Wittgenstein. Der stationäre Handel leidet unter der Corona-Pandemie. Das neue Beratungsangebot soll den Händlern in Wittgenstein helfen, digitaler zu werden.

„Wenn das so weitergeht, dann werden unsere Innenstädte bald ein komplett anderes Gesicht haben.“ So drastisch fasst Klaus Gräbener, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen, die angespannte Situation im stationären Einzelhandel zusammen. Seit Monaten können Händler ihre Läden nicht öffnen. Parallel gewinnt der große Konkurrent namens Online-Handel während der Corona-Krise noch an Stärke. Gerade im Online-Bereich besteht Handlungsbedarf – sonst können die stationären Händler in den Innenstädten nicht bestehen.

Einzelhändler sind alle auf einem anderen Stand

Deshalb hat die IHK Siegen ein neues Beratungsangebot für die Wittgensteiner Einzelhändler ins Leben gerufen, um bei der digitalen Transformation zu helfen. Hierfür steht den Händlern Junior-Professor Dr. Thomas Ludwig von der Universität Siegen als IT-Experte beratend zur Seite. Er bringt in diesem Bereich nicht nur das nötige Fachwissen mit, sondern kennt sich als gebürtiger Erndtebrücker auch mit dem Einzelhandel in Wittgenstein aus. Er will die Händler dabei unterstützen, sich mit ihrem Geschäft erfolgreicher in der digitalen Welt zu bewegen – und den stationären Einzelhandel so zu stärken. „Die Einzelhändler sind natürlich alle auf einem anderen Stand. Manche haben bereits einen Online-Shop und wollen ihn weiter ausbauen. Für andere geht es beispielsweise um kontaktlose und digitale Bezahlsysteme. Manche stehen aber auch noch komplett am Anfang.“

Doch wie genau läuft so eine Online-Beratung eigentlich ab? „Zuerst führen wir eine Ist-Analyse durch“, erklärt Dr. Thomas Ludwig, „und schauen, auf welchem Stand man ist. Und dann schauen wir gemeinsam, wie man erfolgreicher werden kann. Zum Beispiel: Wie binde ich den Kunden langfristig an mich?“ Dann wird gemeinsam geschaut, welche IT-Dienstleister aus der Umgebung für die Umsetzung der Projekte in Anspruch genommen werden könnten. „Die Beratung soll quasi ein Sprungbrett in die digitale Welt sein“, erklärt IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener.

Menschen sehnen sich nach persönlicher Beratung

Die Möglichkeiten, sich auch als stationärer Einzelhändler digital zu bewegen, sind grenzenlos: Das können virtuelle 3D-Rundtouren mit dem Smartphone oder einer Virtual-Reality-Brille durch den Laden sein, ein Webshop, digitale Geburtstagsgrüße an die Kunden oder ein Newsletter. Denn auch, wenn sich der Einzelhandel sicher verändern wird, ist sich Dr. Thomas Ludwig trotzdem sicher, dass er eine Zukunft hat: „Im Geschäft vor Ort haben die Leute einen persönliche Beratung und soziale Nähe zu den Menschen. Danach sehnen sich viele – das hat Corona uns auch noch mal gezeigt. Das gibt es online eben nicht.“