Bad Berleburg. Wegen Corona konnte sie nach dem Abitur nicht wie geplant nach Afrika: Deshalb arbeitet die junge Berleburgerin im Möbelhaus und als Bestatterin.

Es sollte eine Reise werden. Eine Reise durch Afrika. Ein Jahr lang fremde Kulturen kennenlernen, sich engagieren, arbeiten und Pläne für die Zukunft schmieden. Das war der Wunsch von Maja Cäcilie Hackenbracht, als sie 2020 ihr Abitur machte. Doch schon im März des vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass ein Auslandsaufenthalt pandemiebedingt nicht stattfinden würde.

So begab sich die 19-Jährige auf eine andere Reise – eine Reise durch verschiedene Berufe und Kurse, immer noch Pläne schmiedend und mit dem Vertrauen darauf, dass auch dieser Weg zielführend sein würde. „Ich habe es so hingenommen, als klar war, dass mein Auslandsjahr nicht stattfinden wird. Man kann sich nicht an solchen negativen Dingen aufhalten, sondern muss Alternativen finden“, sagt die 19-Jährige mit Nachdruck.

Im Möbelhaus

„Ich habe schnell versucht, meinen Alltag irgendwie sinnvoll zu gestalten. Anfangs war das schwierig, weil auch all meine Nebenjobs in der Gastronomie ausfielen. Ich habe dann überlegt, was ich machen könnte

Maja Hackenbracht hat im Familienunternehmen mit angepackt. Im Möbelhaus und als Bestatterin arbeitete die 19-jährige nach dem Abitur, statt ein Jahr in Afrika zu verbringen.
Maja Hackenbracht hat im Familienunternehmen mit angepackt. Im Möbelhaus und als Bestatterin arbeitete die 19-jährige nach dem Abitur, statt ein Jahr in Afrika zu verbringen. © WP | Privat

und habe zunächst begonnen, bei meinen Eltern im Möbelhaus zu helfen. Morgens aufstehen, ins Geschäft fahren und arbeiten, das bringt erst mal wieder Struktur in den Tag“ , erklärt Hackenbracht erleichtert. „Natürlich ist es auch schön, etwas zu tun, was einem sinnvoll erscheint und Spaß macht.“

Im Bestattungsinstitut

Sinnvoll empfand Hackenbracht auch die Arbeit im elterlichen Bestattungsinstitut. „Mich hat diese Arbeit immer interessiert. Es ist ein sehr vielfältiger Beruf. Viel Organisatorisches, aber auch viele Aufgaben, die geprägt sind von Menschlichkeit und Feingefühl.“ Von Berührungsängsten bei der hygienischen Versorgung der Verstorbenen ist bei der 19-Jährigen keine Spur. „Tatsächlich hat mir das gar nichts ausgemacht. Ich finde es unglaublich würdevoll, den Verstorbenen auf ihrem letzten Weg noch etwas Schönes zu geben“ , erklärt sie mit einem Lächeln.

Eigentlich wollte Hackenbracht nicht in den eigenen Familienbetrieben arbeiten: „Ich finde es wichtig, andere Arbeitsabläufe und Hierarchien kennen zu lernen und hätte außerhalb von Corona nicht bei uns gearbeitet. Aber es hat Spaß gemacht. Ich durfte mich einbringen und habe mir ohne Zeitdruck Grundlagen aneignen können, die mir in Zukunft helfen werden.“

Das „grüne Abitur“

Die gewonnene Zeit nutzte Hackenbracht auch für einen persönlichen Wunsch – das „grüne Abitur“. Und zwar im drei Wochen Schnellkurs. „Ich habe mit meiner Schwester zusammen einen Jagdschein gemacht. Das war wirklich heftig. Neben dem vielen Lernen war es aber auch gut, mal wieder andere Leute kennenzulernen. Da rückte Corona gefühlsmäßig ein bisschen in den Hintergrund.“

Der Online-Englischkurs

Von der geplanten Reise durch Afrika hatte sich Hackenbracht erhofft, ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Aber auch dafür fand sie eine Alternative. „Ich habe mich für einen Online-Englischkurs

Maja Hackenbracht hat im Familienunternehmen mit angepackt. Im Möbelhaus und als Bestatterin arbeitete die 19-jährige nach dem Abitur, statt ein Jahr in Afrika zu verbringen.
Maja Hackenbracht hat im Familienunternehmen mit angepackt. Im Möbelhaus und als Bestatterin arbeitete die 19-jährige nach dem Abitur, statt ein Jahr in Afrika zu verbringen. © WP | Privat

entschieden. Auch wenn dieser nicht gerade günstig war, bin ich froh, diesen absolviert zu haben. Es hat echt was gebracht.“

Die 19-Jährige zieht ein sehr positives Resümee aus den vergangenen Monaten. „Auch wenn die Coronapandemie nervt und ich froh bin, wenn alles wieder normal läuft, hatte ich dadurch einfach viel Zeit, um mir darüber klar zu werden, was ich beruflich machen möchte.“

Die Studienpläne

Aus einer ungefähren Ahnung wurde ein konkreter Wunsch. „Ich werde ab August ein duales Studium an der Fachschule des Möbelhandels in Köln beginnen. Damit bin ich nach meinem Abschluss Kauffrau im Einzelhandel sowie staatlich geprüfte Betriebswirtin.“

Also doch lieber Möbel als Bestattungen? „Vielleicht beides“ , sagt die junge Berleburgerin lachend. „Die Bestatter-Ausbildung könnte ich nach dem dualen Studium auf ein Jahr verkürzen. Das eine schließt das andere nicht aus und ich bin dafür sehr offen. Aber erst mal muss ich jetzt anfangen.“