Wittgenstein. Holz, Lacke, Elektroteile: Immer wieder machen Lieferengpässe Schlagzeilen – auch in Wittgenstein? Wir haben uns bei einigen Handwerkern umgehört.
Die Baubranche boomt nach wie vor – allein 95 Prozent der Tischler in NRW berichten, dass die Einkaufspreise für Holz und andere Rohstoffe seit Jahresbeginn deutlich gestiegen sind, so auch im Kreis Siegen-Wittgenstein. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Fachverbandes Tischler NRW hervor. Das führt in vielen Branchen zu längeren Lieferzeiten und Preissteigerungen.
„Um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können, sind viele Betriebe gezwungen, ihre Verkaufspreise entsprechend anzupassen“, so Klaus Reuter, Obermeister der Tischler-Innung Westfalen-Süd, in einer Pressemitteilung. „Lieferengpässe gibt es beispielsweise auch bei Lacken, Kunststoffen und vor allem bei Metall. Das führt dazu, das zum Beispiel Beschläge für Möbel, Fenster und Türen nur mit zeitlicher Verzögerung geliefert werden können. Verbraucher müssen sich daher auf längere Wartezeiten einstellen.“ Doch wie ist die Lage im Altkreis Wittgenstein? Was berichten lokale Dachdecker, Installateur und Schreiner diesbezüglich? Die Lokalredaktion hat sich in verschiedenen Bereichen des Handwerks umgehört.
Der Schreiner
Schreinermeister Richard Saßmannshausen aus Erndtebrück kann nicht klagen: „Wir sind davon eher weniger betroffen, da wir hauptsächlich Bohlen verwenden und weniger OSB-Platten. Wobei wir die kürzlich erst bestellt und auch bekommen haben. Aktuell ist noch ausreichend Material vorhanden. Die Edelstahlsachen hängen ein bisschen und auch Lacke könnten demnächst knapp werden. Aber aktuell bekommen wir noch alles.“
Auch Heinrich Scheffel aus Bad Berleburg bekommt derzeit noch alles. Aber: „Es dauert alles. Die Lieferzeiten sind lang und die Preise hoch.“ Vor allem im Bereich OSB-Platten und Fichtenlatten gebe es Engpässe. „Der Rest aber geht eigentlich.“ Dennoch sorgen die langen Lieferzeiten für wirtschaftliche Probleme. „Fensterteile, die vorher vier Wochen dauerten, dauern nun zwölf Wochen. Die Zeit muss ja auch überbrückt werden – auch wirtschaftlich.“
Der Dachdecker
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Dachdeckermeister und Energieberater (STS Dach- Wand- und Abdichtungstechnik) Stephan Stremmel aus Bad Laasphe kann sich ebenfalls nicht über Engpässe beschweren. „Vielleicht sieht das bei den großen Firmen, die mehr brauchen, anders aus. Ich aber kann mich nicht beklagen – wir kommen an alles dran, was wir brauchen.“ Was er aber bemerkt – die Preise sind stark angestiegen. „Es ist teurer geworden – die Preise haben sich mehr als verdoppelt“, so Stremmel.
Und wie schaut es bei der Stenger Bedachungs GmbH & Co. KG in Aue aus? „Engpässe gibt es beim Holz und der Dämmung – ansonsten aber geht es“, heißt es auf Nachfrage. Zirka sechs Wochen länger sind die Lieferzeiten hier.
Der Installateur
Im Installateurbereich macht sich die Materialknappheit so langsam bemerkbar. „Noch haben wir genug Material, aber es wurde schon angekündigt, dass es in ein bis zwei Monaten auch bei uns knapp wird“, so Henning Weller von der Firma Pommer Heizung, Sanitär, Klima. Ein Kalkulieren zwecks Lieferzeit und Preis sei somit kaum möglich.
Im Autohaus
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In der Automobilbranche gibt es ebenfalls Engpässe. Das betrifft vor allem elektronische Bauteile, wie beispielsweise Elektrosätze für Anhängerkupplungen oder andre Kleinigkeiten. „Das ist aber nur ein Beispiel“, so Stefan Kroh, Geschäftsführer des Bad Berleburger Autohauses Kroh. „Die Engpässe im Elektronikbereich führen aber auch zu längeren Lieferzeiten und das wiederum hat ja auch Auswirkungen auf die Lieferzeiten der Autos.“
Der Baumarktleiter
Rene Schachtschneider, Leiter des Bad Berleburger Hagebaumarktes sieht gerade im Bereich Holz und Garten- bzw. Terrassenartikel Engpässe. „An Holz ist aktuell schwer zu kommen. Einige Artikel im Garten- und Terrassenbereich werden auch nicht mehr geliefert. Aber unsere Kunden wissen von dem Materialmangel in diesem Sektor und sind diesbezüglich auch sehr verständnisvoll.“ Die anderen Bereiche seien nicht so stark betroffen.