Siegen-Wittgenstein/Olpe. Die Zahl der Ausbildunsgverträge sinkt. Größter Verlierer ist dabei aber nicht die Industrie. Das geht aus den Zahlen der IHK-Bilanz hervor.
2.236 Lehrverträge schlossen die Industrie- und Handelsunternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe im Jahr 2019 mit jungen Menschen ab.
„Es war abermals ein sehr passables Lehrstellenjahr, auch wenn die Ausbildungsleistung gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent sank. Leider blieben etliche Stellen unbesetzt. Das verdeutlicht, dass noch mehr drin gewesen wäre. Dennoch sind wir mit dem Gesamtergebnis mehr als zufrieden.“ Mit diesen Worten bilanziert IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener das abgeschlossene Lehrstellenjahr.
Zahlen für Wittgenstein
Der Altkreis Wittgenstein schneidet laut den Zahlen der Industrie und Handelskammer deutlich schwächer ab. In Wittgenstein wurden 185 Ausbildungsverträge registriert. Dies entspricht einem Rückgang von 11 Prozent oder in Zahlen 23 Ausbildungsverträgen. Genauer aufgeschlüsselt gibt es deutliche Unterschiede in den drei Wittgensteiner Kommunen.
Während das Volumen in Erndtebrück um 27 Prozent angestiegen ist, sank es in Bad Laasphe um vier und in Bad Berleburg sogar um 22 Prozent. Hintergrund dieser Entwicklung muss aber nicht zwingend ein wirtschaftlicher sein. Vielmehr haben zwei Bad Berleburger Industrieunternehmen im vergangenen Jahr deutlich weniger Ausbildungsverträge geschlossen, weil sie im Jahr 2018 überdurchschnittlich viele Auszubildende eingestellt hatten.
Werben um Azubis
Die Firmen versuchten mittlerweile „auf nahezu allen Kanälen“, die verfügbaren Potenziale auszuschöpfen. Die außerordentlich hohe Beteiligung an den regionalen Berufsmessen in Siegen, Bad Berleburg, im
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südlichen Siegerland und in Olpe, aber auch das betriebliche Engagement, über die „sozialen Medien“ an die jungen Menschen heranzutreten, sowie die sehr originelle Internetpräsenz zahlreicher Unternehmen verdeutlichten dies.
IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster: „Qualifizierter Nachwuchs wird auf dem Arbeitsmarkt eben immer rarer. Wer gute Leute benötigt, der ist gut beraten, qualitativ hochwertig auszubilden und dies auch adressatengerecht in der Öffentlichkeit zu platzieren. Mit Hochglanz-Flyern allein ist es heute nicht mehr getan.“
Zahlen weiter auf hohem Niveau
Die leichten Rückgänge verteilen sich nahezu gleichgewichtig auf beide Kreise. In Siegen-Wittgenstein wurden 1457 Verträge abgeschlossen. Dies entspricht einem Minus von exakt zwei Prozent.
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Die 779 Ausbildungsverträge im Kreis Olpe bedeuten einen Rückgang von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hierbei sei allerdings zu berücksichtigen, von welch hohem Niveau aus sich dieser Rückgang in beiden Kreisen vollziehe, betont Klaus Gräbener: „Mitte der 90er Jahre wurden in IHK-zugehörigen Unternehmen rund 1.500 Verträge abgeschlossen. Heute sind es rund 50 Prozent mehr. Und das Jahr für Jahr.
Gewerbliche Ausbildung auf Vorjahresniveau
Mit 1.113 Ausbildungsverträgen spielt sich bei uns dabei fast die Hälfte der gesamten Ausbildungsleistung in gewerblich-technischen Berufen ab. Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen ist das industrielle Gewicht auf dem Lehrstellenmarkt größer als in Siegen, Wittgenstein und Olpe.“ Gehe es der Industrie gut, biete das gerade jungen Menschen optimale Ausbildungschancen.
Es sei aus Sicht der IHK bemerkenswert, dass das Ausbildungsvolumen in den industriellen Metall- und Elektroberufen nur ganz knapp das hohe Vorjahresniveau verfehlt habe, während die Anzahl der Lehrverträge in den kaufmännischen Berufen um 3,4 Prozent gesunken sei.
Verlierer ist das Gastgewerbe
Klaus Fenster: „Einen heftigen Rückgang von 27 Prozent verzeichneten wir im Hotel- und
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Gaststättengewerbe. In Siegen-Wittgenstein halbierte sich das Ausbildungsvolumen in diesen Berufen fast. Genau andersherum verhielt es sich im Handel. Hier blieben die Zahlen in Siegen-Wittgenstein stabil, während wir im Kreis Olpe einen Rückgang von 18 Prozent feststellten.“ Zuwächse gab es bei den Bankkaufleuten (+ 12,2 %), leichte Rückgänge waren bei den Industriekaufleuten zu verzeichnen (- 5,1 %).