigen Gastronomen erst mal an bewährten Hygienekonzepten und Kontaktnachverfolgung fest. „Das kennen wir ja seit zwei Jahren.“

Die Wittgensteiner Schützenvereine hatten sich in den drei Kommunen im Vorfeld der Saison mehrheitlich bereits darauf verständigt, dass keines der traditionsreichen Feste stattfinden könne und dabei im zweiten Jahr in Folge auch den Solidaritätsgedanken der Vereine untereinander in den Vordergrund gestellt. „Entweder alle oder keiner.“

Wolfgang Dickel, Vorsitzender des Schieß- und Schützenvereins Feudingen, betonte an dieser Stelle, dass es aber leider nicht zu einer einheitlichen Absage durch alle Vereine gekommen sei. Das sei an zwei Bad Berleburger Vereinen gescheitert. Generell aber sei unter den Schützen „Solidarität das höchste Ziel“, deshalb werde es keine Feste geben.

Was „Null-Inzidenz“ nun für Veränderungen bringt, ist auch bei den Schützen vollkommen unklar. Möglicherweise werde es das eine oder andere kleine Fest geben – ohne Vogelschießen. Das wollte sich der Vorsitzende des Schützenkreises Wittgenstein – Günter Schmidt – nicht festlegen. Allerdings legt der Funktionär den Finger in eine andere Wunde. „Was ist mit den Hygienekonzepte an und hinter der Theke? Da wünschen wir uns noch mehr Klarheit“, so Schmidt. Immerhin gehe es auch um die Frage, ob Biergläser wie früher kalt gespült werden oder, ob inzwischen sogar Spülstraßen notwendig sind. Die Investitionen für solche technischen Lösungen kann teuer werden.

>>>>> Teststellen: Deutlicher Rückgang der Kunden <<<<<

Freibad, Open Air Konzerte, Restaurantbesuche – für viele Freizeitaktivitäten brauchte man lange Zeit einen negativen Corona-Test, Impfnachweis oder musste genesen sein. Seit einigen Tagen und Wochen aber ist vielerorts die sogenannte Nachweispflicht nicht mehr notwendig – heißt: Oftmals wird ein negativer Test zum Vorzeigen aktuell nicht mehr benötigt. Aber was bedeutet dies für die Testzentren im Altkreis Wittgenstein? Welche Folgen haben ein möglicherweise deutlicher Rückgang der Kunden für die Öffnungszeiten, das Personal und die Zentren überhaupt? Wir haben einmal bei einigen Zentren in der Region nachgefragt.

Erndtebrück

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Seit dem 29. April finden die Testungen der Covid-Schnellteststation in Erndtebrück in den Räumlichkeiten des DRK Zentrums, Struthstraße 8, statt. Die Terminbuchung läuft online unter www.apotheke-knoche.de. Doch nur noch wenige Menschen haben in den vergangenen Tagen das Angebot in Anspruch genommen. „Man merkt einen deutlichen Rückgang an Kunden, weil einfach nicht mehr so oft ein Test benötigt wird“, so Apotheker Hermann Knoche. Die aktuellen Zeiten werden vom DRK abgedeckt. „Man muss den Bedarf hier aber auch an die Nachfrage anpassen.“ Heißt: Die Öffnungszeiten auf die Kernzeiten begrenzen. „Das Angebot aber wird aufrecht gehalten.“

Bad Laasphe

Im Testzentrum Wittgenstein – in der Industriestraße 9 – ist die Nachfrage weiterhin stabil – vor allem vor dem Wochenende. „Freitags und samstags haben wir schon einige Kunden, die sich von sich aus testen lassen möchten, ohne dass sie einen Test unbedingt benötigen, zum Beispiel wenn sie zu einem Geburtstag möchten“, sagt ein Mitarbeiter. In der Woche aber bemerke man schon, dass es ein wenig ruhiger geworden ist. „Das hat aber keine Auswirkungen auf die Öffnungszeiten. Die bleiben wie gewohnt bestehen. Zudem rechnen wir mit einer vierten Welle – so sind wir gut vorbereitet, sollte sie wirklich irgendwann kommen.“

Bad Berleburg

Und wie schaut es bei den Testzentren in Bad Berleburg aus? Im Drive In der Tierarztpraxis Arfeld ist nach wie vor die Nachfrage an den kostenlosen Schnelltest groß. „Hier ist eigentlich immer etwas los – die Menschen kommen nach wie vor regelmäßig zum testen“, sagt eine Mitarbeiterin auf Nachfrage dieser Zeitung. Derzeit aber sei man dabei, die Testzeiten anzupassen. „Wenn wir voll sind und die Nachfragen da sind, hängen wir auch mal noch eine Stunde dran.“

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In der Hof Apotheke hingegen sei schon zu bemerken, dass die Nachfrage an Testnachweisen etwas gesunken ist. „Wir merken schon, dass es weniger geworden ist. In der vergangenen Woche, als die Schulabschlüsse waren, ging es noch. Aber jetzt in den Ferien merkt man es schon“, heißt es auf Nachfrage. Daher wurden auch hier die Testzeiten angepasst.

Derzeit wird montags, mittwochs, freitags und samstags getestet. Dienstag und Donnerstag sind keine Testtage, es sei denn es wird dringen ein Test benötigt. „Dann kann man uns natürlich gerne ansprechen“, sagt eine Mitarbeiterin der Apotheke.