Erndtebrück. Besonders die Senioren Erndtebrücks sind auf den Bürgerbus der Gemeinde angewiesen. Das Angebot füllt die Lücken, die der ÖPNV hinterlässt.

Gemütlich rollt ein weißer Transporter über die Straßen Erndtebrücks, die Aufschrift über der Windschutzscheibe macht deutlich: Es ist der Bürgerbus der Gemeinde. Der ist nicht nur in der Gestaltung des Alltags vieler Senioren eine feste und wichtige Größe sondern auch eine Art Stammtisch auf vier Rädern. Eine Fahrt mit dem Erndtebrücker Bürgerbus.

Die Fahrer

Freundlich empfängt am Vormittag Ernst Menn seine Fahrgäste. Es ist eine seiner ersten Frühschichten, seit Juli dieses Jahres ist er einer der dreizehn ehrenamtlichen Fahrer des Bürgerbusses in Erndtebrück. „Ich bin Rentner und habe die Zeit dafür“, erklärt er, warum er hinter dem Steuer des Bürgerbusses sitzt. Oft ist das in der Regel nicht notwendig, berichtet er. „Es beläuft sich auf etwa zwei Schichten im Monat, vorausgesetzt, es wird kein anderer Fahrer krank.“

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Einmal im Monat treffen sich die Fahrer, planen die Verteilung der Schichten im kommenden Monat. „Dabei wird natürlich auch Rücksicht darauf genommen, wann man private Termine hat und keine Zeit hat“, betont Menn. Warum er für den Bürgerbus fährt? „Es macht mir einfach Spaß“, ist Menns klare Antwort darauf.

Die Fahrt

Nach und nach betreten die Fahrgäste den Bus – überwiegend Seniorinnen, die unter anderem in den Kernort zum Einkaufen wollen. „Der Bürgerbus ist für mich sehr wichtig, ich fahre normalerweise drei Mal in der Woche damit. So komme ich unter anderem zum Sport“, sagt eine Mitfahrerin.

Ernst Menn ist einer der 13 Fahrer in Erndtebrück.
Ernst Menn ist einer der 13 Fahrer in Erndtebrück. © WP | Lisa Klaus

Man kennt sich im Bürgerbus, spricht sich beim Vornamen an und verbreitet den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Gemeinde. „Eigentlich ist man als Fahrer immer auf dem neuesten Stand. Es wird nie langweilig, es gibt immer etwas zu erzählen“, sagt Menn lachend.

„Man könnte auch mit dem Zug fahren, aber der Bürgerbus ist viel angenehmer“, sagt eine Dame, die im Ort Blumen kaufen will und fügt hinzu: „In den Randgebieten Erndtebrücks ist der Bürgerbus das einzige Mittel, um mal raus zu kommen. Eine andere Verbindung gibt es von dort aus oft schon gar nicht mehr.“

Die Fahrgäste

Besonders für ältere Erndtebrücker ist die Autonomie, die ihnen der Bürgerbus bietet, wichtig. Selbst Auto zu fahren ist aufgrund des Alters zu unsicher geworden, die Buslinien erreichen nicht mehr alle Dörfer. „Der Bürgerbus ist eine große Entlastung, einige von uns wären ohne ihn und die ehrenamtlichen Fahrer verloren“, gibt eine Dame, die hinter Ernst Menn Platz genommen hat, zu bedenken.

Für das Wohlbefinden ist die Teilhabe am öffentlichen Leben wichtig: Bei Bedarf einkaufen gehen, Freunde oder Veranstaltungen besuchen und dabei nicht auf Familienangehörige angewiesen sein. So beteiligte sich der Bügerbus zum Beispiel am Erndtebrücker Open Air Kino und brachte die Besucher zur Haflinger Hütte und wieder zurück. Doch die Mobilität im Alltag ist das Hauptgeschäft des Bürgerbusses.

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„Viele Fahrgäste fahren mit einer der ersten Touren zum Einkaufszentrum, später nehme ich sie dann wieder mit zurück nach Hause“, erklärt Menn. Ist ein Fahrgast etwas schwerer zu Fuß, hält der Bürgerbus auch schon einmal direkt vor der Haustüre. „Dann müssen sie nicht so weit gehen“, sagt Menn.

Die Touren

Über 100 Kilometer kann der Bus vormittags zurück legen – nachmittags spielt es sich laut Menn bei etwa 60 Kilometern ein. Weit entfernte Haltstellen werden nur auf Anruf angesteuert, um überflüssige Fahrten zu vermeiden.