Bad Berleburg. Prüfungen im Mai, die etwas andere Abi-Feier auf dem Schützenplatz: Jetzt haben die Geschwister ihre angestrebten Berufe fest im Blick.
Es ist Mai, gerade hat die Corona-Krise ihren ersten Höhepunkt hinter sich. Auch im Bad Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasium läuft der Schulbetrieb relativ normal – natürlich mit Abstand. Für die Zwillingsschwestern Elina und Marit Zumrodde bedeutet das: Ihre Abitur-Prüfungen finden statt. „Man war halt wie immer aufgeregt“, erinnert sich Elina im Gespräch mit unserer Redaktion. „Eine Prüfung ist eben noch ein bisschen anders als eine Klausur.“ Und die Ergebnisse? „Waren wie zu erwarten“, sagt Elina. Schwester Marit nickt. Vielleicht „ein, zwei Notenpunkte Differenz“, fügt Elina hinzu – aber ein Defizit durch Corona sei ihnen beiden nicht entstanden.
„Und ich habe immer noch ein gutes Gefühl“, sagt Elina. Sie sei aber auch „ein bisschen erleichtert, dass wir dieses Jahr Abi gemacht haben“. Das hätte in der Krise ja auch ganz schnell anders laufen können. Marit ist ebenfalls froh, „dass wir diesen Lebensabschnitt geschafft haben“.
Plötzlich schließen den Schulen - lange vor den Osterferien
Mitte März: Plötzlich werden die Schulen geschlossen, wegen Corona. Die Osterferien im April sind noch weit. Aber: „Die Lage war ja noch nicht ernst“, meint Elina. Vielmehr habe man sich „gefreut, denn in der Schule lief für uns ja nicht mehr viel. Und man konnte sich in die Vorbereitungen fürs Abi stürzen. Leider fehlte mir der Austausch mit den Mitschülern“. Auch für Marit „war es nicht ganz so schlimm“: Durch die Berichte über Corona in den Medien „konnte man sich schon an den Gedanken gewöhnen, dass die Schule irgendwann einmal schließt“, sagt sie.
Und auch eine Abitur-Feier gab es für die erfolgreichen JAG-Absolventen – wegen Corona diesmal im Freien, auf dem Schützenplatz. „Der letzte Juni-Freitag war‘s“, erinnert sich Elina. Und die Mädels im Jahrgang, die schon ein Kleid für den Abschlussball hatten, hätten es auch getragen. „Eben wie auf dem Schützenfest“, schmunzelt sie. Überhaupt sei die Atmosphäre dort „viel besser gewesen als in der Aula“. Raus aus der Schule – das sei eine gute Idee gewesen. „Eigentlich war der Tag perfekt“, fügt Marit hinzu. „Es war super Wetter und die Leute hatten gute Laune. Wir haben das Beste draus gemacht.“ Vor allem: „Man konnte jeden Mitschüler noch einmal sehen, statt sich nur das Zeugnis im Sekretariat abzuholen.“
Stufenfeier in der Berghäuser Kulturhalle: "Das war auch nochmal schön"
Im Rückblick: Hat Corona den Abiturienten irgendetwas genommen? Den am Ende ausgefallenen Abi-Gag vielleicht? „Das mit dem Abi-Gag ist schade – da freut man sich ja schon drauf“, bedauert Elina. Aber es habe immerhin noch eine Stufenfeier in der Berghäuser Kulturhalle gegeben, natürlich beim Ordnungsamt angemeldet. „Das war auch nochmal schön.“ Schwester Marit war nicht dabei, hatte an jenem Abend „schon etwas anderes vor. Aber das wird mir im Leben jetzt auch nicht fehlen“.
Und wie geht‘s nun beruflich weiter? Bei Marit tatsächlich wie geplant mit einem Dualen Studium bei der Polizei. „Ich bin da schon seit 1. September – aber gerade im Homeoffice, weil wir im Moment nur den theoretischen Teil machen“, erzählt sie. Mitte Januar gehe es dann nach Selm zum Training für die spätere Polizei-Praxis – mit Streife fahren, Verkehrskontrollen, Schießen. Sofern Corona es zulässt. Und für Juli steht ein Praktikum auf der Wache im Kalender – und zwar heimatnah im Kreis Siegen-Wittgenstein, freut sich Marit schon jetzt.
Elina nimmt den risikoreicheren Weg - zur Medizinerin
Elina wollte ja erst einmal arbeiten gehen und sich dann für eine kaufmännische Ausbildung im kommenden Jahr bewerben. Doch sie hat sich inzwischen anders entschieden, möchte „den risikoreicheren Weg“ in ihren Beruf gehen – und strebt nun ein Medizin-Studium an. Wo? Das stehe noch nicht fest. Vielleicht Marburg, sagt Elina – das läge als Studienort jedenfalls nicht so weit weg wie die Großstädte des Ruhrgebiets. Und das bei immerhin sechs Jahren Studium. Von der anschließenden vierjährigen Facharzt-Ausbildung einmal ganz abgesehen.
Blick zum Schloss-Gymnasium
Zum Vergleich: Am Gymnasium Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe bekamen die 47 Abiturientinnen und Abiturienten ihre langersehnten Zeugnisse erst am letzten Schultag, dem 26. Juni 2020.
Normalerweise geschieht dies in einem feierlichen Akt während des Abi-Balls, der allerdings in diesem Jahr aufgrund der geltenden Corona-Hygienevorschriften entfallen musste.
Schulleiter Christian Tang und Jahrgangsstufenleiter Dr. Matthias Willing hatten stattdessen die Abiturientinnen und Abiturienten in kleinen Gruppen in die Aula gebeten, um ihnen die wohlverdienten Zeugnisse zu überreichen.