Bad Berleburg. Der Star des Rotmilan-Höhenweges ist die Landschaft. Die Höhenzüge des Rothaargebirges und des Ederberglandes bieten tolle Fernsichten.

Der Rotmilan-Höhenweg ist gleich in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Er lockt mit tollen Fernsichten, Silber und Gold, einem verschwundenen Forsthaus, tollen Einkehrmöglichkeiten, dem Blick über die hessische Grenze und natürlich Rotmilanen. Die größten Greifvögel der Region beobachten uns am Anfang und Ende unserer Tour aus der Luft. Aufgrund der Länge von 45 Kilometern und der meist gut ausgebauten Wege haben wir uns entschieden, ihn mit dem E-Bike in einem Zug abzufahren – eine Grenzerfahrung also.

Der Wanderer


Ich heiße Lars-Peter Dickel (48), bin in Bad Berleburg aufgewachsen und wandere gerne mit Familie, Freunden und Dackeldame Tilly (12). Schon als Kind war ich viel mit meinen Eltern und dem SGV unterwegs. Später dann gehörten meine Clique „Maiwanderungen“ zum festen Jahresplan. Heute gehören Wanderurlaube und regelmäßige Bergtouren mit Freunden zum Programm. Inzwischen habe ich auch das E-Bike für mich entdeckt und komme so an Stellen in meiner Heimat Wittgenstein, die ich vorher noch nicht besucht habe.
Beim Wanderwege-Check der WP kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Endlich habe ich auch mal den Ilsetalpfad unter die Wanderschuhe genommen.


Der Rotmilan-Höhenweg umrundet nicht nur vier Ortschaften des Elsofftals, sondern führt Wanderer auch über die Landesgrenze nach Hessen. Gerade einmal zehn Jahre ist es her, dass sich die Heimatvereine aus Alertshausen, Christianseck, Diedenshausen, Elsoff und Wunderthausen zusammensetzten, um den Weg zu planen. Vier Jahre hat das gedauert, bis der Rotmilan-Höhenweg am 1. Mai 2014 eröffnet wurde. Die fünf Dörfer finden sich auch als Fünfeck im Wegezeichen wieder. Auch wenn sich die Wunderthäuser schon 2014 wieder zurückzogen, bleibt es bei fünfen, denn der Bromskirchener Ortsteil Neuludwigsdorf ist als hessisches Bindeglied hinzugestoßen.

Streckenführung


Mit einer Gesamtlänge von 45 Kilometern ist der Wanderweg der längste in unserer aktuellen Testreihe. Wer ihn laufen möchte, muss also mehrere Etappen planen. Auch die Arbeitsgemeinschaft hat reagiert. So wurden im Zuge der Markierung einer geänderten Wegführung des Rotmilan-Höhenwegs auch zehn Zugangswege als Verbindungen zu den Ortschaften Alertshausen, Christianseck und Diedenshausen gekennzeichnet, die für Rundkurse verschiedener Länge genutzt werden können. Mit diesen Zugangswegen kommt das Netz auf insgesamt 65 Kilometer.


Große Teile des Weges sind gut ausgebaut, asphaltiert und mit wassergebundener Decke ausgeführt. Das macht den Weg für Radfahrer, Menschen mit Gehbehinderung, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen nutzbar. Das geht allerdings auf Kosten des Naturerlebnisses. Aber Vorsicht: Auch mit den Mountainbike gibt es Stellen, die zu Fuß viel einfacher zu bewältigen sind als auf dem Drahtesel.

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Aufgrund seiner Länge und des anspruchsvollen Höhenprofils – der tiefste Punkt liegt bei 380 Metern über dem Meeresspiegel, der höchste bei 680 Metern – gilt der Weg als schwer. Immerhin sind rund 1316 Höhenmeter zu bewältigen. Die Gehzeit ohne Pausen beträgt laut ich-geh-wandern.de immerhin knapp 12 Stunden.

Für das Streckenprofil vergebe ich: 3 von 5 Sternen

Ausrüstung

Wer den Weg mit dem E-Bike oder Fahrrad abfährt, braucht ein Mountainbike oder Trekking-Rad. Wer zu Fuß unterwegs ist, kommt mit leichten Wander- oder Laufschuhen am besten zurecht. Es gibt nur wenige Stellen, an denen Trittsicherheit wichtig wird. Unverzichtbar ist ausreichende Rucksack-Verpflegung, auch wenn es an diesem Weg einige Einkehrmöglichkeiten gibt. Eine Navigation übers Smartphone per Wander-App – wie „outdooractive“ oder „Komoot“ – ist nie verkehrt. Der GPS-Empfang ist weitestgehend perfekt und auf diese Weise muss man sich nicht ausschließlich auf die Wegezeichen verlassen.

Ich vergeben für die nötige Ausrüstung: 4 von 5 Sternen

Orientierung

Das weiße Fünfeck auf schwarzem Grund markiert den 45 Kilometer langen Weg.
Das weiße Fünfeck auf schwarzem Grund markiert den 45 Kilometer langen Weg. © WP | Lars-Peter Dickel


Der Weg ist lang – und und entsprechend steigt das Risiko, einmal falsch abzubiegen. Auffällig sind die kleinen schwarzen quadratischen Wegezeichen nicht. An einigen Stellen oberhalb von Diedenshausen hätten wir uns eine eindeutigere Platzierung gewünscht. Hinzu kommt, dass an einigen Stellen auch Bäume gefällt worden sind, an denen die kleinen schwarzen Schildchen prangten. Dank der Navigation per Smartphone dirigierte uns die Stimme immer wieder auf den Weg zurück. Aber Vorsicht: Durch die Länge des Weges und den ständigen Empfang von GPS-Daten kann der Akku eines Smartphones schnell leer sein. Dafür muss man mit einer Powerbank gerüstet sein. Und ein weiteres Problem machen die elektronischen Helferlein: Dass Teile der Routenführung oberhalb von Diedenshausen und Wundert­hausen geändert wurden, hat nicht jede dieser Internet-Karten bereits im digitalen Hinterkopf.

Für die Orientierung vergebe ich deshalb: 2 von 5 Sternen

Rastplätze/Einkehr

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Entlang dem Rotmilan-Höhenweg finden sich immer wieder Rastmöglichkeiten. Ins Auge fallen dabei Holzbänke mit dem Schriftzug des Weges in der Rückenlehne. Aber auch an den Augensteinen finden sich tolle Bänke für ein Picknick. Mit gleich mehreren Gastronomie-Betrieben am Weg hat die Route etwas, das nicht mehr jeder Wanderer erwarten kann.

Der Landgasthof Laibach bietet sich nicht nur für die Rast an, sondern kann mit seinen Gästezimmern auch Ausgangs- und Endpunkt einer Etappe sein (Auf dem Laibach 1, 57319 Bad Berleburg, 02751/7218).

Auch der Landgasthof Wittgen­steiner Schweiz auf Hof Teiche bei Christianseck ist eine gute Adresse für Übernachtungen und gutes Essen. (Teiche 2, 57319 Bad Berleburg, 02750/214).

Das Gleiche gilt für den Landgasthof Steuber im hessischen Neuludwigsdorf (Neuludwigsdorf 20, 59969 Bromskirchen, 02984/ 8181).

Und last but not least gibt es ja noch Elsoff: Dort befindet sich die Jausenstation Wallachei auf dem Butschbach bei Elsoff, die zwar nicht mit Übernachtungsmöglichkeiten aber deftigen Speisen und kühlen Getränken lockt. (Im Butschbach 6, 57319 Elsoff, 02755/9799799).

Und mit dem Gasthof Spies Jörges (Brückenstraße 6, 57319 Bad Berleburg, 02755/769) gibt es gleich noch ein Lokal in diesem Ort.

Für die Rast- und Einkehrmöglichkeiten vergebe ich: 4 von 5 Sternen

Höhepunkte

Der Rotmilan-Höhenweg verläuft im Grenzgebiet zwischen Wittgenstein und Hessen. Ausblicke wie dieser vom gebrannten Rücken nach Wunderthausen gehören zu den schönsten Momenten.
Der Rotmilan-Höhenweg verläuft im Grenzgebiet zwischen Wittgenstein und Hessen. Ausblicke wie dieser vom gebrannten Rücken nach Wunderthausen gehören zu den schönsten Momenten. © WP | Lars-Peter Dickel


Der Star des Rotmilan-Höhenweges ist die Landschaft. Die Höhenzüge des Rothaargebirges und des Ederberglandes bieten tolle Fernsichten. Außerdem gehören auf hessischer Seite die alten Buchenwälder und oft menschenleeren Wiesentäler zu den erholsamsten Passagen des Weges. Mittendrin findet sich auch die Grundmauer eines 1591 erbauten Jagdhauses, das bis zu seinem Abriss 1965 Dienstwohnsitz eines Försters war.


Von Menschen geschaffene Attraktionen sind auch das Bundesgolddorf Diedenshausen und das Bundessilberdorf Elsoff mit seinen malerischen Fachwerkgebäuden. Für unerwartete Ein- und Ausblicke sorgen die Augensteine, die den Fokus des Wanderers in Elsoff auf die Kirche und in Diedenshausen auf das Fachwerkhaus „Schreiners“ richten. Auf den Bänken findet sich kurz und gut aufbereitet die Geschichte zum angepeilten Gebäude.

Für die erlebten Höhepunkte vergebe ich: 3 von 5 Sternen

Fazit

Der Weg ist für Mountainbiker eine Attraktion. Wanderer müssten bis zu vier Etappen planen und werden dafür zu oft über Asphalt geführt. Andererseits ist das für Menschen mit Bewegungseinschränkungen gerade attraktiv! Sie können hier bei guter Planung unbeschwert ein Stück Natur genießen.


Unterm Strich erhält der Rotmilan-Höhenweg: 3 von 5 Sternen