Bad Laasphe. René Pomrehn als „Die Partei“-Vorsitzender in der Lahnstadt sagt: Man darf nicht jeden Gestaltungswillen der Bürgerinnen und Bürger unterdrücken.

CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen – das Spektrum der Parteien im Rat der Stadt Bad Laasphe ist eher klassisch. Doch im Vorfeld der nächsten NRW-Kommunalwahl im Herbst 2020 erscheint eine Partei auf der Bildfläche, die frischen Wind in die Kommunalpolitik an der Lahn bringen könnte. Dazu Fragen an René Pomrehn, 1. Vorsitzender der Partei „Die Partei“, Ortsverband Bad Laasphe.

Jetzt erst einmal Spaß beiseite: Wie ernst zu nehmen ist die vollzogene Gründung von „Die Partei“ in Bad Laasphe?

René Pomrehn: Mit der Gründung unseres Ortsverbands geht die Zielsetzung einher, auf der politischen Landkarte unserer Heimat präsent zu sein und für die Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr eine ernsthafte Option darzustellen. Immerhin ist sogar die Spaßpartei FDP im Stadtrat vertreten. Da sehen wir uns als Gegenpol, um der Politik wieder mehr Seriosität zu verleihen.

Zur Person

René Pomrehn (29) wird in Düren geboren und wächst in Dormagen auf.

Er besucht zunächst die Realschule und schließt später die Höhere Handelsschule mit dem Fachabitur ab.

Eine Ausbildung macht Pomrehn zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen. Aktuell ist er „berufsbedingt“ Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Erndtebrück.

Die wichtigste Station im Lebenslauf? „War meine Geburt“, antwortet Pomrehn zielsicher. Und eine Familie hat der 29-Jährige auch: „eine Mutter, einen Vater, einen älteren Bruder“.

Pomrehns Hobby ist Laufen. Gibt’s darüber hinaus noch ein besonderes Engagement, sportlich, sozial? „Die Rettung der lokalen Politik wird sportlich und ist sozial“, bringt es der 1. Vorsitzende für sich auf den Punkt.

Dem „Siechtum“ in Bad Laasphe will „Die Partei“ „mit geeigneten Therapien und notfalls Wiederbelebung entgegenwirken“. Wie sehen diese Therapien aus?

Unsere Therapievorschläge werden mehrere Behandlungsstränge verfolgen. Es geht nicht nur um eine Bekämpfung der Symptome, der Patient Bad Laasphe muss nachhaltig gesunden. Um es auf die angespannte Finanzlage zu beziehen: Wir brauchen einen höheren Etat, um nicht jeden Gestaltungswillen der Bürgerinnen und Bürger mit dem Totschlag-Argument der fehlenden Geldmittel zu unterdrücken. Es fließen zu viele Gelder an Land und Bund, wo sie eigentlich den umgekehrten Weg nehmen sollten. Dagegen muss man eine Allianz mit anderen betroffenen Kommunen schmieden. Umschichtungen innerhalb des Etats sind ein weiteres probates Mittel, um Handlungsspielräume zu schaffen. Es wird immer noch zu viel Geld für unsinnige Projekte verbraten, wo es sinnvoller eingesetzt werden könnte – Beispiel Buswende in Feudingen auf der Grünfläche statt Haltestellen direkt an der Straße.

„Die Partei“ – Langform: „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ – möchte zur Kommunalwahl am 13. September 2020 antreten mit folgenden „Eckpunkten“:

mehr direkte Bürgerbeteiligung durch Bürgerbefragungen und Volksabstimmungen,

Schaffung einer nachhaltigen und barrierefreien Infrastruktur,

mehr Einfluss auf die Gesetzgebung in Bund und Land,

eine Schutzzone für verfolgte Waschbären

Burka-Pflicht für AfD-Anhänger

Wie wird da wohl der Wahlkampf aussehen?

Es gilt zu berücksichtigen, dass es sich hier nur um vorläufige programmatische Eckpunkte handelt. Wir nehmen dazu in den nächsten Wochen noch eine Feinjustierung vor und auch noch weitere Ziele ins Programm. Zum Wahlkampf nur so viel: Nah am Bürger wird er sein und keinesfalls eine trockene Angelegenheit. Inhalte wollen wir mit einem ansprechenden Rahmenprogramm präsentieren. Mir fallen da spontan Sachen ein wie Bällebad, Einhörner, Kissenschlachten, Bandauftritte – da werden wir kreativ sein

Satire-Fans in der Region können es kaum abwarten: Kommt Martin Sonneborn als prominenter Wahlkampf-Helfer nach Wittgenstein?

Terisch ernst gemeint: Eine Schutzzone für verfolgte Waschbären – auch dafür macht sich „Die Partei“ vor Ort in Bad Laasphe politisch stark, angeführt von ihrem 1. Vorsitzenden René Pomrehn aus Feudingen.
Terisch ernst gemeint: Eine Schutzzone für verfolgte Waschbären – auch dafür macht sich „Die Partei“ vor Ort in Bad Laasphe politisch stark, angeführt von ihrem 1. Vorsitzenden René Pomrehn aus Feudingen. © Eberhard Demtröder

Das wäre ohne Frage ein Knaller und würde die Geschichte enorm hypen. Mal schauen ob sein Terminkalender was hergibt. Zur aktuellen Lage und Aussicht der Laaspher Finanzen würde aber auch eher unser zweiter EU-Abgeordneter Nico Semsrott passen. Er kennt sich aus mit Depressionen.

Nachgehakt: Wird „Die Partei“ zur Kommunalwahl am 13. September 2020 auch mit einem eigenen Bürgermeister-Kandidaten antreten, um dem Amtsinhaber Spillmann und seinem Herausforderer Dirk Terlinden Paroli zu bieten?

Nach dem Vorbild einer ehemaligen Volkspartei werden unsere Mitglieder diese Entscheidung in etwa drei Monaten basisdemokratisch und nach Abhaltung von 23 Partei-Stammtischen treffen.

Der „Partei“-Vorstand mit Ihnen als dem 1. Vorsitzenden René Pomrehn, dem 2. Vorsitzenden Tobias Wied und Markus Schmidt als Schatzmeister – wer von Ihnen hatte denn die Idee für die Gründung? Kam das aus einer Bierlaune heraus? Erzählen Sie doch mal!

Der entscheidende Anstoß kam von unserem Mitbegründer Ali Mohamed Haji. Er stammt aus Bagdad. In der irakischen Hauptstadt ist die In­frastruktur zerfallen, die Wirtschaft liegt am Boden und Hoffnungslosigkeit grassiert unter der Bevölkerung. Also eindeutige Parallelen zu Bad Laasphe. Damit wollte er sich aber nicht abfinden und sagte vor einigen Wochen: Männer, wir müssen jetzt selbst mitmischen, damit sich hier was für die Zukunft bewegt.

Politische Erfahrung – braucht man die überhaupt, um „Die Partei“ mindestens in der Bad Laaspher Opposition zu positionieren?

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Der Volksmund sagt: Sieben Bier ersetzen eine Mahlzeit. Wir sagen: Siebzehn Bier ersetzen politische Erfahrung.

Christa Schmeltzer und Birgit Becker aus Feudingen streben mit ihrer UWG ebenfalls die Gründung einer neuen Partei oder Wählergemeinschaft an. Was verbindet beide Parteien – oder auch nicht?

„Die Partei“ ist bereits sehr gut, die UWG möchte es noch werden. Beide Bewegungen werden aber im Hinblick auf die Kommunalwahl ihr eigenes Ding machen.

Wird „Die Partei“ womöglich auch Ortsverbände in Bad Berleburg und Erndtebrück gründen?

Das wäre cool, wenn sich auch in den Nachbarkommunen die Genossinnen und Genossen organisieren. Wir stehen für Ratschläge und Gesprächsaustausch jederzeit bereit.

„Bierpreis-Bremse jetzt“ heißt es im „Partei“-Programm zur Bundestagswahl 2017. Würde die dann tatsächlich auch für das gute Bad Laaspher Bosch-Bier gelten?

Auf jeden Fall. Wobei dieses Ziel nur auf Bundesebene zu verwirklichen sein wird. Bis es soweit ist, fördern und unterstützen wir die heimische Brauerei natürlich weiterhin intensiv und unabhängig vom Preisniveau.

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Und zum Thema „Medizinische Versorgung auf dem Land“ steht auch dies im „Partei“-Programm: „Angesichts einer genetischen Übereinstimmung zwischen Schweinen und Menschen auf dem Land von über 90 Prozent liegt es nur nahe, die ärztliche Versorgung im Güllegürtel Deutschlands den Tierärzten zu übertragen.“ (Achtung, Satire!) Wäre das auch die ultimative Lösung für Wittgenstein?

Wir haben größtes Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Tierärztinnen und Tierärzte.

„Artenschutz für die Grünen“ – noch so ein Punkt im Partei-Programm – braucht es den überhaupt noch bei deren jüngsten Wahlergebnissen jenseits der 20 Prozent?

Die Grünen haben sich aus eigener Kraft freigestrampelt. Es braucht zukünftig wohl eher ein Schutzprogramm für die Sozialdemokraten.

Mit René Pomrehn sprach Eberhard Demtröder.

Mehr Infos im Internet: www.diepartei-badlaasphe.de