Bad Berleburg. Die Arbeitswelt muss derzeit ihren Alltag umkrempeln – so auch das Amtsgericht Bad Berleburg. Direktor Olaf Wunderlich ist trotzdem optimistisch.
Auch das Amtsgericht Bad Berleburg musste im Zuge der Corona-Epidemie einige einschränkende Vorkehrungen und Maßnahmen treffen. Der Publikumsverkehr im Haus ist derzeit auf ein Minimum beschränkt.
„Wir haben die meisten Termine bis vorerst Ende der Osterferien abgesagt“, berichtet Olaf Wunderlich, Direktor des Amtsgerichts Bad Berleburg. Es sei nur eine Handvoll an Terminen, die weiterhin stattfinden. Dazu gehören zum Beispiel richterliche Anhörungen bei Unterbringung, Erbausschlagungen, Gewaltschutzverfahren und eilende Strafsachen die mit einer Freiheitsentziehung einhergehen.
Auch der richterliche Eildienst ist selbstverständlich rund um die Uhr im Dienst. Zwangsversteigerungen setzte das Amtsgericht bis auf Weiteres aus — Geld sei aktuell zweitrangig. Die Familiensachen seien derzeit fast alle zum Erliegen gekommen — zumindest auf persönlicher Ebene.
Familiensachen werden schriftlich abgehandelt
„Viele Familiensachen lassen sich aber mittels schriftlichen Verfahren abhandeln. Da sind wir derzeit natürlich dran — zumindest in den Fällen, bei denen es möglich ist“, so Wunderlich. Trotzdem sei seine Tätigkeit als Familienrichter von rund 75 Prozent auf ungefähr 15 Prozent gefallen. Im Vordergrund stehen für ihn momentan vor allem Verwaltungsangelegenheiten.
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Es ist aber nicht nur der Direktor, der die Auswirkungen der Corona-Krise wahrlich zu spüren bekommt: Das gesamte Personal wurde reduziert, im Amtsgericht herrscht eine Art Schichtbetrieb.
Eine Hälfte der Angestellten arbeitet im Gericht, die andere sitzt im Home-Office — natürlich in Bereitschaft. Wöchentlich wird getauscht. „So können wir im Falle einer Infizierung den Betrieb im Amtsgericht weiterhin gewährleisten. Die Mitarbeiter gehen mit der Situation sehr verantwortungsvoll um — und sie sind vorsichtig“, lobt Olaf Wunderlich.
Öffentlichkeit wird gewahrt
Um Publikum und Personal zu schützen, hat das Amtsgericht einige weitere Maßnahmen getroffen: Die Öffentlichkeit wird in Strafsachen zwar weiterhin gewahrt, es darf jedoch nur noch jeder vierte Stuhl besetzt werden. Außerdem darf Besuchern mit Krankheitsanzeichen oder jenen, die aus einem Risikogebiet kommen, das Betreten des Gebäudes verwehrt werden.
Olaf Wunderlich zeigt sich trotz der neuen Lage zuversichtlich: „Die aktuelle Situation und die Verzögerungen stellen natürlich eine Belastung dar — es zerrt an einem. Aber das ist jetzt nicht zu verhindern. Sobald wir uns wieder auf einem normalen Level befinden, werden bei uns eine Zeit lang mehr Termine stattfinden, als sonst. Aber das kriegen wir hin.“
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Der Direktor sieht in der Krise außerdem Chancen und Möglichkeiten für die Justizverwaltung. Vor allem der gesellschaftliche und der familiäre Zusammenhalt sowie großes Verständnis sei ihm in der jetzigen Zeit positiv aufgefallen. „Es wird sich auf die Frage besonnen, was wirklich wichtig ist im Leben. Aus der Krise können wir definitiv etwas mitnehmen“, ist sich Wunderlich sicher — und blickt stets optimistisch in die Zukunft.