Bad Berleburg. Großes Aufgebot von maskierten Zollfahndern durchsucht Wohnhaus nach Amphetaminen. Staatsanwaltschaft Köln ist auf der Spur eines 34-Jährigen.
Szenen wie aus einem Fernsehkrimi spielen sich am Mittwochvormittag an der Hauptstraße in Aue ab: Eine Autokolonne aus fünf zivilen Einsatzfahrzeugen und Streifenwagen ist aus Bad Berleburg kommend mit Blaulicht und Martinshorn vorgefahren. Zivilfahnder des Zolls, maskiert mit Sturmhauben, und Polizeibeamte riegeln ein Wohnhaus ab. Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei. Die 13 Beamten rücken ab – ohne Festnahme. Weder die Zielperson noch die vermuteten Beweismittel werden gefunden.
Drogenkriminalität
„Es handelt sich um einen Einsatz zur Bekämpfung der Drogenkriminalität“, erläutert die Pressesprecherin des Zollfahndungsamts Essen, Heike Sennewald auf Nachfrage. Ziel der Razzia, die auch der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein erst kurz vor Beginn mitgeteilt worden sein soll, ist ein unscheinbares, zurückgesetzt stehendes Einfamilienhaus.
Auf dem schmalen Fußweg von der Straße zum Hauseingang herrscht reges Kommen und Gehen. Insgesamt 13 Beamte des Hauptzollamtes Köln, des Zollfahndungsamtes Essen und der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein sind an der Hausdurchsuchung beteiligt. Zum Einsatz kommt auch ein Spürhund, der schokoladenbraune Labrador-Rüde Kalle. Er ist einer von zwei Vierbeinern, die die Zollbeamten in ihrem Kombi mitgebracht haben. Brego, ein fünfjähriger belgischer Schäferhund, hat Pause. Sein Hundeführer berichtet, dass Brego nicht nur als Spürnase, sondern auch speziell für Zugriffe ausgebildet ist. Einen Zugriff gibt es am Mittwoch nicht.
Staatsanwaltschaft Köln ermittelt
Den Anstoß für die Ermittlungen in dem Bad Berleburger Dorf hat die ermittelnde Staatsanwaltschaft Köln gegeben, sagt Heike Sennewald. „Seinen Ursprung hat das Ermittlungsverfahren in einer internationalen Postsendung mit 50 Gramm Amphetaminen“, erläutert Sennewald. Weil die Sendung aus dem Ausland nach Deutschland kam, „handelt es sich um eine illegale Einfuhr“, begründet die Pressesprecherin den Einsatz des Zolls.
Adressiert war das Päckchen an einen 34-jährigen Mann, der in dem durchsuchten Wohnhaus in dem Bad Berleburger Ortsteil gemeldet gewesen sein soll. Der Tatverdächtige konnte aber an der Meldeanschrift nicht gefunden werden. Möglicherweise wohnt er bereits nicht mehr in Bad Berleburg.
250 Mal mehr als erlaubt
Der Sprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft Köln, Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer, ergänzt auf Nachfrage, dass 50 Gramm Amphetamine die Grenze des Eigenbedarfs überschreiten. „Deshalb besteht der Verdacht des Handels mit Betäubungsmitteln.“ Tatsächlich sind 50 Gramm Amphetamin das 250-fache der für den Eigenbedarf tolerierten Menge.
Erinnerungen an eine andere große Razzia
Der Einsatz weckt Erinnerungen an die große Razzia von Zoll und Bundespolizei im Dezember 2018 in Bad Berleburg
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Damals hatte die Zentrale Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) der Staatsanwaltschaft Köln im Rahmen einer bundesweiten Razzia zwei Tage lang mehrere Gebäude in Bad Berleburg nach illegalen und gefährlichen Polenböllern durchsuchen lassen.
Die daraus folgenden Gerichtsverfahren gegen zwei Bad Berleburger finden im Februar statt.