Wittgenstein. Es ist eine Sache der Ästhetik: Hofstaat und Königin entscheiden, was beim Festumzug getragen wird. In Wittgenstein gibt es aber keine Läden mehr.
Das Schützenfest ist auch modisch ein großes Ereignis. Die Männer haben es einfach. Sie tragen Uniform, Orden und Ehrenzeichen und in Bad Berleburg freitags auch mal Frack. Schützenköniginnen und Hofstaatsdamen haben dagegen die Qual der Wahl und im Grunde nur eine Vorgabe: Sie wollen gut aussehen.
Was Frau zum Fest trägt, entscheiden Hofstaat und Königin gemeinsam. Und da spielen zwei Vorgaben eine Rolle: Der Geschmack und der Preis. Nur ist schwierig, in Wittgenstein nach einem spontanen Entschluss und einem sicheren Schuss schnell die richtigen Kleider zu finden.
Wichtige Suche
Martina Schmidt kennt sich aus. Die Bad Berleburgerin bildet seit 2019 mit Reiko Welker das
Jubelschützenkönigspaar in Elsoff. Erst 2017 war sie Schützenkönigin von Thorsten Bätzel in Elsoff und selbst schoss sie den Vogel 2013 beim Schießverein in Erndtebrück. Während in Erndtebrück Uniform statt Kleid getragen werden, steht in Elsoff Abendgarderobe hoch im Kurs. 2017 war es der spontane Schützenkönig Thorsten Bätzel, der Martina zur Königin machte.
„Da sind wir dann ganz schnell zu Janine Knichalla nach Raumland gefahren, um uns Kleider auszusuchen“, berichte Schmidt. Janine Knichalla hatte damals einen Verleih für Abendkleider und stattete ganze Hofstaaten aus. Inzwischen hat die Raumländerin dieses Nebengeschäft aber aufgegeben.
Weite Wege
Deshalb nehmen die Frauen weite Wege in Kauf: „Viele fahren ins Hessen-, ins Sauerland oder bis nach Werdohl“, weiß Martina Schmidt. Deshalb haben viele Frauen in den Schützenvereinen vorgesorgt: „Ich habe inzwischen einige Kleider im Schrank und grundsätzlich hilft man sich gegenseitig aus“, sagt Martina Schmidt.
Als 2019 das Kaiserschießen anstand, war sie aber vorbereitet und hatte über Thorsten Bätzels Frau ein Kleid aus Hessen erworben. „Da weiß ich, dass hat hier noch keiner gesehen oder getragen“, sagt die Berleburgerin. Auch der Geldbeutel spielt bei den vielen Verpflichtungen eine Rolle: „Es läuft viel über Second Hand.“
In Schwarzenau ist es ähnlich. Irmtraud Treude hat viele schöne Stunden mit Hofstaaten verbracht, schoss 2003 selbst den Vogel und war 2005 erneut Schützenkönigin in ihrem Dorf. Sie kann von „Glückskäufen und Schnellschüssen“ berichten. „Das war schön, als Breidenstein noch offen hatte“, berichtet sie von dem großen Modegeschäft in Raumland, dass Männer mit Uniformen und Frauen mit Kleidern aller Art ausgestattet hat. Sommersamstage waren dort Arbeitstage.
Hohe Preise
Beim Kleiderkauf wird nach wie vor viel Geld ausgegeben, weiß die Schwarzenauerin und nennt neben großen Geschäften in Medebach auch den Kleiderbasar in Hesborn. „Da habe ich mal ein Kleid gekauft.
Der Neupreis lag bei 1200 Euro.
Angeboten wurde es für 680 und wie haben es noch mal um 200 Euro runter handeln können“, berichtet Irmtraud Treude. Trotzdem, wenn dann jemand ein Tablett Bier über ein Kleid kippt oder es in Strömen regnet, dann ärgert man sich.
Die WP-Schützenkönigin des Jahres 2017 im Kreis Siegen-Wittgenstein und vor allem auch Betreiberin des „Nähkästchens“ in Bad Laasphe ist Santina Peters.
Die Fachfrau und erinnert sich noch an den Moment, als Dirk Höbener den Vogel schoss und sie nach einem alten Versprechen zur Königin machte: „Wir sind dann alle ins Auto gesprungen und sofort nach Frankenberg zum Modehaus Heinze und zum Eitzenhöfer gefahren.
„Als wir in den Laden reinkamen, haben wir alle gerufen ‘Wir sind von Shopping Queen’ und haben gelacht.“ In zweieinhalb Stunden hatten die neue Königin und ihr Hofstaat dann alles geshoppt was
gebraucht wurde.
Aber ganz klar: Viele fahren auch zu Kleiderbörsen und in die großen Modegeschäft des Sauerlandes, um sich für den besonderen Anlass schön zu machen. In Wittgenstein bietet der Markt nichts für den spontanen Kauf am Samstag.