Es ist wichtig, dass alle zusammenhalten – berichtet Annedor Wilson. Sie hat kein Verständnis für Leute, die die Pandemie kleinreden.
Über Weihnachten und Silvester wollten wir dieses Jahr unsere Familie in England besuchen. Das klappt jetzt leider nicht. Diese Einschränkung macht uns wirklich traurig, aber wir können das verstehen. Wir werden Weihnachten also Zuhause verbringen. Eigentlich gehen wir an Heiligabend immer beim Chinesen essen. In diesem Jahr holen wir uns den Chinesen dann eben nach Hause. Ich finde es wichtig, dass wir jetzt alle zusammenhalten und versuchen, dieses Virus so gut es geht, einzudämmen. Das gelingt uns leider noch nicht so gut, wie man an den aktuell hohen Zahlen erkennen kann.
Ich selbst war auch schonmal im Sommer in Quarantäne. Ich war erkältet und musste mich testen lassen. Das Ergebnis war nach vier Tagen da und Gott sei Dank negativ. Hier gilt auf jeden Fall „sicher ist sicher“ — wir müssen schließlich auch an die Risikogruppen denken. Auch ich gehöre aufgrund einer Autoimmunerkrankung dazu.
Das Social-Distancing finde ich richtig. Aber ich finde auch, dass man ein bisschen vereinsamt. Man trifft sich nicht mehr mit seinen Leuten, und das fehlt mir schon sehr. Das Gute daran ist aber, dass ich mehr Zeit mit mir selbst und meiner Familie verbringe — man konzentriert sich einfach mehr darauf. Bei uns Zuhause finden zum Beispiel mehr Spiele-Abende statt. Das finde ich toll. Außerdem geht es der Umwelt gut! Die konnte sich mal so richtig erholen von den Dingen, die wir ihr ständig antun — da schließe ich mich selbst natürlich nicht aus. Was mich ein wenig nervt, sind die Menschen, die sagen: „Es sind doch nur wenige Menschen erkrankt oder an dem Virus verstorben“. Da frage ich immer: „Wie viele Erkrankte und Tote wären Ihnen recht, damit man sagen kann, dass die Situation schlimm ist?“ Jeder darf seine eigene Meinung haben und auch sagen — das akzeptiere ich absolut. Aber ich finde es erschreckend, dass man seinen Standpunkt daran fest macht, wie viele Menschen schon erkrankt oder gestorben sind. Die Regierung macht generell einen guten Job, einige Entscheidungen kann ich aber nicht nachvollziehen.
Aufgezeichnet von Emma Rothenpieler
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Annedor Wilson ist 49 Jahre alt, wohnt in Bad Berleburg und arbeitet als Ausbilderin bei einem Bildungsträger für Jugendliche. Voraussichtlich wird sie dort bald wieder in Hybrid-Form unterrichten. Diese Mischung aus Präsenz- und Onlineunterricht findet Annedor Wilson wichtig und sinnvoll. Auch im ersten Lockdown habe die digitale Lehre wunderbar funktioniert.