Zehn Monate vor der Kommunalwahl suchen die Parteien Kandidaten - nicht nur für Spitzenämter, sondern für jeden Wahlkreis. Das wird schwer.

Kommunalwahlen sind Personenwahlen, heißt es. Und es steckt viel Wahrheit darin – im Positiven wie Negativen.

Es gibt eine ganze Menge fähige Menschen, die sogar trotz ihrer Parteizugehörigkeit gewählt werden und nicht wegen ihr. Dabei spielt das Vertrauen in die Talente dieser Frauen und Männer eine wesentliche Rolle. Und bei den Kommunalwahlen auf dem Land ist man eben noch näher an Bürgermeistern und Ratsmitgliedern dran, kann sie besser und sehr viel eingehender beurteilen als auf einem Wahlplakat oder in einer Talkshow.


Das Problem ist nur, dass es für alle – gerade auch für die bislang großen Parteien – immer schwerer wird, ausreichend Menschen für die kommunalpolitische Arbeit in den Gremien oder als Ortsvorsteher zu gewinnen. Zwar habe ich in meinem Dorf, in meiner Stadt einen viel direkteren Kontakt zu den Themen und zu den Menschen, für die ich mich engagiere. Aber der Wille, sich einzusetzen, reicht allein nicht. Immer häufiger sind bei den Vorlagen der Verwaltung nicht nur Kenntnisse der Gemeindeordnung, sondern auch andere Vorkenntnisse gefragt, um die komplexen Themen verantwortungsvoll bearbeiten zu können. Und die schlechte finanzielle Ausstattung der Städten und Gemeinden macht den Job nicht zu einem gestalterisch wirksamen Ehrenamt, sondern oft zu einem, bei dem ich meinen Mitbürgern erklären muss, warum Straßen marode sind, Laternen nicht leuchten oder der Kinderspielplatz abgebaut statt gepflegt werden wird. Spätestens an diesem Punkt wird das Thema Nähe zum Wähler dann auch wieder ein unangenehmes. Denn die abendlichen Telefonanrufe oder meist kritischen Gespräche beim Schützenfest sind sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig.


Zehn Monate vor der Kommunalwahl formieren sich jetzt die Parteien und Wählergruppierungen in NRW. Wenn es geht um Spitzenkandidaten, die eine Alternative zum Amtsinhaber darstellen und im günstigsten Fall sogar dem eigenen politischen Lager angehören. Weil für das Bürgermeister-Amt in den oft klammen Kommunen aber politisches Talent als Krisenmanager, Kommunikationsfähigkeit und Charisma nötig sind, kann man nicht selten lange nach konkurrenzfähigen Bewerbern suchen und sich gleich von Parteimitgliedschaften als Kriterium trennen.

Es wird spannend, ob wir ausreichend engagierte und geeignete Bewerber für all die Mandate finden, die in Wittgenstein zu vergeben sind.