Bad Laasphe. Allein der Erhalt von rund 318 Kilometern würde jährlich etwa 1,2 Millionen Euro kosten. Hier sei über die Finanzierung „kreativ“ nachzudenken.
Das Wirtschaftswegekonzept für Bad Laasphe ist fertig. Doch damit ist die Arbeit für die Lahnstadt in dieser Sache noch lange nicht beendet. Ganz im Gegenteil: in den kommenden Jahren wird sie sich intensiv mit den Parzellen befassen müssen. Daran ließ zumindest Eugen Bitjukov kürzlich bei der abschließenden, öffentlichen Präsentation des Konzeptes keinen Zweifel. Er ist Geschäftsführer der Ge-Komm GmbH, die für Bad Laasphe das Wirtschaftswegekonzept ausarbeitet. Das Resultat: Bei knapp 410 der insgesamt rund 500 Kilometer Wirtschaftswege, die sich im Besitz der Stadt befinden, sehen die Experten Handlungsbedarf.
Aktueller Zustand
Auf Basis des ermittelten Status Quo und nach Rücksprache mit Bürgern, Politikern, städtischen Verwaltungsmitarbeitern und weiteren Beteiligten hatte das Büro ein Konzept erstellt, das Handlungsempfehlungen beinhaltet. Um sie in einen allgemein guten und bedarfsgerechten Zustand zu versetzen, seien bei 61 Prozent der Wege auf insgesamt 304 Kilometer Einzelmaßnahmen erforderlich. 104 Kilometer (21 Prozent) bedürften sogar einer Gesamtsanierung. Nur etwa 19 Kilometer (4 Prozent) seien „in Ordnung“, so das Ergebnis der Ge-Komm. Und bei rund 68 Kilometern (14 Prozent) sei schlicht keine Verkehrsfläche vorhanden.
Kurzfristige Maßnahmen
Für rund 20 Kilometer empfehlen die Experten eine kurzfristige Sanierung oder einen Ausbau oder eine Verstärkung. „Kurzfristig meint in diesem Zusammenhang eine Umsetzung in den nächsten fünf Jahren“, erklärte Eugen Bitjukov. Rund acht Kilometer der Wege sollten in den Augen der Ingenieure mittels anderer Bauweise kurzfristig umgebaut werden – zum Beispiel befestigt statt wassergebunden.
Mittelfristige Maßnahmen
Ansonsten gehe es in den nächsten fünf Jahren bei einem Großteil der Wege – rund 318 Kilometer – um eine Erhaltung wie im Bestand. Mittel- und langfristig, also in den nächsten zehn bis 20 Jahren, kämen dann noch einmal eine Sanierung, ein Ausbau oder eine Verstärkung an rund 64 Kilometern und ein Umbau mittels anderer Bauweise an fast 32 Kilometern der Wirtschaftswege hinzu. Zudem solle die Stadt langfristig knapp 54 Kilometer der Wirtschaftswege zurückbauen oder aufheben, so der Rat des Büros.
Kostenrahmen
Auch zum Kostenrahmen gab Eugen Bitjukov an diesem Abend Hinweise – wenngleich er betonte, dass es sich dabei lediglich um eine grobe Schätzung handeln könne. Es waren vor allem diese Zahlen, die bei den Anwesenden im Saal für große Augen sorgten. Allein für die Erhaltung der rund 318 Kilometer Wirtschaftswege wie im Bestand muss die Stadt nach den Berechnungen des Büros jährlich etwa 1,2 Millionen Euro aufbringen – von den Sanierungen bzw. Verstärkungen und Umbauten ganz zu schweigen. Und auch die Aufgabe oder den Rückbau von Wegen gibt es nicht zum Nulltarif.
Investitionen
Dass die Stadt diese Mittel nicht hat, weiß Eugen Bitjukov. Das sei auch keine Bad Laaspher Besonderheit: „Wir stellen überall fest, dass die Wegenetze überaltert sind und die finanziellen Mittel für entsprechende Maßnahmen nicht ausreichen“, versicherte der Ingenieur. Die Nennung eines Kostenrahmens, der das Optimale beschreibt, sei jedoch notwendiger Teil der Konzepterstellung gewesen. „Letztlich sind das alles aber natürlich nur Empfehlungen. Was Sie daraus machen, bleibt am Ende selbstverständlich Ihnen überlassen.“ Wichtig sei nun, über Finanzierungsmöglichkeiten „kreativ“ nachzudenken und sinnvolle Investitionsentscheidungen zu treffen, sagte Bitjukov. Für Letzteres liefert das Konzept, dessen Erstellung vom Land NRW mit 75 Prozent gefördert wurde, die optimale Basis.
Alle Wegabschnitte mit den entsprechenden Handlungsempfehlungen können ab sofort unter www.wirtschaftswegekonzept.de eingesehen werden.