Bad Berleburg. Die Spezialisierung auf feine Confisierie-Produkte ist „eine echte Marktlücke“ in der Region, wissen Carsten Wahl und seine Frau Karin.

Pralinen, Torten, Kuchen, Eis – das muss man eigentlich nicht haben. Schon gar nicht, wenn man auf die eigene schlanke Linie achten möchte. Doch seit das Café Wahl an der Poststraße geschlossen hat, zeigt sich: Die Berleburger können auf diese Leckereien offenbar nicht verzichten, fragen zum Beispiel nach der beliebten „Senator-Torte“, die es hier gab. Deshalb haben sich Konditormeister Carsten Wahl (54) und seine Frau Karin (56) entschlossen: Es geht nun doch weiter, wenn auch eine Nummer kleiner. Die beiden wollen weiter die beliebten Confiserie-Produkte herstellen. „Die Kunden vermissen uns sehr“, sagt Carsten Wahl. Brot und Brötchen müssen sie aber auch künftig anderswo kaufen.

„Ich bin mehrfach angesprochen worden: Wo bekomme ich denn jetzt meine Torten her?“, erzählt der Konditormeister. Denn gefragt waren Sonderwünsche für Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagsfeiern immer schon – und die erfüllte das Haus Wahl, ganz individuell und mit viel Kreativität. Besonders beliebt bei Firmen: der Baumkuchen, garniert mit einer „Visitenkarte“ des Unternehmens aus Marzipan oder Esspapier. Oder das Hexenhaus für den Immobilien-Makler als Auftraggeber, die Torte in Holzbrett-Form samt süßen „Nägeln“ und Werbe-Slogan für eine Schreinerei.

Kooperationspartner für den Verkauf gesucht

Baumkuchen gilt traditionell als Symbol

Eine Konditorei, Konfiserie oder Zuckerbäckerei (auch Confiserie oder Pâtisserie genannt) ist ein Handwerksbetrieb, in dem Fein- oder Süßgebäck hergestellt und meist auch im angeschlossenen Laden verkauft wird. Die zugehörige Berufsbezeichnung lautet Konditor bzw. Zuckerbäcker. Viele Konditoreien sind mit einem Café kombiniert.

Wichtige Erzeugnisse der Konditorei sind Torten, Kuchen, Pralinés, Petit Fours, Speiseeis und Pâtisserie. Der Baumkuchen gilt traditionell als Symbol des Konditorenbundes. Konditoreiwaren gelten bis heute oftmals als Luxusprodukte. Die Produkte einer Konditorei werden vom Feinbäcker in der Backstube hergestellt.

Die Konditorei grenzt sich von der Bäckerei dadurch ab, dass dort keine Brotwaren produziert werden und oft auch mehr die künstlerische Seite des Handwerks betont wird.

Entstanden ist das Handwerk durch die Spezialisierung von bestimmten Bäckern auf das Herstellen von süßem Brot, das mit kandierten Früchten oder ähnlichem angereichert wurde.

„Das ist eine echte Marktlücke“, wissen die Wahls aus Erfahrung. Denn gerade für die Pralinen-Herstellung gebe es vor Ort derzeit keine echten Mitbewerber. Und „die Maschinen, die ich dafür brauche, sind ja alle da“, sagt Carsten Wahl. Viel investieren müsse er also eigentlich nicht.

Verkauft werden sämtliche Produkte derzeit in einem Raum des ehemaligen Cafés, und zwar immer freitags von 10 bis 14 Uhr. Das funktioniert, weil sich für die Geschäftsräume an der Poststraße noch kein Nachmieter gefunden hat. Zugleich sucht das Ehepaar Wahl seinerseits nach einem Kooperationspartner für den Verkauf in der Kernstadt.

Tipp: Am besten zwei oder drei Tage vorher ordern

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In Bad Laasphe gibt‘s die Leckereien aus Wahls Confiserie bei der Galerie „CKUKUK“ an der Bahnhofstraße, die ihrer Kundschaft neben Kunst und Kreativ-Kursen bereits kulinarische „Spezialitäten aus der Region, Deutschland und den Nachbarländern“ anbietet. Und auch der Hofladen in Schwarzenau hat Wahls Produkte im Sortiment. Bei Bedarf liefert das Ehepaar bestellte Ware auch gerne persönlich aus – übrigens in ganz Wittgenstein.

Am besten zwei oder drei Tage vorher ordern, rät Karin Wahl der Kundschaft. Was es allerdings nicht mehr gebe: „die bunte Platte mit verschiedenen Teilchen“. Das sei schlicht zu aufwändig. Aber eben komplette Torten zum Beispiel in verschiedenen Größen von 20 bis 30 Zentimetern Durchmesser, auf Wunsch gerne auch eckig und mit garniertem Bild. Pralinen gehen für einen Kilo-Preis über den Ladentisch. „Da geht‘s bei Kleinstmengen von drei Trüffeln los“, sagt Carsten Wahl.

Natürlich Weihnachtsgebäck und Christstollen

Was gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit gut läuft: „Natürlich Weihnachtsgebäck und Christstollen“, so Wahl, aber auch „Marzipan jeglicher Art“. Mehr in Richtung Party-Service gehen auf Wunsch belegte Brötchen, Käsegebäck oder herzhafte Snacks. Auch das haben die Wahls im Angebot.

Pralinen in allen Geschmacksrichtungen stehen zur Auswahl, wenn Karin Wahl die Schachteln dazu ganz individuell für die Kundschaft befüllt.
Pralinen in allen Geschmacksrichtungen stehen zur Auswahl, wenn Karin Wahl die Schachteln dazu ganz individuell für die Kundschaft befüllt. © Eberhard Demtröder

Ja, die „Senator-Torte“ – „das war unsere Haustorte“, sagt Karin Wahl, „unser Renner“. „Fruchtig-leicht, mit Baumkuchen, Kirschen, Preiselbeeren und Marzipan“, ergänzt Carsten Wahl. Überhaupt seien alle Produkte „hochwertig, weil sie in Handarbeit entstehen“, betont er – „und ohne Konservierungsstoffe“.

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Hergestellt werde „nach wie vor im eigenen Hause“, so Carsten Wahl – im ehemaligen „Schokoladen-Keller“ und dem früheren Mehl-Vorratsraum gleich nebenan. Ein typischer Arbeitstag? Auf jeden Fall gebe es dabei „keinen Zeitdruck“ wie etwa im Bäckerei-Bereich, wo Brot und Brötchen sehr früh am Morgen frisch gebacken werden. „Die ganze Nachtarbeit fällt weg“, ist Wahl erleichtert. Und trotzdem fängt sein Arbeitstag um 6 Uhr an. „Ich habe den Rhythmus noch nicht so ganz gefunden“, schmunzelt der Konditormeister – „ich bin immer noch ein Frühaufsteher“. Im Moment arbeiteten er und seine Frau „open end, je nach Arbeitsaufkommen“. Aber im Januar werde es dann wohl ruhiger, ehe im März wieder Taufen, Konfirmationen und Ostern auf dem Programm stünden.

Café wird nicht wiedereröffnet

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Heute hat Carsten Wahl einen Baumkuchen gebacken, Torten und Böden angeschlagen für Desserts, ein Schoko-Dekor kreiert. Und dann war da noch eine Stunde Büroarbeit. „Man muss jetzt eben alles selbst machen – immer“, darüber ist sich Wahl im Klaren. Aber er hat ja auch seine Frau, die ihm zur Seite steht, eine gestandene Restaurant-Fachfrau. Sie kümmert sich vorwiegend um Einkauf, Verpackung, Verkauf, aber auch einiges mehr. „Wir arbeiten nun schon seit fast 25 Jahren gut zusammen“, lacht sie. Und das solle auch so bleiben.

Könnte die Confiserie nicht doch noch einmal der Grundstein für eine Wiedereröffnung des Cafés sein? Carsten Wahls Antwort ist klar: „Absolut ausgeschlossen“, sagt er.

Kontakt: Confiserie Wahl, Tel. 0152/2957 8749, E-Mail: confiserie-wahl@hotmail.com