Bad Laasphe. Der Mord an Vezir Akpinar (49) stellt die Ermittler der Mordkommission Hagen vor eine große Herausforderung. Das ZDF soll helfen.

Als „ein furchtbares Verbrechen, zu dem es jetzt jede Menge Fragen gibt“, beschreibt Rudi Cerne den Mordfall aus Bad Laasphe in der ZDF-Livesendung „Aktenzeichen XY“ am Mittwochabend bundesweit ausgestrahlt wurde. Als Anreiz für mögliche Aussagen wurden von der Staatsanwaltschaft Siegen 5000 Euro Belohnung ausgelobt.

Mit einem Fäustel schlägt der Täter im Film mehrfach zu. Der schlafende Vezir Akpinar hat keine Chance. So skrupellos stellt ein Team von Schauspielern für die ZDF-Sendung das Tötungsdelikt nach, das sich am 23. März 2020 in einem Haus in der Bad Laaspher Bahnhofstraße 39 ereignet hat.

Wenige Fakten zum Opfer

Das Haus des Mordopfers kurz nach der Entdeckung der Tat in einer Polizeiaufnahme.  
Das Haus des Mordopfers kurz nach der Entdeckung der Tat in einer Polizeiaufnahme.   © WP | Polizei

Der Mord an Vezir Akpinar (49) stellt die Ermittler der Mordkommission Hagen vor eine große Herausforderung. „Wir wissen zu wenig über seine Lebensumstände, es scheint, dass er sehr zurückgezogen gelebt hat“, erläuterte Kriminalhauptkommissar Florian Angelkorte.

Nicht zuletzt deshalb haben sich die Staatsanwaltschaft Siegen und die Mordkommission Hagen dafür entscheiden, sich an „Aktenzeichen XY“ zu wenden. Im gesamten deutschsprachigen Raum – der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz - wird nun nach Zeugen gesucht, die entweder zum Tatmotiv etwas sagen können, oder die Lebensumstände des 49-jährigen Mannes besser beleuchten.

Der Einspielfilm, der allerdings nicht am Originalschauplatz gedreht worden ist, gibt einen kleinen Einblick und präsentiert die dürftigen Informationen, die sich zu dem rätselhaften Mord in der Bad Laaspher Bahnhofstraße am 23. März 2020 zusammentragen lassen.

Traum vom Neustart in Deutschland

So hat Vezir Akpinar das Haus an der Ecke Bahnhofstraße/Turnerstraße erst kürzlich für 100.000 Euro erworben. Das Geld hatte er beim Verkauf seines Cafés im türkischen Bodrum erlöst. Offenbar wollte er sich seinen Traum von einem Haus und Geschäft in Deutschland erfüllen. Die Wahl fiel auf Bad Laasphe, weil er dort viele Verwandet im Umkreis habe.

Akpinar war verheiratet mit einer Britin, die aber der Türkei geblieben war. Laut den Ermittlungen war es offen, ob sie ebenfalls nach Deutschland übersiedeln wollte.

Mögliche Motive

Akpinar wollte das Haus hauptsächlich in Eigenleistung renovieren. Er setzte finanziell darauf, dass eine Wohnung im Haus vermietet war. Doch die Mieter zogen bald aus. Das verschärfte Akpinars wirtschaftliche Situation. Er musste einen Kredit aufnehmen und war beim Renovieren auf die Hilfe von Freunden angewiesen. Als dann auch noch die Heizungsanlage erneuert werden musste, war Akpinars Traum fast zu Ende. Ein türkischer Handwerker machte ihm ein gutes Angebot, das der Hausbesitzer auch annahm. 14.000 Euro hob er ab, um die Heizungserneuerung bar zu bezahlen. Das hat er laut polizeilichen Ermittlungen aber nicht getan, denn auch der Handwerker konnte glaubhaft machen, kein Geld bekommen zu haben. Von den 14.000 Euro fehlt bislang jede Spur.

Das Bargeld ist aber nur ein mögliches Motiv für den Mord. Ein weiteres könnten Schulden sein, die er vielleicht über seine Hausrenovierungskredit hatte. Dazu aber fehlen der Polizei Informationen. „Vielleicht war er aber auch in Sachen verstrickt, von denen wir überhaupt noch nichts wissen“, so der Kriminalhauptkommissar.

Feuer bewusst gelegt

Die Freiwillige Feuerwehr löscht das Feuer und entdeckt die Leiche.
Die Freiwillige Feuerwehr löscht das Feuer und entdeckt die Leiche. © WP | Lisa Klaus

Entdeckt worden ist das brutale Verbrechen erst zwei Nächte nach dem gewaltsamen Tod Akpinars, in der Nacht zum 26. März, weil der oder die Täter versucht haben, das Verbrechen durch ein Feuer zu vertuschen. Passanten bemerkten gegen Mitternacht die Flammen. Der Freiwilligen Feuerwehr gelang es schnell, das Feuer zu löschen. In der Wohnung wurde dann die Leiche des Erschlagenen gefunden.

Zum Teil aber haben der oder die Täter ihr Ziel erreicht: „Wir konnten kaum tatrelevante Spuren sichern“, berichtet Florian Angelkorte. Eines aber konnten die Spezialisten feststellen: Es gab zwei verschiedene Sorten Brandbeschleuniger. Deshalb gehen die Ermittler davon aus, dass der oder die Täter zunächst direkt nach dem Mord vergeblich versucht hatten ein Feuer zu legen. Als es dann keine Nachrichten über ein Feuer in Bad Laasphe gegeben hatte – so vermutet die Polizei – kamen er oder sie zurück, um erneut erfolgreich Feuer zu legen.

Alkohol im Blut des Opfers

Ein weiterer Fakt ist ebenfalls ungewöhnlich: Das Mordopfer hatte sich am Abend des 23. März mit über zwei Promille Alkohol im Blut schlafen gelegt. Im Haus konnten aber weder leere noch volle Flaschen mit Alkohol gefunden werden.

Allerdings könnte der Alkohol oder das Leergut auch vom Täter entsorgt worden sein. In diesem Zusammenhang verweist die Polizei auf einen silbergrauen Pkw-Kombi, der in der Nacht des Mordes zwischen 1 und 2 Uhr vor dem Haus des Mordopfers gesehen worden ist. Am Fahrzeug wurde eine Person gesehen, die eine größere Kiste oder einen Karton in das Fahrzeug lud.

Am Ende der Livesendung gab es am Mittwochabend zunächst keine Erfolgsmeldungen. Über Hinweise zu dem Fall berichtet das ZDF noch nichts.

Zur Belohnung

Die Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen bestimmt und nicht für Beamte, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört. Über die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung werde unter Ausschluss des Rechtsweges nach Maßgabe der Bedeutung der einzelnen Hinweise entschieden.