Bad Berleburg. Rettungshubschrauber sollen nicht mehr am Berleburger Akutklinikum landen. Hintergrund ist die Lage des Platzes in einem Wohngebiet.
Der Hubschrauberlandeplatz am Bad Berleburger Akutklinikum - dem früheren Kreiskrankenhaus - wird durch die Johanniter Luftrettung weiterhin nicht angeflogen. Das bestätigte auf Nachfrage Markus Ortner von der Johanniter Luftrettung in Gießen. Ortner geht sogar noch weiter: „Wir werden diesen Platz gar nicht mehr anfliegen.“
Hintergrund
notfallversorgung am krankenhaus war jederzeit gewährleistetHintergrund ist die Gesamtsituation des Platzes in einem Wohngebiet. Die ist aus Sicht der Johanniter nicht akzeptabel, weil durch die näher gerückte Bebauung nicht auszuschließen ist, dass durch anfliegende oder startende Hubschrauber Schäden an den Wohnhäusern entstehen. Konkret geht es um die Abwinde und Verwirbelungen, durch die zum Beispiel Gartenmöbel in Fensterscheiben geblasen werden. Noch gefährlicher ist es, wenn durch die Verwirbelungen Gegenstände in die Rotoren kommen. Dann drohen Abstürze. „Das können wir nicht verantworten“, macht Ortner seinen Standpunkt klar. Außerdem haftet das Luftrettungsunternehmen für die Schäden, die bei den Einsätzen entstehen. Die letzte Entscheidung, ob ein Platz für ein Landemanöver genutzt werde liege dann beim Piloten.
Aktueller Landeabbruch
Am vergangenen Samstag war ein dringender Einsatz eines Rettungshubschraubers erforderlich, um einen Patienten in eine Spezialklinik zu verlegen. Der Pilot entschied sich, nachdem er auch den ursprünglich als Volleyballfeld genutzten Landeplatz an den Rehakliniken, die ebenfalls zum Vamed-Konzert gehören, nicht anfliegen konnte, für eine Landung in einer Wiese direkt an der Bundesstraße 480.
Der Rettungswagen der DRK-Rettungswache holte am Samstag die Hubschrauberbesatzung an der Bundesstraße ab, fuhr zum Krankenhaus und übernahm dort nach der Übergabe und Transportvorbereitung den Patienten. Anschließend wurde die Hubschrauberbesatzung mit Patient wieder zum Hubschrauber gefahren und der Patient konnte dann in die Spezialklinik geflogen werden.
Auch am eigentlichen Landeplatz, der sich in unmittelbarer Nähe zur Rettungswache befindet, muss der Rettungswagen diesen Transfer übernehmen. Jedoch sind die Wegstrecken und Zeitverzögerungen dort deutlich kürzer.
Der Pilot betonte, dass es eine schriftliche Anweisung der Luftaufsicht im Unternehmen gebe: „Wir haben unsere Einschätzung auch den anderen Luftrettungsunternehmen mitgeteilt. Ich weiß nicht, wie die Kollegen der anderen Betreiber es halten, aber wir werden dort nicht mehr anfliegen“, so der Pilot der Johanniter Luftrettung.
Landeabbruch im Juni
Bereits im Juni diesen Jahres hatte der Hubschrauber der Johanniter den Landeplatz am Krankenhaus anfliegen können, weil Erdhaufen und Baumaterialien zu nah am Landeplatz gelagert worden waren. Außerdem lösten sich damals Farbteile der vorgeschriebenen Landeplatzmarkierung und flogen der landenden Maschinen teilweise in den Heckrotor. Zwar hatte der Klinikbetreiber Vamed/Helios im Sommer die Lackierung umgehend ausbessern lassen, mittlerweile zeigen sich aber erneute Mängel.
Das sagen Anwohner
In der jüngeren Vergangenheit wurden an dem Landeplatz, der sich in einigen hundert Metern Entfernung zum Krankenhaus befindet, zwei Wohnhäuser errichtet, die mit der Bepflanzung oder Bebauung zumindest teilweise aus Sicht der Luftretter gefährlich nahe am Landeplatz liegen. Dies ist jedoch nicht den Bauherren geschuldet: So erläutert eine Anwohnerin: „Wir haben auf Nachfrage beim Kreis und beim Helioskonzern keine Auflagen bekommen.“ Auch in der Baugenehmigung sei nichts erwähnt worden und der geplante Bau so genehmigt worden. Man habe sogar noch Platz zur Grenze eingehalten und nicht direkt auf der Grenze gebaut oder gepflanzt. Wichtig sei den Anwohnern auch, dass sie die Rettungsflüge nicht stören wollen, ganz im Gegenteil: „Mit dem Baubeauftragten der Klinik haben wir nach dem ersten Landeabbruch gesprochen und bei Bedarf unsere Hilfe und unser Entgegenkommen angeboten“. Gehört haben die Anwohner seitdem jedoch seitdem nichts mehr.
Das sagt der Klinikbetreiber
„Der Landeplatz entspricht den baulichen Bestimmungen“, erläutert Vamed-Sprecherin Sandra Rothhardt auf Nachfrage der Redaktion. Auch von potenziellen Problemen mit Anwohnern ist dem Klinikbetreiber nichts bekannt.
Das sagt die Stadt
„Die Stadt Bad Berleburg hat nach dem ersten Vorfall mit Vamed Kontakt aufgenommen und kurzfristig eine Übergangslösung zur Landung für einen Rettungshubschrauber auf dem Stöppel geboten. Zusätzlich wurde Kontakt zum Kreis Siegen-Wittgenstein aufgenommen, der sich die Situation vor Ort angeschaut und entsprechende Vorkehrungen getroffen hat. Die fehlerhafte Markierung wurde von Vamed umgehend wieder in Stand gesetzt. In der Zwischenzeit scheint die Landung der Rettungshubschrauber ja auch unproblematisch gewesen zu sein“, schreibt die Stadtverwaltung.
Das sagt der Kreis
„Aktuell liegt uns keine Stellungnahme der Luftaufsichtsbehörde, die bei der Bezirksregierung in Münster angesiedelt ist, zu diesem konkreten Sachverhalt vor. Nach unserem Kenntnisstand ist der Hubschrauber, um den es hier ging, deutlich schwerer und größer als unser Christoph 25. Letztendlich ist die Frage, ob und wo man landet, eine Entscheidung des Piloten, da er für die individuelle Flugsicherheit verantwortlich ist“, so Pressesprecher Torsten Manges. Und mit Blick auf den ersten Vorfall im Juni und die benachbarte Bebauung schreibt Manges weiter: „Als das Thema erstmalig aufkam, hat unsere Bauaufsicht die Genehmigungslage überprüft und war zu dem Ergebnis gekommen, das planerisch mit den Bauten und den Abständen alles so, wie es nach den Genehmigungsunterlagen hätte sein müssen.“
Das erwidern die Johanniter
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Aus Sicht von Markus Ortner reicht das langfristig nicht. Er geht davon aus, dass andere Luftretter dem Beispiel folgen werden. Aber Ortner weiß auch um die Situation mit einem Platz, der heute so nicht mehr genehmigungsfähig wäre: Ein neuer Platz müsste größer dimensioniert sein, dauerhaft beleuchtet, mit einer Löschanlage und Aufsichtspersonal versehen werden. „Das wäre dann schon ein kleiner Flugplatz. Und das kostet Geld.“ Aber Ortner warnt auch: „In einer ländlich geprägten Region wie Bad Berleburg ist die Luftrettung unverzichtbar.“ Das Argument der Größe des neuen Hubschraubers lässt er übrigens nicht gelten. Christoph Mittelhessen ist nur 90 Zentimeter länger und habe einen etwas größeren Rotordurchmesser als der Siegener Rettungshubschrauber Christoph 25.