Wittgenstein.
Die Urlaubsregion Südwestfalen mit dem Sauerland und Wittgenstein hat auch und gerade in Coronazeiten viel zu bieten. Wie das Potenzial durch den beliebter gewordenen Heimaturlaub besser ausgeschöpft werden kann, wie Hotels und Handel von Urlaubern in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück profitieren könnten oder wie sich die aktuellen Corona-Regeln auf Gastronomie und Beherbergungsbetriebe auswirken, darüber haben wir mit Sarah Harth von der BLB-Tourismus GmbH gesprochen.
Urlaub in der Heimat boomt durch die Corona-Pandemie in Deutschland. Spüren das auch die Bad Berleburger Betriebe?
Sarah Harth Natürlich kommt das bei uns an und die Region kann ihre Vorteile derzeit ganz klar ausspielen. Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind regelmäßig ausgebucht, ebenso gute Zahlen verzeichnen die Hotels. Auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste ist gestiegen. Aber der vorsichtige Optimismus hat seine Tücken. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Betriebe in diesem Jahr herbe Verluste eingefahren haben und zudem ständig mit neuen Vorschriften und Regelwerken konfrontiert werden. Aktuell gibt es viele Faktoren, die den Verlauf in den nächsten Monaten beeinflussen werden. Sowohl in der Gastronomie als auch in der Hotellerie sind Ausdauer, Durchhaltevermögen und Kreativität gefragt. Wichtig ist es, mit vereinten Kräften durch diese Krise zu gehen.
Wenn ausländische Touristen aus Risikogebieten nach Wittgenstein reisen, droht eine Quarantäne. Beeinflusst das das Reiseverhalten?
Die Herbstferien in Nordrhein-Westfalen haben begonnen und damit steigt bei vielen Menschen verständlicherweise der Wunsch nach Urlaub und Freizeit. Doch seit dieser Woche gelten ja nicht nur für ausländische Touristen, sondern teils auch für Reisende aus deutschen Bundesländern neue Regeln. Damit steigt die allgemeine Unsicherheit bei Touristen wie auch den Bettenanbietern. Das erfahren wir derzeit vermehrt bei Anfragen in der Tourist-Information. Es wird nun entscheidend sein, die Gäste mit ihren Fragen und Wünschen aufzufangen und zu beraten. Gleichzeitig müssen wir die Anbieter entsprechend mit Informationen versorgen.
Wittgenstein wirbt mit Premiumwanderwegen, wann folgt ein besser ausgebautes Radwegenetz?
In Bad Berleburg werben wir mit dem Naturparadies in Südwestfalen. Bei uns können sich Wanderer, Sportler, Familien, Spaziergänger und sicherlich auch Radfahrer wohlfühlen und einzigartige Momente erleben. Speziell für die Radfahrer erarbeiten wir aktuell drei Rundtouren, die in der nächsten Zeit auch gezeichnet und beschildert werden. Die drei Touren inkludieren den Ederradweg und können als Schleifen zwischen 20 und 40 Kilometern gefahren werden. Unter den Titeln „Adel im 21. Jahrhundert“, Fluss – Felsen – Aussichten“ und „Starke Landschaft – starke Tiere“ verbinden die Touren besondere Naturerlebnisse mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten – und das aus der Radler-Perspektive. Aber das kann erst der Anfang sein, weitere touristische Radwege müssen nach und nach folgen. Wichtig ist jedoch die Trennung von Alltagsradverkehr und den touristischen Radwegen, diese Anforderungen sind nicht deckungsgleich.
Wisent-Wildnis, Alpaka-Wanderungen und Esel-Touren, Übernachtungen im Schäferwagen oder aber Ayurweda-Kuren. All das gibt es in Wittgenstein: Wie ist die Nachfrage nach solchen speziellen Angeboten?
Diese Angebote sind absolut im Trend und werden oft angefragt. Die Urlauber interessieren sich stark für Naturabenteuer und Tiererlebnis in Kombination mit außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeiten und Regionalität. In Zeiten von Abstandsregeln, Hygienevorschriften und dem „social distancing“ spielen kreative Outdoor-Angebote eine große Rolle und werden selbstverständlich auch gut gebucht.
Tagestourismus ist gerade in Bad Berleburg immer ein starkes Segment. Wie können Gastronomie und Handel hier profitieren?
Im „Normalbetrieb“ – also fernab der Corona-Pandemie – lässt ein Tagestourist durchschnittlich 28 Euro pro Tag in der Stadt, ein Wanderer etwa 15 Euro. Dieses Geld gibt der Gast in der Regel für Essen und Einkäufe in seinem Urlaubsort aus. Die Gastronomen und auch die Einzelhändler müssen innovative Ideen mit Lokalbezug entwickeln. Mit regionalen und nachhaltigen Produkten werden sie in Zukunft überzeugen können. Und dann sind die Touristen auch gerne bereit, den ein oder anderen Euro mehr drauf zu legen.
Camping ist ein wachsendes Urlaubssegment, nicht erst seit der Viruspandemie. Es gibt aber nur einen echten Campingplatz und nur wenige Wohnmobilstellplätze. Ist der Trend verschlafen worden?
Ein Campingplatz steht recht weit oben auf unserer Wunschliste. Aber es scheint wohl nicht so einfach zu sein, einen geeigneten Platz und Betreiber zu finden, der sämtlichen Ansprüchen und Anforderungen auch gerecht wird. Fakt ist, dass sich in der aktuellen Situation immer mehr Menschen wünschen, im Urlaub möglichst autark zu sein. Da gibt es in Bad Berleburg durchaus noch Potenzial nach oben.
Mit Sarah Harth sprachLars-Peter Dickel