Kreis Olpe. Viele Trauma-Patienten leiden unter schlimmen Folgen ihrer unverarbeiteten Erlebnisse. Eine neue Gesprächsgruppe des DRK soll helfen.
Mohamed Boujour und Petra Weinbrenner-Dorff von der Selbsthilfekontaktstelle des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Olpe sind sich einig, wenn es um das Thema Trauma-Therapie geht. Oftmals seien Betroffene in ganz persönlichen und manchmal spontanen Krisensituationen auf sich alleingestellt oder fühlten sich alleingelassen. Weinbrenner-Dorff: „Das ist gerade für diesen Personenkreis ein mitunter unerträglicher Zustand. Und genau da wollen wir ansetzen. Wir wollen keine Therapie beim Psychologen ersetzen, aber dafür sorgen, dass diese Menschen eine Institution, eine Anlaufstelle haben, an die sie sich wenden und sie das Gespräch suchen können. Da kommen wir ins Spiel.“
Gemeint ist die Gründung einer weiteren Selbsthilfegruppe für Trauma-Patienten, die es in dieser Form im Kreis noch nicht gibt und die ab dem 30. Mai einmal im Monat, immer am letzten Samstag, von 10 bis 12 Uhr, im DRK-Mehrgenerationenhaus im Löherweg in Olpe stattfinden soll. Weinbrenner-Dorff: „Es handelt sich dabei um ein Gruppentreffen ohne Einzelgespräche unter vier Augen.“
Diplom-Psychologe leitet Gruppe
Den richtigen Leiter für die Gruppe hat Weinbrenner-Dorff bereits gefunden: „Mohamed Boujour ist für diese Aufgabe prädestiniert. Er ist zum einen Diplom-Psychologe mit einer Zusatzausbildung für Trauma-Therapie. Davon gibt es im Kreis Olpe nach meiner Kenntnis nur sehr wenige. Darüber hinaus spricht er mehrere Sprachen, neben Deutsch auch Arabisch und Französisch. Und das wird speziell für Trauma-Patienten, vermutlich auch einige Flüchtlinge mit Kriegserlebnissen, eine ganz wichtige Eigenschaft sein.“
Boujour, der sein Amt ehrenamtlich ausübt, berichtet aus seiner Berufserfahrung: „Jeder Mensch und jede Geschichte sind individuell. Nicht jeder benötigt unbedingt eine professionelle Therapie. Bei manchen Traumatisierten hilft bereits das Gespräch. Aber so etwas wollen wir in der Gruppe herausfinden.“
Aus ihrer täglichen Praxis weiß Weinbrenner-Dorff, dass gerade Flüchtlinge, beispielsweise aus Nordafrika und dem Nahen Osten, unter erheblichen Trauma-Folgen leiden. „Es ist entsetzlich, welches Elend hier manchmal sitzt“, bedauert sie einen Zustand, den sie bessern möchte.
Unbürokratisch und kostenlos
Aber was versteht man eigentlich unter dem Begriff Trauma, fragen wir?: „Als traumatisierend werden zum Beispiel belastende Ereignisse wie schwere Unfälle, der Verlust geliebter Menschen, schwere Krankheiten, Naturkatastrophen, sexueller Missbrauch oder Kriegsfolgen erlebt. Dinge, die der Mensch erlebt, aber nicht verarbeiten kann, weil sie ihn psychisch überfordern.“
Da traumatisierte Menschen den Weg zur Psychotherapie aus unterschiedlichsten Gründen manchmal scheuen würden, solle die neue Gruppe den ersten Schritt erleichtern - hin zu einer unbürokratischen, kostenlosen Anlaufstelle. Weinbrenner-Dorff: „Die Psychologiepraxen auch im Kreis Olpe sind bekanntlich überlaufen, Wartezeiten von bis zu sechs Monaten sind eher die Regel als eine Seltenheit. Wir wollen diesen Menschen, die auf einen Therapieplatz warten, die Möglichkeit geben, sich mitzuteilen, Erfahrungen auszutauschen und, falls nötig, die Wartezeit auf einen Therapieplatz sinnvoll zu nutzen.“
Quälende Symptome
Wie sehr eine Therapie aber helfen kann, berichtet während unseres Besuches Thomas, der seinen vollen Namen nicht nennen möchte. Er ist Leiter der Selbsthilfegruppe Sexueller Missbrauch im Kindesalter und kann von positiven Erfahrungen berichten, nachdem er sich in professionelle Hände begeben hatte: „Ich habe das selbst erfahren. Nach etwa eineinhalb Jahren Therapie verschwanden mehrere, mich über Jahre hinweg quälende Symptome, die mich sehr belastet haben.“