Bad Berleburg. Zum Platz ohne alten Bäume sagt Benkendorf: „Auch wir vermissen sie manchmal. Aber es gibt auch Gäste, die sich freuen.“

Als graue und triste Betonwüste beschreiben Kritiker den neuen Goetheplatz in der Bad Berleburger Oberstadt. Aber wie sehen die Anlieger das renovierte Wohnzimmer der Stadt? Wir haben mit den Gastronomen gesprochen.

Andreas Benkendorf vom Hotel Alte Schule, der mit dem „Fliegenden Klassenzimmer“ und dem früheren Museum gleich mit drei Gebäuden im Süden des Platzes Anlieger ist, zeichnet ein differenziertes Bild, wegen der Gestaltung und der teilweise problematischen Verkehrsführung.

Mehr Farbe gewünscht

In der ursprünglichen Planung sei der Platz gar nicht so grau gewesen. Damals habe es auch noch ein rötlicheres Pflaster gegeben. „Wir hätten uns durchaus mehr Farbe gewünscht“, sagt Benkendorf. Das Pflaster und die traditionellen Schiefer-Dächer und -Fassaden verstärken den aktuell tristen Eindruck. Aber Benkendorf betont auch, dass mit der Außengastronomie mehr Leben und mehr Farbe auf den Platz kommt. „Wir haben in einen neuen Biergarten investiert. Der ist bestellt und wir warten darauf, dass er geliefert wird.“ Gemeinsam mit dem griechischen Restaurant „Poseidon“ und dem chinesischen Restaurant „Reich der Mitte“ in direkter Nachbarschaft werde man auch Sonnenschirme aufstellen. Die vier mal vier Meter großen Exemplare werden von einer Brauerei gestellt. Das Weiß sei zwar kein Farbtupfer, aber auch so verändere sich das Gesicht des Platzes.

Bepflanzung ist Thema

„Außerdem werden wir in die Bepflanzung investieren und hängen wieder Blumenkästen an die Fenster in den unteren Etagen des Museums“, erklärt Benkendorf. Ohnehin hält er viel von zusätzlichen Blumenkübeln, die aber auch in der Planung der Stadt vorgesehen sein sollen. Nur hat Benkendorf dabei noch einen anderen Aspekt im Blick: Die Verkehrsführung vor allem in der kleinen Einbahnstraße auf der Ostseite des Platzes. „Hier ist vor wenigen Tagen noch ein Autofahrer vor eine der Laternen gefahren“, berichtet Benkendorf. Der Mann sei vermutlich noch mit der alten Straßenführung im Kopf über den Platz gefahren und habe die neue Laterne gar nicht wahrgenommen. „Mit Blumenkübeln könnte man den Verkehr etwas besser lenken“, schlägt der Hotelier vor. Außerdem könnte man die Einbahnstraße in den Sommermonaten mit den Kübeln vielleicht sogar absperren. Das gäbe Sicherheit für die Menschen in der Außengastronomie. Als Alternative zu diesem Vorschlag gebe es noch die Möglichkeit, den gesamten Platz als Spielstraße einzustufen. „Dann wird hier nicht mehr so schnell gefahren. Selbst 30 km/h sind oft noch zu viel“, stellt sich Benkendorf vor, wie vor allem Kinder, die am Brunnen spielen, dann sicherer wären.

So sah der Goetheplatz mit den alten Bäumen vor der Umgestaltung aus. Die Bäume wurden gefällt, weil ein Teil nicht mehr standsicher war, so sagten es Gutachten.
So sah der Goetheplatz mit den alten Bäumen vor der Umgestaltung aus. Die Bäume wurden gefällt, weil ein Teil nicht mehr standsicher war, so sagten es Gutachten. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Mit Blick auf die Kritik an der Gestaltung ohne die alten Bäume sagt Benkendorf: „Auch wir vermissen sie manchmal. Aber es gibt auch Gäste, die sich freuen, weil sie jetzt direkten Blick auf das Schloss haben.“ Und mit Blick auf die Außengastronomie und die Blumenkübel sagt er: „Wir sind noch lange nicht am Ende.“

Parkplätze fehlen

Liang Bo, der Betreiber des China-Restaurants „Reich der Mitte“ berichtet ebenfalls von positiven Eindrücken seiner Kundschaft: „Wir hören von auswärtigen Gästen, dass der Platz sehr gut ankommt. Und wir müssen sagen, für uns ist alles prima gelaufen. Die Firma König hat gut gearbeitet und unseren Betrieb nicht gestört.“

Aber Liang Bo schaut auch in die Zukunft: Der Preis, den alle Gastronomen für die verbesserte Situation der Außengastronomie zahlen, seien die weggefallenen Parkplätze direkt an den Restaurants. „Die werden uns fehlen“, ist sich Liang Bo sicher. Aber im Moment sei die Corona-Krise das viel größere Problem. „Die ist die eigentliche Katastrophe“, sagt er.