Bad Berleburg. Angelika Hoyer aus Bad Berleburg hat in und außerhalb von Corona-Zeiten ein offenes Ohr für die Menschen. Was sie als Krisenmanagerin empfiehlt:

Angelika Hoyer möchte Menschen bei ihren persönlichen Krisen helfen. Daher hat sie sich als Krisenmanagerin und Hypnose-Coach in Bad Berleburg selbstständig gemacht. Gerade in Corona-Zeiten suchen viele ihren Rat. Im Gespräch mit Ina Carolin Lisiewicz erzählt Angelika Hoyer, wie sie diesen Menschen weiterhilft und was gerade die größten Sorgen ihrer Klienten sind.

Krisenmanagement: Angelika Hoyer aus Bad Berleburg arbeitet mit und ohne Hypnose

Wie sieht Ihre Arbeit aus?

Angelika Hoyer: Ich biete Coachings mit und ohne Hypnose an. Da fallen noch ganz viele andere Tools mit hinein. Aber meine Hauptarbeit ist, Menschen in ihren Krisen zu begleiten. Sie sollen sie selbstbewusst meistern und ihren zukünftigen Krisen gelassen begegnen können. Das können unterschiedliche Krisen sein. Zurzeit ist Corona mit seinen Auswirkungen ein großes Thema. Sei es das Homeschooling oder Homeoffice und die damit verbundene Mehrbelastung in den Familien.

Stellen Sie denn fest, dass sich jetzt mehr Leute an Sie als Krisenmanagerin wenden?

Ja, es sind mehr und es sind sehr unterschiedliche Menschen. Ich arbeite seit der Corona-Krise ausschließlich per Telefon oder mit Videokonferenzen und nicht mehr eins zu eins vor Ort in meiner Praxis. So fallen bei meinen Klienten die Anfahrtswege weg, sie sparen damit Zeit und Geld. So bekomme ich auch Anrufe von Menschen aus Hamburg und München, die ich dann in Videokonferenzen oder am Telefon berate. Aber natürlich sind auch Wittgensteiner dabei.

Corona-Krise: Lockerungen sorgen für Zwiespalt bei den Menschen

Wie werden Ihre Klienten auf Sie aufmerksam?

Über das Internet und die sozialen Medien. Ich bin bei Instagram, YouTube, Facebook und LinkedIn vertreten. Dort werde ich häufig gefunden und kontaktiert. Dazu kommt die Mund-zu-Mund-Propaganda.

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Was sind derzeit die größten Sorgen Ihrer Klienten?

Gerade setzt der Wandel ein. So, dass man schauen kann, wo es nach Corona hingeht. Ein großes Thema ist natürlich immer noch die Stressbelastung. So etwas wie: Wie geht es mit den Schulen und in der Arbeit weiter? Wie lange ist noch Kurzarbeit? Wie machen wir es mit den Kindern, wenn wir wieder normal in die Arbeit können?

Aber die Sorgen hängen nicht ausschließlich mit Corona zusammen, oder?

Nein. Natürlich hat Corona viele Auswirkungen. Wir wissen ja noch gar nicht, welche wirtschaftlichen Folgen die Krise hat. Dass sie Folgen haben wird, ist klar. Aber inwiefern es den Einzelnen betrifft, das kann man noch gar nicht abschätzen. Die Unsicherheit ist einfach da.

Bad Berleburg: Krisenmanagerin rät zu Auszeiten in Krisen-Situationen

Wie helfen Sie Ihren Klienten in dieser Situation?

Ich helfe ihnen beim Umgang mit diesem Zwiespalt. So können sie gucken, wie sie für sich mit den Ambivalenzen jonglieren und mit der Krise umgehen können. Sie sollen das Bestmögliche daraus mitnehmen können.

Welche Tipps sind das konkret?

Das können Tipps für die Familienstruktur und das Zeitmanagement sein. Ich rate, dass die Menschen sich Auszeiten nehmen und Pausen machen. Da schaue ich immer, was der Einzelne individuell braucht und gehe auf ihn ein.

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Wie finden Sie heraus, was der Einzelne braucht?

Im Gespräch mit ihm. Da finde ich auch raus, was er schon gemacht hat und was ihm bisher geholfen hat. Im Grunde genommen ist das Krisenmanagement bei jedem vorhanden. So ähnliche Situationen wie die Corona-Krise haben wir alle schon mehr oder minder erlebt und bewältigt. Es geht darum, diese Ressourcen wieder zu aktivieren und in einem anderen Kontext anzuwenden. Das ist die Kunst und meiner Aufgabe.

Stellen Sie fest, dass sich jetzt mehr Leute mit psychischen Problemen an Sie wenden?

Ja. Aber die verweise ich dann natürlich an die betreffenden Stellen weiter, wie zum Beispiel Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie.

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Wo ziehen Sie da die Grenze? Was behandeln Sie noch, was überlassen Sie anderen?

Wenn es eindeutig ein medizinischer Fall ist, wie zum Beispiel bei Depressionen, dann verweise ich natürlich weiter. Ich muss für mich klarstellen, wo mein Kompetenzbereich endet. Da sind die Einzelgespräche mit meinen Klienten wichtig. Hier entscheide ich: Wo kann ich noch helfen, wo nicht? Wenn jemand mit Panikattacken zu mir kommt, komme ich mit meinem Coaching natürlich nicht weiter.

Krisenmanagerin Angelika Hoyer aus Bad Berleburg liebt ihren Beruf

Was finden Sie an ihrem Beruf besonders schön?

Ich liebe meine Arbeit. Gerade der Umgang mit Menschen ist so schön daran. Es ist toll zu sehen, wie sie aus ihrer Krise – ihrem persönlichen, tiefen Loch – rauskommen und feststellen, dass die Sonne scheint und das Leben schön ist- trotz Krise! Das Strahlen der Menschen wahrzunehmen und zu helfen, ist einfach schön. Ich kann sie ein stückweit auf ihrem Lebensweg begleiten!

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    Neben dem Coaching bieten Sie auch eine Corona-Sprechstunde an. Was genau machen Sie da?

    Die Corona-Sprechstunde ist meine Notfall-Sprechstunde. Mit der habe ich im August 2019 angefangen. Seit dem 17. März biete ich sie täglich als Corona-Sprechstunde von acht bis neun Uhr an. Die ist nach wie vor kostenlos. Sie ist für Notfälle, also wenn man sagt: „Hilfe, es brennt! Mir fällt gerade die Decke auf den Kopf oder ich hänge hier gerade fest!“ In der Corona-Sprechstunde geht es darum, gerade jetzt ein offenes Ohr für mein Gegenüber zu haben.

    Bad Berleburg: Corona-Sprechstunde ist nicht nur für Notfälle gedacht

    Also ist die Corona-Sprechstunde ausschließlich Notfällen vorbehalten?

    Wer kann sagen, was ein Notfall ist? Jeder definiert das anders. So kann es ein Notfall sein, dass jemand allein ist, weil die Partnerin ins Krankenhaus muss. Ich möchte das Angebot nicht einschränken. Ob die Sprechstunde jetzt Corona heißt oder nicht, ist zweitrangig. Es ist ein Angebot für Menschen, die eine persönliche Krise durchstehen. Für mich ist eine Krise all das, was einen aus der Bahn werfen kann.

    Wenn man sich derzeit in der Gesellschaft umschaut, stellt man fest, dass viele Leute sehr schnell gestresst sind. Das fängt schon mit dem Einkauf mit Maske an. Was hilft ihrer Meinung nach gegen solchen Stress?

    In erster Linie heißt es erstmal, Stopp zu sagen und tief durchzuatmen. Es geht darum, ganz bei sich zu sein und sich von den anderen abzugrenzen oder sich sogar aus der Situation herauszunehmen. Hier geht es darum, zu erforschen, was mir gerade diesen Stress bereitet. Da hilft Atmen sehr gut, um bei sich anzukommen. Es ist wichtig, herauszufinden, was einem hilft. Sei es autogenes Training, Yoga, Pilates oder, oder, oder… Diese Sachen muss man in Stressmomenten für sich nutzbar machen. Das muss jeder Einzelne für sich selbst rausfinden und da helfe ich.

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    Corona: Krisenmanagerin weiß, was gegen den Lagerkoller hilft

    Viele entwickeln in der Corona-Krise fast schon einen „Lagerkoller“, weil sie kaum noch vor die Tür kommen. Was kann man dagegen tun?

    Da hilft es mit anderen zu sprechen und die Netzwerke zu nutzen, die man hoffentlich vor der Corona-Krise aufgebaut hat. Hier kann man auch verstärkt online kommunizieren. Mittlerweile kann man sich ja auch mit anderen treffen und mit ihnen spazieren gehen. Sei es zu zweit oder mit der Familie. Raus gehen, um was anderes zu sehen, ist super wichtig, um dem Lagerkoller zu entgehen! Es geht darum, über den Tellerrand zu schauen: Wie kann man sich seine persönlichen Freiheiten einrichten, ohne gegen die aktuellen Vorschriften zu verstoßen?