Wittgenstein. Mehr Busse am frühen Morgen und am späten Abend – so könne die Verkehrswende gelingen, sagt Otto Wunderlich vom Arbeitskreis Schienenverkehr.
Mehr Busse am frühen Morgen und am späten Abend, „Verkehr von 4 bis 22 Uhr“ – so könne Wittgenstein die „Verkehrswende“ schaffen, sagt Otto Wunderlich im Gespräch mit unserer Redaktion. Hier müsse man viel stärker auf den konkreten Bedarf bei einigen Linien reagieren, so der Bad Laaspher Vorsitzende des Arbeitskreises Schienenverkehr Südwestfalen Bus und Bahn. Dabei reiche in vielen Fällen der bestellbare Taxibus. Bedarf sieht Wunderlich aber nach wie vor auch bei Übergangstarifen für Bus- und Bahn-Strecken etwa zwischen Wittgenstein und dem hessischen Grenzland.
Über die Landesgrenzen
„Hier schlagen wir als Arbeitskreis ein 365-Euro-Jahresticket für den Personennahverkehr vor“, so Wunderlich, das sei ein echtes „Bürgerticket“. Und es könne mit Geldern der Europäischen Union gefördert werden. Hauptzielgruppe des Tickets seien Schüler, Studierende, Arbeitnehmer. Menschen, die gar keinen Führerschein haben – und die gebe es immer öfter. Bislang seien die sogenannten Kragenbereiche im hessischen Grenzland, aber auch nach Rheinland-Pfalz hinüber von NRW aus mit keiner Fahrkarte durchgängig günstig erreichbar, so Wunderlich – etwa auf der Oberen Lahntalbahn (RB 94) von Marburg über Biedenkopf, Bad Laasphe und Erndtebrück nach Kreuztal, Siegen und Betzdorf.
Auf den Buslinien
Stichwort Buslinien: Hier spricht Wunderlich die Schnellbus-Linie SB 5 von Bad Laasphe nach Siegen an. Auf dieser Strecke müsse es morgens zusätzliche Verbindungen zwischen 4 und 5 Uhr sowie abends zwischen 18 und 22 Uhr geben – „ein Taxibus reicht“. Bis 7 Uhr sollten die Busse stündlich fahren, von 8 bis 22 Uhr alle zwei Stunden. Und die Schnellbus-Verbindung, die gegen 23 Uhr in Bad Laasphe ankomme, sollte bis Niederlaasphe durchfahren – weil dann parallel kein Zug der Oberen Lahntalbahn mehr unterwegs sei.
Regionalbus-Linie R 30 von Erndtebrück über Feudingen nach Bad Laasphe: Hier gebe es gerade morgens zwischen 5 und 6 Uhr keine Verbindung zum Übergang auf die Obere Lahntalbahn (RB 94) und in Feudingen auf die Schnellbus-Linie SB 5. Genau das sei aber für Schüler und Arbeitnehmer wichtig. Ganz ähnlich müsse es auf der R 33 von Bad Berleburg über Dotzlar, Arfeld, Schwarzenau und Elsoff nach Hatzfeld funktionieren, aber auch abends zwischen 20 und 22 Uhr. Für die R 32 durch das Banfetal stellt sich der Arbeitskreis ergänzende Verbindungen spät abends nach 19.30 Uhr vor.
Mit den Taxibussen
Vorteil aus Sicht Wunderlichs: Mit der Taxibus-Lösung ließen sich die beteiligten Verkehrsunternehmen vom Einsatz großer Busse entlasten. Außerdem böten zusätzliche Verbindungen mehr Arbeitsplätze vor allem für Busfahrer. Oft sei die Nahverkehrsplanung aber auch so eng gestrickt, „dass Unternehmen Probleme haben, das zu bedienen“.
Für die Staffelung
Unterstützung kommt vom Arbeitskreis ausdrücklich für die Idee, die morgendlichen Anfangszeiten bei den Schulen zu staffeln – etwa nach dem Motto: „Die Größeren früh, die Kleineren so spät wie möglich.“ Derart entzerrte Schulbus-Fahrten sorgten am Ende auch für einen viel besseren Jedermann-Verkehr, meint Arbeitskreis-Vorsitzender Otto Wunderlich.
Nach touristischem Bedarf
Seine Vorstellungen für die Buslinien SB 5, L 196 zwischen Wingeshausen und Aue sowie R 29: „Auf diesen Linien sollte ein Linienverkehr laufen, der sich am touristischen Bedarf orientiert.“ Dabei hat Wunderlich beispielsweise die Wisent-Wildnis bei Wingeshausen im Blick. Drei bis vier Fahrten samstags und sonntags regt er zum Beispiel an. Es könne jedenfalls nicht angehen, dass es Richtung Jagdhaus nur eine Bus-Anbindung von Fleckenberg her gebe.
Entlang der „Route 57“
Aber auch zur geplanten „Route 57“, die Wittgenstein mittelfristig überörtlich mit dem Siegerland im Westen und Hessen im Osten verbinden soll, äußert sich der Arbeitskreis-Vorsitzende. Sie dürfe nicht irgendwann einmal für Jahre abrupt etwa in Erndtebrück enden – sondern müsse gleich bis ins hessische Battenberg durchgebaut werden. Ansonsten drohe ein Verkehrsinfarkt in der Edergemeinde.
In die Umsetzung
Was die Umsetzung der Arbeitskreis-Anregungen angehe, „sehe ich bei diesem Landrat und mit dem neuen Kreistag gute Chancen“, ist Wunderlich überzeugt. Unterstützung bekomme er dabei etwa vom Siegener Vorsitzenden der FDP-Kreistagsfraktion, Guido Müller.