Bad Laasphe. Günter Rothenpieler wundert sich nicht über die deutliche Bewertung des ÖPNV in Wittgensteinim Heimatcheck. Ohne den Bürgerbus läuft es nicht.

Busse und Bahnen fahren im dünn besiedelten Altkreis Wittgenstein nicht unbedingt alle Ortschaften an. Entsprechend sind die Menschen auf den Individualverkehr, Autos, Motorräder angewiesen – eben alles, was brummt und rollt. Aber was machen die Menschen, die kein Auto haben oder aber nicht mehr fahren können oder dürfen?

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Vor knapp 20 Jahren haben die Bürger in Bad Laasphe dafür eine Lösung gefunden: den Bürgerbus. Wir haben mit dem Vorsitzenden des Vereins, Günter Rothenpieler, über die Bewertung des ÖPNV in Wittgenstein gesprochen. Der Bermershäuser wundert sich nicht über das schlechte Abschneiden im Heimat-Check. „Die Wohngebiete haben sich in den vergangene Jahren immer weiter an den Rand der Stadt, nach außen, geschoben und die Einkaufsmöglichkeiten sind nach Süden ins Ludwig-Koch-Center und die Bahnhofstraße abgewandert. Da kommt unser Klientel doch gar nicht hin. Diese Geschäfte sind für den Autofahrer gemacht, der mit dem offenen Kofferraum fast bis an die Kasse fahren kann“, sagt Rothenpieler. Und auch die Buslinien fahren nicht alle Wohngebiete an.

Fördervereine für viele Aufgaben

Dieses Problem gab den Anstoß, etwas zu ändern. „Das ist in allen gesellschaftlichen Feldern so. Wir haben Fördervereine für Schulen, für Vereine und wir haben eine Bürgerbusverein. Ohne Ehrenamt geht doch gar nichts mehr“, sagt der pensionierte Schulleiter.

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Zwar verkehrt der Bürgerbus mit Lizenz durch die Verkehrsbetriebe Westfale-Süd (VWS) nur in einem Teil von Bad Laasphe, der Kernstadt und den Ortsteilen Niederlaasphe und Puderbach, trotzdem ist er ein elementarer Bestandteil des Verkehrskonzeptes. „Ohne Bürgerbus gäbe es in Puderbach gar keinen ÖPNV“, macht der Vereinsvorsitzende klar.

Dankbare Fahrgäste

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Wie wichtig der Verein ist, dass hat auch die Corona-Krise noch einmal hervorgehoben: Erst am vergangene Montag konnte der Bürgerbusverein den Linienverkehr wieder aufnehmen: „Wir haben zehn Wochen wegen Corona nicht fahren dürfen. Die Menschen freuen sich und sind einfach dankbar für unsere Arbeit. Und für unsere Fahrer ist das ein befriedigendes Gefühl“, berichtet Rothenpieler.

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Neben dem Gefühl gibt es auch Zahlen, die den erfolgreichen Einsatz der Bürgerbusfahrer belegen. Durchschnittlich 900 bis 950 Fahrgäste zählt der Verein pro Monat. Und in den knapp 20 Jahren hat der Verein bereits drei Busse verbraucht. Die Ersatzbeschaffung für den dritten ist für das Jahr 2022 geplant, so Rothenpieler, der bereits fleißig am Jubiläumsfest am 19. September 2020 plant. „Ob das aber wegen Corona stattfinden kann, weiß ich nicht“, gesteht er. „Aber ganze Dörfer haben ihrer Jubiläen um ein Jahr verschoben. Dann können wir das auch.“

20 ehrenamtliche Fahrer

Und bis dahin wird der Bürgerbus einfach weiter seine Runden für die Fahrgäste drehen. „Wir haben 20 ehrenamtliche Fahrer. Das sind alles fitte Rentner, die gerne fahren wollen. Wenn wir unsere Dienstbesprechung haben, sind immer mehr dabei, als wir für die einzelnen Fahrten einteilen können“, berichtet der Vorsitzende.

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Auch das ist ein deutlicher Beleg für funktionierendes ehrenamtliches Engagement, ohne das der Verein nicht arbeiten könnte: „Der gesamte ÖPNV ist ein Zuschussgeschäft. Wenn wir Personalkosten hätten und die Fahrer zahlen müssten, gäbe es den Verein nicht“, macht Rothenpieler deutlich, warum auch der Bürgerbusverein ein Förderverein ist.