Wittgenstein. Händler und Kunden auch in Bad Laasphe verabreden sich kurzfristig zum Verkaufsgespräch. Ob es funktioniert? Wir haben uns vor Ort umgehört.

Es sei die beste der schlechten Lösungen in der Corona-Krise, heißt es unter Händlern und Kunden: das sogenannte Termin-Shopping, Neudeutsch oft auch „Click & Meet“ genannt. Und? Wie kommt es in der Region an? Die Redaktion hat sich in der Bad Laaspher Altstadt umgehört.

Die ältere Kundin

„Nachfrage bei Schnelltest ist hoch“

„Die Nachfrage ist hoch, unsere Testkapazitäten sind nahezu ausgeschöpft“, berichtet der Bad Berleburger Apotheker Karsten Wolter. In seiner „Test-Praxis“ hat das geschulte Personal am Freitag auch bereits eine mit dem Corona-Virus infizierte Person durch einen freiwilligen Test ermittelt.

Das System, dass mit einem kostenlosen Antigen-Schnelltests pro Person und Woche vor allem aus den vielen Menschen ohne Symptomen diejenigen mit einer Infektion herausfiltern soll, funktioniert also.

Die Schnelltests in Apotheken, Arztpraxen und Testzentren richten sich gezielt an Menschen, die bislang keine Krankheitssymptome haben und deshalb ein Risikofaktor sein können.

„Mir ist aber auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass wir alle insgesamt nur beschränkte Testkapazitäten haben“, sagt Wolter und verweist darauf, dass Testwillige zuvor telefonisch Termine ausmachen sollten. Nur so sei ein reibungsloser Ablauf zu gewährleisten.

„Wir haben das noch nicht ausprobiert“, bekennt Edeltraud Düsberg (82), die ich in der Fußgängerzone treffe. Aber es sei natürlich schön, dass sie ihre neulich bestelltes Buch nun auch direkt im Laden abholen könne. „Ich habe mir das Einkaufen abgewöhnt“, hat Düsberg in dieser langen Corona-Zeit festgestellt – und bestellt die Ware nun lieber öfter frei Haus. Das sei ein großer Vorteil gerade für ältere Leute.

Das bedarfsorientierte Paar

Das Ehepaar Silvia und Herbert Nase aus Bremen schlendert über die Königstraße. Zitat Silvia Nase:
Das Ehepaar Silvia und Herbert Nase aus Bremen schlendert über die Königstraße. Zitat Silvia Nase: "Ich werde jedenfalls nicht, weil ich Klamotten haben muss, einfach nur stöbern - sondern gezielt kaufen, wenn die Jeans kaputt ist und ich eine neue brauche." © Eberhard Demtröder

Über die sonnige Königstraße schlendert heute auch das Ehepaar Silvia und Herbert Nase aus Bremen. Die beiden sind auf Besuch in Bad Laasphe bei Silvia Nases Eltern. Man kaufe im Moment einfach weniger in Läden ein, berichtet der 66-Jährige – während seine 61-jährige Ehefrau lieber bestellt und dann im Geschäft abholt, „Click & Collect“ eben. „So richtig stöbern ist ja auch gar nicht möglich“, sagt Herbert Nase. Und seine Frau findet: „Ich werde jedenfalls nicht, weil ich Klamotten haben muss, einfach nur stöbern – sondern „gezielt kaufen, wenn die Jeans kaputt ist und ich eine neue brauche.“ Für einen bedarfsorientierten Schuh-Kauf würde aber auch Herbert Nase einen Beratungstermin im Fachgeschäft machen.

Beim Juwelier

Im Uhren- und Schmuck-Zentrum: Verkäuferin Karin Velte präsentiert Ware im großen Trauring-Studio.
Im Uhren- und Schmuck-Zentrum: Verkäuferin Karin Velte präsentiert Ware im großen Trauring-Studio. © Eberhard Demtröder

„Wir sind für Sie da. Bitte klingeln!“ So ist auf dem Schild am Eingang des Uhren- und Schmuck-Zentrums Baumann an der Königstraße zu lesen. „Wir lassen dann auch nur einen Kunden herein“, erklärt Verkäuferin Karin Velte das Prozedere. Und die Kundschaft finde das auch in Ordnung so. Wenn aber eine längere Beratung zu erwarten sei, „vergeben wir Termine“, so Velte. Allerdings sei das Kunden-Aufkommen derzeit noch verhalten. „So lange die Inzidenzen noch so hoch sind, sind die Kunden vorsichtig“, vermutet sie – und neigten nicht zu Spontan-Käufen. Aber gerade das werde jetzt mit dem Termin-Shopping-Konzept besser, ist Velte überzeugt.

Im Mode-Laden

Ein paar Häuser weiter im Damenmode-Geschäft „KÖ13“ berät Katharina Zyber gerade in einem Termin Anita Weber, eine gute Stammkundin. Die ist zwar wie stets zufrieden mit der Beratung, aber nicht mit dieser nervigen Corona-Situation. „Man muss das doch mal realistisch sehen: Was machen sich die Geschäftsleute für eine Arbeit, um uns etwas anzubieten – aber das wird nicht respektiert“, kritisiert Weber die Pandemie-Einschränkungen im Handel von Seiten der Politik.

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„Ich habe aber auch Kunden, die verhalten sind, weil sie sich beim Besuch im Laden verpflichtet fühlen, auch etwas zu kaufen“, hat Katharina Zyber erfahren. Das müsse jedoch in diesen Corona-Zeiten nicht sein, da sei sie den Kunden nicht böse. Dann klappe es mit dem Kauf eben beim nächsten Mal. Unterdessen ist Anita Weber fündig geworden: Ein Oberteil und eine Hose nimmt sie mit – passend zu ihrer Jacke, die sie neulich schon bei „KÖ13“ gekauft hat.

Sie habe einfach „die beste Stammkundschaft der Welt“, verrät Zyber ihr Geheimrezept für erfolgreichen Einzelhandel auch in schwierigen Corona-Zeiten. „Und das wirkt.“