Raumland/Berghausen. Die Raiffeisen Wittgenstein-Hallenberg plant Erweiterungen in Raumland und sagt: Die neuen Öltanks sind sicher. Gebaut werden sollen sie später.

Eine Lagerhalle und Mietgaragen, aber auch ein großes Tanklager für Mineralöl – all das möchte die „Raiffeisen Wittgenstein-Hallenberg eG“ auf dem ehemaligen Bahngelände an der Industriestraße entstehen lassen, gleich neben dem Raiffeisenmarkt, auf einer vor Jahren schon angekauften Erweiterungsfläche Richtung Osten. Dabei bereitet heimischen Naturschützern vor allem das geplante Tanklager Bauchschmerzen – liege es doch schon ziemlich nahe an der Eder.

Plan-Änderungen sollen Basis fürs Baurecht schaffen

Im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag, 11. Februar, steht das Bauvorhaben auf der Tagesordnung.

Konkret beraten sollen die Bad Berleburger Politiker dann über eine Änderung des Flächennutzungs- und des Bebauungsplans im Bereich „Industriegebiet Berghausen-Raumland“, mit der die Flächen für Bahnanlagen in gewerbliche Bauflächen umgewandelt werden – eine wichtige Voraussetzung für das Baurecht im Sinne der geplanten Erweiterung auf dem Raiffeisen-Gelände.

Der öffentliche Teil der Ausschuss-Sitzung, in dem über das Thema beraten wird, beginnt um 18 Uhr. Ort der Veranstaltung ist das Bürgerhaus am Marktplatz, großer Saal.

Tatsächlich sind es laut vorliegender Bauplanung gemessene 125 Meter. „Das Hochwasserschutzgebiet liegt jenseits der Bahnlinie, nur 300 bis 400 Meter vom FFH-Gebiet Eder entfernt“, warnt Michael Düben aus Bad Berleburg vom Naturschutzbund (NABU) Siegen-Wittgenstein im Gespräch mit unserer Redaktion.

Will Berleburg das riskieren?

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„Wenn da etwas passieren sollte, wäre die Eder bis zum Edersee, bis zur Weser verschmutzt“, fürchtet er die Folgen einer Havarie der Tank-Anlage. „Will Bad Berleburg dieses Risiko eingehen?“ Vor allem vor dem Hintergrund, dass ab 2026 die Neuinstallation reiner Ölheizungen bis auf einige Ausnahmen in Deutschland aus Gründen des Klimaschutzes nicht mehr erlaubt sein soll.

„Sobald wir den Bauantrag stellen können, werden wir auch bauen“, sagt Karl-Theo Hamm, Geschäftsführer der Raiffeisen Wittgenstein-Hallenberg eG – nämlich dann, wenn auf dem Gelände endlich Baurecht geschaffen worden sei (siehe Info-Box). Dabei habe allerdings gerade das neue Tanklager keine hohe Priorität.

Auch in zehn Jahren noch Diesel-Lkw und Ölheizungen

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Im Moment befinde sich das Lager unterirdisch auf dem Gelände der Raiffeisen-Tankstelle – mit je einem 40.000-Liter-Tank für Diesel und Heizöl. Ein etwas größeres Lager mit zwei 50.000-Liter-Tanks habe den Vorteil, das Alltagsgeschäft beim Befüllen der eigenen Tanklaster mit je 30.000 Liter Fassungsvermögen etwas einfacher handhaben zu können, erklärt Hamm.

Das Tanklager der Raiffeisen befindet sich derzeit unter dem Gelände der Tankstelle an der Industriestraße.
Das Tanklager der Raiffeisen befindet sich derzeit unter dem Gelände der Tankstelle an der Industriestraße. © Eberhard Demtröder

Weil der Weg von der Planung über die Baugenehmigung für die angedachte Erweiterung bis hin zur Umsetzung ohnehin schon schwierig sei, wie sich in den letzten Jahren gezeigt habe, wolle sich Raiffeisen die Option für den späteren Bau eines Tanklagers schon jetzt offenhalten. Denn: „Es wird auch in zehn Jahren noch Diesel-Lkw und Haushalte mit einer Ölheizung geben“, ist Hamm überzeugt.

Doppelwandig, unterirdisch

Und so ein Tanklager sei sehr sicher, betont der Geschäftsführer. So hätten die Warngeräte an der Tankstelle bislang noch nie im Ernstfall ausgelöst. Die Bedenken des NABU mit Blick auf Gefahren durch das neue Tanklager kann Karl-Theo Hamm nicht teilen. Er bedauert, dass die Naturschützer bislang nicht das persönliche Gespräch mit der Raiffeisen gesucht hätten.

Wann auch immer das neue Tanklager nun tatsächlich entsteht: Es sollen „zwei doppelwandige 50.000-Liter-Tanks unterirdisch verbaut“ werden, so die Bauplaner der „Planning Sales GmbH“ aus Cölbe im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf in ihrem „Umweltbericht“ zum gesamten Bauprojekt. „Zur Befüllung und Entnahme sind zwei entsprechende Galgen sowie eine asphaltierte Abfüllfläche mit Ölabscheider vorgesehen“, heißt es dort.

Bauplaner haben Natur samt Eder im Blick

Und auch die Eder haben die Planer im Bericht durchaus im Blick: „Ein gesetzlich festgesetztes Überschwemmungsgebiet beginnt erst südlich der Trasse der Bahnstrecke Erndtebrück – Bad Berleburg.“ Sie gehen davon aus, dass ein geänderter Bebauungsplan „insgesamt zu keinen erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele oder des Schutzzwecks des Natura 2000 FFH-Gebietes DE 4916-301 ,Eder zwischen Erndtebrück und Beddelhausen‘“ führe.

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Für die neue Lagerhalle samt Freifläche hat Karl-Theo Hamm Baukosten von rund 800.000 Euro kalkuliert, für das geplante Tanklager rund 200.000 Euro. Auf den Dächern der neuen Halle sowie der Mietgaragen soll außerdem eine Photovoltaik-Anlage entstehen. „Damit wollen wir rund 100.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen“, sagt Hamm – und vielleicht auch angrenzenden Privathaushalten anbieten. Für die Mietgaragen gebe es übrigens erstaunlicherweise einen Markt in Bad Berleburg.