Ärzte aus dem Altkreis haben den künftigen Standard bei den Impfungen vorweggenommen – aber unter anderen Vorzeichen. Und da liegt das Problem.
Was auch die Wittgensteiner Welt im Innersten zusammenhält, sind Regeln. Das kennen Sie und ich zum Beispiel als Autofahrer. Doch solche aufgestellten Regeln sollen nun auf einmal nicht mehr gelten, wenn es ums Impfen geht? Ja, finden einige Wittgensteiner – und stellen sich etwa hinter den Feudinger Mediziner Frank Leyener, der als Impfarzt Serum beiseite genommen und Patienten in der eigenen Praxis damit immunisiert hat. Auf eigene Faust.
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Sicher: Auch Leyener, der aus diesem Vorgehen keinen Hehl macht, kann man verstehen – zumal er durchaus schlüssig argumentiert, zu den jeweiligen Zeitpunkten seines Handelns nicht gegen jeweils gültige Regeln verstoßen zu haben. Allerdings sei dabei die Kommunikation mit dem Siegener Impfzentrum auf der Strecke geblieben, bemängelt dessen Leiter Dr. Thomas Gehrke. Spätestens, als es um komplette Ampullen mit je sechs bis sieben Impfdosen gegangen sei, die nach den aktuellen Regeln zuerst an medizinisches Personal am Ort der Impfaktion hätten verimpft werden müssen – nach Rücksprache.
Serum wäre nicht „weggeschüttet“ worden
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Das Argument der Leyener-Befürworter, das Serum wäre doch ohnehin „weggeschüttet“ worden, hätte der Arzt es nicht an eigene Patienten verimpft, zieht im Übrigen nicht – denn für die ersatzweise Verwertung übrig gebliebener Impfdosen gibt es eben jene Regeln, von denen der Leiter des Impfzentrums spricht.
Auf der Basis einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut, des Deutsche Ethikrates und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben die Gesundheitsminister des Bundes und der Länder nicht ohne Grund Prioritäten bei den Zielgruppen der Impfungen gesetzt – etwa in der Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) und im Impferlass des NRW-Gesundheitsministeriums.
Verfügbarkeit des Impfstoffs macht den Unterschied
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Jetzt hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe Leyener von seinen Pflichten als Impfarzt entbunden, ebenso einen seiner Kollegen aus Bad Berleburg. Im Grunde haben die Mediziner vorweggenommen, was in den nächsten Monaten wohl Standard werden wird: das Impfen in den Hausarzt-Praxen. Der Unterschied ist dann aber: Impfstoff wird eben nicht Mangelware sein.