Wittgenstein. Die Wittgensteiner geben der Sicherheit im großen Heimat-Check im Schnitt eine 2,33 – wie sicher es wirklich ist, verraten Experte und Statistik.

In Wittgenstein lebt es sich sicher – das zeigen die Statistiken, so sieht es der Experte und so sehen es auch die Wittgensteiner Bürger.

Im Schnitt eine 2,33 vergeben die Menschen in Sachen Sicherheit an den gesamten Altkreis im Heimat-Check – am sichersten fühlen sich dabei die Erndtebrücker (2,15), es folgen die Bad Berleburger (2,39) und die Bad Laaspher (2, 44). Dieses Empfinden spiegelt sich auch in der Realität wieder.

Niedrige Fallzahlen

Laut Kriminalitätsstatistik der Polizei Siegen-Wittgenstein schwanken die Fallzahlen erfasster Kriminalität der vergangenen sechs Jahre in Bad Berleburg zwischen 633 (2016) und 886 (2017) Fälle. 2019 sanken sie auf 740 Fälle. In Bad Laasphe schwanken die Fallzahlen seit 2014 zwischen 536 (2014) und 444 (2019) Fälle pro Jahr. Am wenigsten passiert laut Statistik der Polizei in Erndtebrück: Seit 2014 schwanken sie zwischen 192 (2017) und 289 (2018) Fälle. Im vergangenen Jahr sanken sie auf 251.

Im gesamten Kreis macht Wittgenstein in Sachen Kriminalität prozentual nur einen kleinen Anteil aus: So wurden im Jahr 2010 zum Beispiel insgesamt 17.484 Straftaten erfasst – 4,5 Prozent davon fielen auf Bad Berleburg, 2,6 Prozent auf Bad Laasphe und 1,8 Prozent auf Erndtebrück. In den Folgejahren änderte sich wenig an diesen Anteilen.

Einzelfälle belasten

„Wittgenstein ist im Grunde eine Insel der Glückseligkeit“, weiß Bad Berleburgs Kripo-Chef Roland Höse. Schwere Verbrechen kämen im Altkreis so gut wie nie vor. Tötungsdelikte wie zuletzt in Bad Laasphe (wir berichteten) können dennoch passieren: „Das ist bei uns nicht anders als in der Großstadt“, weiß Höse.

So stimmten die Wittgensteiner Bürger ab.
So stimmten die Wittgensteiner Bürger ab. © WP | Sascha Kertzscher

Doch: „Wir hier empfinden einen einzelnen Fall als belastender, denn hier kennt jeder jeden und so etwas verbreitet sich wie ein Lauffeuer. In einer Großstadt, in der alles viel anonymer ist, ist das Empfinden anders.“ Fälle wie der Gullydeckel-Anschlag im vergangenen Jahr, der deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte, sind in Wittgenstein absolute Ausnahmen.

Wenig Einbrüche

Auch vor Einbrüchen brauchen sich die Bürger Wittgensteins nicht so sehr zu fürchten wie in anderen Gegenden. „Die Zahl der Einbrüche geht zurück“, so der Kripo-Chef.

Für den einzelnen Betroffenen, bei dem eingebrochen wurde, bedeutet ein solcher Vorfall zwar, dass das Gefühl der Sicherheit im eigenen Heim fortan belastet ist, aber insgesamt gebe es in Wittgenstein vergleichsweise wenig Einbrüche – zu einem Wohnhaus verschafften sich Kriminelle zuletzt in Erndtebrück am 17. Januar Zutritt. In Berghausen drangen am 1. Februar Unbekannte in eine SB-Zweigstelle der Sparkasse Wittgenstein ein. Autos wurden in Erndtebrück zuletzt am 14. Mai geknackt.

Schlechte Anbindung

Ursache für die vergleichsweise wenigen Einbrüche in Wittgenstein ist ein Faktor, der in anderen Dingen der Region zum Nachteil führt: Die schlechte Anbindung an die Autobahn. Nach Siegen mit nächstgelegener Autobahn-Anbindung dauert es von Erndtebrück aus zwischen 30 und 40 Minuten, von Bad Berleburg aus sogar etwa eine Stunde: Das bedeutet, dass „reisende“ Einbrecher sich eher selten, wenn überhaupt, in das abgelegene Wittgenstein verirren.

„Der weite Weg zur Autobahn schreckt sicherlich den einen oder anderen Täter ab“, macht Höse deutlich. Sein Fazit: „Hier in Wittgenstein kann man relativ gut und sicher leben.“