Bad Laasphe/Banfe. Der Haushaltsauflöser aus Banfe hat jetzt auch ein Ladenlokal in der Kernstadt Bad Laasphe. Hier lagert alles, was noch verwertbar ist.

Von Eberhard Demtröder

„Obst und Gemüse“ steht noch auf dem Schaufenster des Ladens Bahnhofstraße 21. Dieser Schriftzug muss natürlich weg, wenn hier demnächst „Haushaltsauflösungen Martin Vahland“ aus Banfe einzieht. Da legt der 53-jährige Geschäftsführer des Unternehmens selbst Hand an – mit Heißluftpistole und Spachtel. Hinter der Auslage entstehen soll ein Lager für Möbel und Haushaltsgegenstände, die „noch verwertbar“ sind. Eine wichtige Zielgruppe: Bedürftige, die sich zum Beispiel neue Möbel eigentlich nicht leisten können – und sie bei Vahland gratis bekommen.

Denn: „Ich gehe nicht hin wie die Konkurrenz und behalte alles“, betont der Haushaltsauflöser. Vielmehr hat er zum Beispiel Asylbewerber im Auge, „die gar nichts haben“. Oft nicht einmal ein Bett. Und auf der anderen Seite sieht Vahland: „Es wird so viel Zeug weggeschmissen.“ Warum? „Weil es den Leuten finanziell gut geht. Und dann kaufen sie neue Sachen auf Kredit.“

So erbärmlich leben manche Menschen

Vahland arbeitet unter anderem mit der Diakonie Soziale Dienste, der AWO, verschiedenen Betreuern, diversen Behörden und sogar Krankenkassen zusammen. Die meisten Wohnungen, um die sich er und sein Team kümmern, sind okay. Manchmal aber sind die Bewohner Menschen, die unter Betreuung stehen, aufgrund einer Erkrankung nicht mehr selbst für Ordnung sorgen können oder gar Messis. Dann erlebt Vahland, wie erbärmlich manche Menschen leben – „aus finanziellen Gründen oder weil sie sich von der Gesellschaft zurückgezogen haben“. Da stehe dann vielleicht nur ein Zwei-Platten-Kocher, gebe es gar keine komplette Küche.

Und in solchen Situationen kann Vahland helfen: „Wir bringen dann Küchenmöbel aus zweiter Hand vorbei.“ Und zwar gratis: „Geld nehme ich da nicht an.“ Es sei übrigens oft „nicht einfach, in eine Wohnung reinzugehen“, sagt Vahland. Manchmal seien die Bewohner psychisch krank. Aber auch sie seien wie jeder andere Mensch „mit Ehre und Würde zu behandeln“.

„90 Prozent läuft über Mundpropaganda“

Bisher hat Martin Vahland beim Sozialdienst, aber auch bei AWO und Diakonie immer von Fall zu Fall nachgefragt, „ob sie gerade etwas gebrauchen können“. Hier kann sich der 53-Jährige vorstellen, eine internetgestützte Datenbank anzulegen, in der Angebot und Nachfrage aller Beteiligten leichter unter einen Hut zu bringen sind. Ein Netzwerk soll auf diese Weise entstehen. Die Sozialdienste geben an, was sie brauchen – Tische, Stühle, Schränke – und „ich kann dann bei meinen Haushaltsauflösungen gezielte nach solchen Dingen gucken“.

Mit seinem Team ist Martin Vahland vor allem unterwegs in Altenheimen, wenn dort jemand verstirbt. Oder eben im Betreuten Wohnen. Aber auch Privathäuser fährt er an oder kümmert sich um Firmen-Auflösungen. Und wie kommt er an die Aufträge? „90 Prozent läuft über Mundpropaganda“, sagt der Haushaltsauflöser. Sein Einsatz spricht sich also in der Region herum.

„So richtig Wertvolles ist allerdings selten“

Was holt man bei Haushaltsauflösungen da so alles aus einer Wohnung? „Geschirr, Elektroartikel, Werkzeuge, Porzellan“, zählt Vahland auf „eben alles, was so ein Haushalt hergibt“. Was ist einer aufzulösenden Wohnung noch Wert hat wie eine Waschmaschine oder auch mal einen Fernseher, das verrechnet Vahland mit dem, was er für seinen Auftrag in Rechnung stellt. Aber: Die Sachen müssen einigermaßen modern sein. Eine Schrankwand „Eiche rustikal“ aus einer Wohnung, typisch für die 50er, 60er Jahre, gehöre jedenfalls nicht dazu, schmunzelt Vahland. Und: „So richtig Wertvolles ist allerdings selten“, sagt der Haushaltsauflöser. Denn das sicherten sich die Besitzer eben oft vorher selbst.

Neulich beim Ausräumen der alten Ratsapotheke, Königstraße 2, in deren Räumen inzwischen das Duden-Institut für Lerntherapie beheimatet ist, glaubte Martin Vahland an das Glück. Hier hatte er ein besonderes Auge auf die Kulisse hinter der Theke geworfen, denn: „Ich war davon ausgegangen, dass das alte Apotheker-Schränke sind. Und dafür gibt es Sammler.“ Doch dann zeigte sich: Hinter antiker Möbel-Front verbirgt sich ein modernes Regalsystem. Schade.

Unternehmen ein "Freizeitausgleich" für den Chef

Für Martin Vahland aus Banfe, im Hauptberuf Industrieeinrichter bei EJOT, läuft das Geschäft mit den Entrümpelungen ganz gut. Beim Ausräumen einer durchschnittlichen Wohnung kommt rund eine Tonne Restmüll zusammen. Im Einsatz ist Vahland vorwiegend in Wittgenstein und dem benachbarten Hessen, war aber auch schon in Hamburg aktiv.

Das Unternehmen „Haushaltsauflösung Vahland“ besteht seit April 2017 – und stellt für den Firmenchef einen „Freizeitausgleich“ dar. Die Firmengründung habe ihn aus einer Depression geholt, seine Genesung nachhaltig unterstützt – „weil es auch mein Denken im Umgang mit Problemen verändert hat“. Und der Erfolg seines Geschäfts sei „eine gute Bestätigung für mich“, freut sich der 53-Jährige.

Kontakt

Martin Vahland, Haushaltsauflösungen, Tel. 02752/479241, mobil 0176/7808 0182, E-Mail: haushaltsaufloesung.vahland@gmx.net, Internet: www.haushaltsaufloesung-vahland.de