Wenn Politik aus dem Ratssaal in größere Räume ausweicht, dann ist das am Ende sogar die beste Lösung.

Wir dürfen die Ausnahme nicht zur Regel machen, hat Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden gesagt. Recht hat er. Auch von der Corona-Pandemie darf sich eine demokratische Gesellschaft nicht in die Knie zwingen lassen und politische Entscheidungsprozesse kurzerhand durch Dringlichkeitsentscheidungen ersetzen. Das schadet der Akzeptanz.


Die Demokratie lebt von der öffentlichen Debatte. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, miteinander um die besten Lösungen zu streiten. Und das muss klaren Regeln folgen. Neben einer von Achtung und Respekt geprägten Diskussionskultur des Redens und Zuhörens ist eine der wesentlichesten Regeln, dass sich Politik und Verwaltung darauf verständigen, wann, wo und wie oft der Rat und die Ausschüsse zusammen kommen. Dass die Corona-Pandemie Zusammenkünfte erschwert, ist klar. Aber Sitzungen mit Abstand, Masken und Hand-Desinfektion sind möglich.


Die besondere Lage erfordert Kreativität und Flexibilität. Wenn Politik aus dem Ratssaal in größere Räume ausweicht, dann ist das am Ende sogar die beste Lösung. Schon oft wurde in Bad Laasphe beispielsweise das Haus des Gastes zum Tagungsort für Sitzungen, in denen die Verwaltung mit zahlreichen Zuhörern rechnen konnte. Jetzt ist es also die Volkshalle in Feudingen, die für die geforderten Schutzbedingungen die besten Möglichkeiten bietet. Warum nicht?


In Bad Laasphe, aber auch in vielen anderen Kommunen, wurden immer wieder Sitzungen aus dem Rathaus in andere Tagungsorte verlagert. Vielleicht ist es an der Zeit, grundsätzlich über Ortswechsel und Sitzungen auf den Dörfern nachzudenken, um auf diese Weise die Politik wieder näher zu den Menschen zu bringen.


Wenn der Rat in der Volkshalle Feudingen tagen kann, wäre dies vielleicht auch in der Banfer Festhalle denkbar. Der Bauausschuss eignet sich besonders für die Tournee durch die Ortsteile. Denn immer wieder werden hier Entscheidungen getroffen, die mit Ortsterminen verbunden sind. Und beim Thema Wirtschaftsförderung bietet sich grundsätzlich auch der Blick in Unternehmen und Handwerksbetriebe an.


Je mehr ich mir Gedanken darüber mache, könnte man den Eingangssatz sogar drehen: Wir sollten die Ausnahme zur Regel machen. Nicht bei der Menge und Qualität der Diskussionen, sondern bei der Auswahl der Orte, an denen Politik stattfinden kann.