Erndtebrück. Das Gesundheitszentrum Erndtebrück verzeichnet existenzbedrohende Ausfälle. Von dem Rettungspaket kann die Praxis derzeit nicht profitieren.

Existenzbedrohende Ausfälle – auch vor dem Gesundheitszentrum Erndtebrück machen sie nicht Halt. Nina Völkel-Böhl vom Gesundheitszentrum schlägt deshalb jetzt Alarm.

„Zur Zeit wird von der Bundesregierung ein Rettungsschirm für die Wirtschaft behandelt. Wir als Physiotherapiepraxis leiden wie alle anderen unter den jetzigen Gegebenheiten“, so die Physiotherapeutin. Es habe jedoch den Anschein, dass Heilmittelerbringer wie das Erndtebrücker Gesundheitszentrum nicht in das Rettungspaket aufgenommen würden und nicht von staatlichen Hilfen profitieren, so Völkel-Böhl. Dies könnte zu zahlreichen Schließungen vieler Praxen führen.

Am Rand des Ruins

„Ob Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden oder Podologen – unter den Heilmittelerbringern wächst in diesen Tagen allerorts die Verzweiflung. Grund ist, dass wegen der Corona-Krise immer mehr Patienten ihre Behandlungstermine absagen. Die selbstständigen Praxisinhaber und deren Angestellte bringt das immer näher an den Rand des wirtschaftlichen Ruins“, erklärt Völkel-Böhl.

Sollten die Praxen aus finanziellen Gründen schließen müssen, werde dies nicht nur jetzt in der Krise, sondern auf Dauer „massive Versorgungsprobleme bringen, was am Ende allen Patienten schadet, weil es Heilungsprozesse verzögert oder unmöglich macht.“ Die Politik nehme wissentlich die Insolvenz vieler tausender Heilmittelerbringer in Kauf, klagt Völkel-Böhl an. Damit würden hunderttausende von Arbeitsplätzen sowie die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet.

Viele Patienten in Risikogruppe

„Die Heilmittelbereiche leiden seit Jahren unter sehrgeringen Vergütungssätzen. Und bei den derzeitigen Umsatzrückgängen um 60 bis 90 Prozent sind die finanziellen Rücklagen dann schnell aufgebraucht, wenn es sie überhaupt gibt. Grund für die Umsatzrückgänge ist einerseits, dass zahlreiche Patienten aus Angst vor der Corona-Welle ihre Termine absagen.

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Viele unserer Patienten gehören zur Risikogruppe und bleiben nun lieber zuhause. Viele glauben aber auch, dass die Praxen aufgrund der verhängten Kontaktverbote geschlossen sind. Das ist aber nicht korrekt. Physiotherapeuten sind systemrelevant, d.h. sie gehören ausdrücklich zum Kern der Gesundheitsversorgung wie Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker auch“, macht die Physiotherapeutin deutlich.

Weiterer Rettungsschirm muss auch für Physiotherapeuten gelten

Sie dürfen – und müssen – demnach weiterhin Patientenbehandeln. Deshalb müsse ein weiterer Rettungsschirm ganz selbstverständlich auch für Physiotherapeuten gelten, fordert Völkel-Böhl. Der Verband fordere finanzielle Soforthilfen von der Gesetzlichen Krankenversicherung in Form von Ausgleichszahlungen.

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„Wenn wir keine Leistung erbringen können, entstehen den Krankenkassen keine Kosten. Ganz im Gegenteil: Sie profitieren finanziell von dieser Situation, denn die Kosten für Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Podologie sind im Haushaltsplan der Krankenkassen bereits eingeplant. Es bringt sie also nicht in finanzielle Schwierigkeiten, den Heilmittelerbringern eine Soforthilfe auszuzahlen, um deren Umsatzeinbußen auszugleichen.“

Versorgung gefährdet

Für die Krankenkassen sei das ein „Nullsummenspiel“. Den Heilmittelerbringern würde das aber die Existenz retten – „darauf kommt es im Moment mehr denn je an. Andernfalls ist die Versorgung mit Heilmitteln in der Zukunft gefährdet“, warnt die Physiotherapeutin.

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Deutschlandweit machen derzeit Heilmittelerbringer auf ihre Lage aufmerksam. „Die Corona-Krise darf im Interesse unserer Patienten nicht dazu führen, dass die bewährte und international vorbildliche therapeutische Struktur in Deutschland gefährdet wird“, macht der Deutsche Verband der Ergotherapeuten in einem offenen Brief deutlich.

„Alle Heilmittelpraxen sind für die ambulante Versorgung der Versicherten systemrelevant und damit flächendeckend unverzichtbar; sie müssen deshalb als Teil der kritischen Infrastruktur im Bestand geschützt werden“; heißt es in dem Brief, der auch an den Bundestag ging.