Girkhausen. Pandemie statt Jubiläumsfeier: Es ist ein historisches Dokument, das der Amateurfilmer Hans-Georg Gruner über sein Heimatdorf produziert.

Ein ganzes Dorf war vorbereitet. 800 Jahre Ersterwähnung wollte Girkhausen in diesem Jahr feiern. Dann kam die Corona-Pandemie. Inzwischen haben sich die Organisatoren und Mitwirkenden entschieden, alle Feierlichkeiten ins kommende Jahr zu verschieben. Nur einer macht dabei eine Ausnahme: Der Hobbyfilmer Hans-Georg Gruner.


„Ich hatte das Drehbuch schon fertig“, schmunzelt der Mann hinter der Kamera, der das Leben im Dorf immer wieder filmisch festhält. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und die Jubiläumsfeiern wird er im kommenden Jahr filmen. Als Chronist beschließt der 69-Jährige aber die jetzige außergewöhnliche Situation mit seiner Digitalkamera zu begleiten. „Das ist doch auch eine historisch einmalige Situation“, erklärt Gruner und beschert seinem Dorf damit auch ein besonderes Zeitzeugnis, das sich die Enkel noch anschauen können.

Leidenschaft früh entwickelt


„Ich wollte unser Dorf in der derzeitigen Lage der Pandemie zeigen. Menschenleere Straßen, gesperrte Spielplätze, keine Gottesdienste, keine Versammlungen im Treffpunkt Oster. Das Dorf wirkte wie in eine andere Zeit versetzt.“

Filmamateur Hans-Georg Gruner dreht einen Film über sein Heimatdorf Girkhausen. Statt der Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum dreht er nun in Corona-Zeiten den Film
Filmamateur Hans-Georg Gruner dreht einen Film über sein Heimatdorf Girkhausen. Statt der Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum dreht er nun in Corona-Zeiten den Film "Girkhausen - ein Dorf ohne Geburtstagsfeier" und interviewt dazu Vereinsvorstände wie den Vorsitzenden des Schützenvereins, Wilhelm Dickel (Trift) und andere Dorfbewohner. © WP | Lars-Peter Dickel



Solche Motive reizen den Hobbyfilmer, dessen Leidenschaft für die Fotografie in früher Jugend durch seinen Vater geweckt wurde. „Ich hatte als Kind schon großen Spaß an der Fotografie und eine faltbare Kamera mit der ich 24 Bilder aufnehmen konnte“, berichtet der Rentner. Damals machte die Familie noch Urlaub in Girkhausen und baute 1970 ein Ferienhaus. Später dann, nach der Heirat mit seiner Frau Ruth, erhielt Hans-Georg Gruner zur Geburt seiner Tochter Kerstin eine Super-8-Kamera, „um das Aufwachsen unserer Tochter zu dokumentieren“.


Zusammen mit Andreas Hirschhäuser dreht Gruner Filme, bearbeitet und schneidet sie an einem speziell eingerichteten PC und brennt sie auf DVD. „Die verkaufe ich zum Selbstkostenpreis. Verdienen möchte ich daran nichts“, erklärt er.

Filmpremiere im November


Das Dorfjubiläum will er in Full-HD aufzeichnen, das Drehbuch steht schon und mit Kati Lückel und Gaby Born hat Gruner auch zwei Moderatorinnen für das Projekt. Doch nun macht ein kleiner Virus, „den man kaum unter dem Mikroskop sehen kann“ Gruners ursprüngliche Pläne erstmal zunichte. Aber der Amateurfilmer erkennt die einzigartige Situation und startet schnell das Alternativprojekt: „800 Jahre Girkhausen - Ein Dorf ohne Geburtstagsfeier“ lautet der Titel seines knapp einstündigen Films, für den er kurzerhand das Leben mit Kontaktsperre dokumentiert und sich eine ganze Reihe von Gesprächspartnern vor die Kamera holt. „Ich war im Lebensmittelladen - das ist ja der Mittelpunkt des Dorflebens. Und ich spreche mit allen Vereinsvorständen, der Feuerwehr, der Frauenhilfe, dem Schützenverein“, erläutert Gruner. „Man merkt, wie sich das Dorf herausgeputzt hat, die Ordnung, die Sauberkeit.“ Alles für eine Feier, die nun ausfällt und verschoben wird.


Viele Stunden Material sind so zusammengekommen, die Gruner jetzt zu einem etwa 50-minütigen Film zusammenstellt - „Mehr passt in HD nicht auf eine DVD“, erklärt er. Premiere ist am 21. November im Treffpunkt Oster.