Bad Berleburg. Der Chefarzt der Bad Berleburger Vamed-Akutklinik Ulrich Schymatzek weiß, welche Gefahren im Homeoffice lauern und hat einfache Tipps parat.

Die Corona-Pandemie birgt nicht nur die allseits bekannte Gefahr, die das Virus für den Körper birgt. Die Einschränkungen wie Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Pandemie wie auch der Aufenthalt im Home Officeführen auch zu Bewegungsmangel – und der kann die Venen strapazieren. Wie gefährlich das für die Gesundheit sein kann, hat uns Ulrich Schymatzek, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in der Vamed-Klinik Bad Berleburg, erklärt.

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Schwere Beine, geschwollene und schmerzende Waden, sichtbare Besenreiser und Krampfadern bis hin zu Thrombosen mit der lebensbedrohlichen Komplikation einer Lungenembolie – die Venengesundheit wird laut der AOK häufig unterschätzt und eher als kosmetisches Problem abgetan.

Die Gefahr

Doch wie gefährlich kann die derzeitige Situation wie das Home Office in dieser Hinsicht sein? „Mangelnde Bewegung ist eine Hauptursache für das Entstehen von Venenerkrankungen im Bereich der Beine. Durch Home-Office entfällt der tägliche Weg zur Arbeit und wieder nach Hause. Man verbringt deutlich mehr Zeit

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sitzend vor dem Computer und bewegt sich unter Umständen noch weniger als zuvor. Durch längeres Sitzen verlangsamt sich der Blutfluss in den Beinen, das Blut staut sich dort, es entsteht ein Druck auf die Gefäßwände und die Blutgefäße dehnen sich aus“, erklärt Schymatzek den Vorgang im Körper: „Die Venenklappen, die für den Rückfluss des Blutes zum Herzen mitverantwortlich sind, schließen nicht mehr richtig, es entstehen Krampfadern. Kommen hier zusätzliche Risikofaktoren hinzu, entsteht im schlimmsten Fall eine tiefe Beinvenenthrombose.“

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Auch bei einer Covid-19-Erkrankung treten vermehrt venöse Thrombosen und Lungenembolien auf, weiß AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider: „Dies liegt an direkten Schädigungen der Gefäßwand und an Gerinnungsstörungen, welche im Rahmen der Erkrankung auftreten können.“ Im Gegensatz dazu gibt es keine Hinweise dafür, dass typische Thrombosen und Lungenembolien durch die Impfung gegen Corona häufiger auftreten,zudem haben Menschen mit einer positiven Thromboseanamnese nach einer Impfung mit Astrazeneca kein erhöhtes Risiko für eine Hirnvenenthrombose.

Die Ursachen

„Gerade zu Zeiten der Corona-Kontaktbeschränkungen reduziert sich der Bewegungsradius der Menschen im Kreis Siegen-Wittgenstein messbar. Hierdurch steigt das Risiko, Thrombosen zu erleiden“, erklärt Schneider. Aber: Venenerkrankungen sind nicht allein auf eine sitzende Tätigkeit zurückzuführen, betont Schymatzek.

„Die Ursachen für Venenleiden sind in der Regel vielfältig: Allgemein anerkannte Risikofaktoren für das

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Entstehen von Venenerkrankungen der Beine sind neben mangelnder Bewegung das Übergewicht, bestehende Herzkreislauferkrankungen, Nikotinkonsum, ein höheres Alter und die Einnahme von östrogenhaltigen Medikamenten wie z.B. der ,Pille’ oder auch Hormonpräparate, die während der Wechseljahre eingenommen werden. Besteht in der Vorgeschichte eine bösartige Erkrankung, ist das Risiko für eine Beinvenenthrombose zusätzlich erhöht“, so Schymatzek weiter.

Die Prophylaxe

„Generell ist jede zusätzliche Art der Bewegung im Home-Office hilfreich, um einer Venenerkrankung der Beine vorzubeugen. Seien Sie auch im Home-Office mobil, indem sie z.B. für Telefonate aufstehen und sich im Zimmer bewegen“, rät Schymatzek zur Vorbeugung. Das Betätigen der Wadenmuskulatur wirke wie ein „Pumpmechanismus“, der das Blut aus den Beinen zum Herzen zurück transportiert. Regelmäßige kleinere Übungen, die die „Wadenmuskelpumpe“ aktivieren, können problemlos während sitzender Tätigkeit am Schreibtisch durchgeführt werden.

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„Ein Beispiel dafür ist die ,Fußwippe’. Dabei werden die Fersen beider Beine werden nach oben gezogen, während der Vorfuß weiter Bodenkontakt hat. Anschließend werden die Fersen mit Kraft wieder auf dem Boden gedrückt. Diese Übung kann nach Belieben wiederholt werden. Vergessen Sie nicht ausreichend zu trinken und sorgen Sie nach getaner Arbeit für einen körperlichen Ausgleich“, erklärt Schymatzek. Zur Prophylaxe können bei längerem Sitzen, aber auch bei stehenden Tätigkeiten auch sogenannte Thromboseprophylaxestrümpfe, also Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse I, getragen werden.