Erndtebrück. Architekten aus dem nahen Hessen sind neue Interessenten. Unterdessen fordert die Stadt Brilon Geld von Immobilien-Entwickler Gründer

Die Häuser der sogenannten Kuhlmann-Siedlung, Baujahr 1967, im Erndtebrücker Kernort scheinen nach und nach Käufer zu finden. Nachdem die Investoren Daniel Kunze aus Erndtebrück und Boris Kämmerling aus Bad Laasphe drei der Mehrfamilienhäuser „luxussaniert“ und mittlerweile fünf davon zusätzlich erworben hätten, so der Immobilien-Entwickler Detlef Gründer aus Lippstadt, seien kürzlich erst zwei weitere Mehrfamilienhäuser an Architekten aus dem benachbarten Hessen gegangen.

„Die Objekte werden sukzessive verkauft“, freut sich Gründer, der die gesamte Siedlung seinerseits im Mai 2019 bei mehreren Zwangsversteigerungen vor dem Bad Berleburger Amtsgericht erworben hatte – und sie seither über die eigens gegründete „Schöner Wohnen Erndtebrück GmbH“ veräußert. Vermarktet werden die Objekte auch über die Bad Berleburger „Rothaar-Immobilien“.

Ruf der Häuser schlechter als ihr Zustand

„Wir haben Anfragen von vielen Interessenten“, berichtet Immobilien-Makler Günter Schmidt. „Aber es muss am Ende auch passen“, sagt er über oft unterschiedlichen Vorstellungen von Käufer und Verkäufer. Schließlich müsse der Käufer später ja auch in die Bausubstanz noch „das ein oder andere investieren“.

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Dabei sei „der Ruf der Häuser schlechter als ihr Zustand“, bedauert Schmidt. „Da trauen sich die Einheimischen nicht so dran.“ Dass die Gebäude aber offenbar eine solide Basis für den weiteren Ausbau sind, zeigen die Investitionen von Daniel Kunze und Boris Kämmerling: Sie haben ihre drei Mehrfamilienhäuser um Penthouses aufgestockt. Und auch dafür gebe es in der Einpendler-Gemeinde Erndtebrück durchaus Mieter, weiß der Makler.

Viele Schnäppchen-Jäger unterwegs

Schmidt ist zuversichtlich, dass es mit erfolgreichen Verkäufen in der Kuhlmann-Siedlung weitergeht. Dabei hätten sich er und Eigentümer Detlef Gründer im Übrigen kein Zeitlimit gesetzt, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Was der Makler aber feststellt: Die Erwartung potenzieller Interessenten bei Kaufpreis oder Miete sei oft eine, „die nicht zu erfüllen ist. Da sind viele Schnäppchenjäger unterwegs“. Auch solche, die gerne für einen Dumping-Preis „den ganzen Rest“ der Siedlung kaufen wollten. Hier aber setze der Verkäufer klare Untergrenzen.

Zwei Mehrfamilienhäuser am Höhenweg 37 und 39 möchten zwei Architekten aus dem hessischen Kreis Waldeck-Frankenberg so sanieren, dass es eben keine Luxus-Wohnungen werden – und sich die Mieten später im ortsüblichen Rahmen bewegen. Eine Kernsanierung der Gebäude läuft. Durch einen Dach-Ausbau sollen pro Haus sechs statt bisher vier Wohnungen entstehen, verraten die Investoren auf Anfrage unserer Redaktion – bezugsfertig voraussichtlich Mitte des Jahres.

Bescheid nicht zustellbar

Unterdessen fordert die Stadt Brilon im benachbarten Hochsauerland von „Detlef Johannes Gründer“ offenbar Geld. Jedenfalls hat sie am 17. Dezember eine Pfändungs- und Einziehungsverfügung gegen ihn erlassen, konnte den Bescheid dazu aber nicht zustellen. Gründer sei „zurzeit unbekannten Aufenthalts/ohne festen Wohnsitz“, heißt es in einer Bekanntmachung im Amtsblatt – weshalb die Verfügung nun nach dem Verwaltungszustellungsgesetz öffentlich zugestellt werde.

Und das bedeutet: „Die Verfügung liegt bei der Stadtkasse Brilon, Bahnhofstraße 33, 59929 Brilon, Zimmer 46, zur Entgegennahme bereit. Die Verfügung gilt an dem Tag als zugestellt, an dem seit dem Tag der Veröffentlichung im Amtsblatt der Stadt Brilon zwei Wochen verstrichen sind. Mit dieser öffentlichen Zustellung werden Fristen in Gang gesetzt nach deren Ablauf Rechtsverluste drohen können. Gegen diese Vollstreckungsmaßnahme […] kann innerhalb eines Monats nach Zustellung Widerspruch erhoben werden.“

Zahlungsunfähig? Obdachlos?

Wie ist das jetzt zu verstehen? Ist der Immobilien-Entwickler womöglich zahlungsunfähig? Oder gar obdachlos? Keinesfalls, macht Detlef Gründer im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich. Er sei weiterhin in Lippstadt beheimatet. Und bei den Forderungen der Stadt Brilon gehe es um „400 oder 500 Euro an Grundbesitz-Abgaben“ – für ein Einfamilienhaus am Diemelsee, das er „schon längst wieder verkauft habe“. Aus seiner Sicht sei das „alles abgegolten“, versichert Gründer. Die Stadt Brilon äußert sich nicht weiter zu dem Fall, verweist auf den Datenschutz.

Die Kuhlmann-Siedlung

Bei den sogenannten Kuhlmann-Häusern im Erndtebrücker Kernort handelt es sich um einen Wohnkomplex mit 28 Häusern am Höhenweg und an der Ulrich-von-Hutten-Straße mit insgesamt rund 130 Wohnungen.

Aktuell werden eine Reihe der Objekte als Vier-Familien-Häuser für 198.000 und 219.000 Euro sowie als Doppelhaushälften für je 118.000 Euro bei „Rothaar-Immobilien“ im Internet angeboten. Außerdem stehen in der Nähe auch Garagen für 8000 Euro und Stellplätze zum Verkauf.