Bad Laasphe. Diskutiert wurde beim „Waldspaziergang“ des Regionalforstamtes im Laaspher Stadtwald. Hier seien jetzt die Eigentümer gefragt, so Manfred Gertz.

Forstdirektor Manfred Gertz vom Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein will es wissen: Soll das Waldbetretungsrecht für jedermann auch weiterhin gelten oder nicht? So fragt er beim alljährlichen „Waldspaziergang“ für interessierte Mitarbeitende von Behörden, Organisationen und Verbänden in die Runde, diesmal auf dem Lahnwanderweg im Bad Laaspher Stadtwald oberhalb von Feudingen. Das Thema: die „Klimabedingte Waldwende“.

Diese Rechtsfrage müsse jetzt geklärt werden, findet Gertz, denn jetzt werde das Schadholz nach zwei trockenen Jahren aufgearbeitet. Konkret seien hier die Eigentümer gefragt – etwa die Stadt Bad Laasphe, in deren Auftrag das Forstamt aktiv ist im Stadtwald, rund 570 Hektar groß. Das sei ganz klar eine politische Entscheidung, sagt dazu Bad Laasphes Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann, keine der Stadtverwaltung allein. Auf jeden Fall dürften touristische Angebote wie der Landwanderweg nicht „wegbrechen“, findet er, etwa durch Sperrungen.

Kommentar: Wandern auf eigene Gefahr

Der Wald – er dient der Erholung, ist schützenswerte Natur. Er produziert aber eben auch Holz zum Verkauf, in diesen Trockenzeiten deutlich mehr denn je. Das sorgt für Konflikte – etwa zwischen Forstwirtschaft und Tourismus, wie jetzt im Bad Laaspher Stadtwald.

Holzernte mit großen Maschinen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß dank Klimawandel – ist der Wald da überhaupt noch eine Erholung? Oder vielmehr eine Gefahr etwas für Wanderer, durch die Forstarbeiten, umstürzende Bäume? Und das ausgerechnet jetzt, wo die Stadt Bad Laasphe mit Routen wie dem Lahnwanderweg verstärkt um Touristen wirbt.

Ich meine: Der Wald muss – bis auf Ausnahmen – frei zugänglich bleiben für uns Erholungssuchende in einer oft hektischen Zeit. Und als Wanderer muss man ohnehin darauf achten, wohin man tritt, oder?
Eberhard Demtröder

Münker: Justiziare ohnehin schon am Werk

Der Weg gehöre ohne Zweifel zum Wald mit seinen Gefahren, denen sich etwa Wanderer stets bewusst sein sollten, so Henning Graf von Kanitz von der Rentkammer Laasphe der Fürst Wittgenstein’schen Waldbesitzergesellschaft. Er befürwortet Sperrungen allenfalls auf bestimmten Strecken.

Eine große Veranstaltung für alle kommunalen und privaten Waldbesitzer in Wittgenstein, die sich juristisch mit dem Problem befasse – das regt der Bad Laaspher Waldgenosse Arno Vomhof an. Hier seien die Justiziare ohnehin schon am Werk, berichtet Klaus Münker vom Regionalforstamt, die angeregte Initiative womöglich sogar kreisweit sinnvoll.

Das meiste Schadholz geht nach China

Ann-Sophie Bilsing, Forstbetriebsbezirk Laasphe, und Forstdirektor Manfred Gertz, Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein, erläutern die Schäden im Wald – und wie sie beseitigt werden sollten.
Ann-Sophie Bilsing, Forstbetriebsbezirk Laasphe, und Forstdirektor Manfred Gertz, Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein, erläutern die Schäden im Wald – und wie sie beseitigt werden sollten. © Eberhard Demtröder

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„In ein paar Wochen sieht das hier oben sicher schon ganz anders aus“, vermutet Stadtkämmerer Manfred Zode – wenn hier noch mehr Bäume verschwinden, der Großteil der Stämme auf Lkw verladen und als Bauholz nach China verschifft werden. Wichtig sei, dass bereits jetzt die Bäume an den Wegrändern weggenommen werden, um Sicherheit etwa für Wanderer zu schaffen.

Und wie sieht’s mit der Wiederaufforstung aus? Das fragt Helga Düben vom Naturschutzbund (NABU) Siegen-Wittgenstein. Teils wüchsen Bäume ohnehin schon wieder nach, erklärt Klaus Münker vom Regionalforstamt – und demonstriert das an einer Fläche knapp oberhalb der Wohnbebauung „Am Hang“ in Feudingen. Und ein paar Meter weiter präsentiert Ann-Sophie Bilsing eine „Voranbau“-Fläche mit Buchen, die mitten im 100 Jahre alten Fichten-Altholz bereits „zimmerhoch“ gewachsen seien. Damit werde nicht zuletzt dem Borkenkäfer der Brutplatz genommen.

Holz-Preise sinken, Transport-Kosten steigen

70 Prozent Fichte, vier Prozent Kiefer und Lärche, fünf Prozent Douglasie – mache rund 80 Prozent Nadelholz im Bad Laaspher Stadtwald, beschreibt Forstdirektor Gertz den Bestand, um den man sich jetzt kümmern müsse. Er rechnet mit 200.000 bis 300.000 Festmeter Schadholz in ganz Wittgenstein. Und das müsse man auf dem Markt auch erst einmal loswerden – bei deutlich gesunkenen Preisen und steigenden Transport-Kosten. Ein kleinerer Teil des Holzes lande übrigens im Pelletwerk bei Schameder.

Ab nächster Woche wolle man die ersten 1000 Festmeter aus dem Wald holen, so Ann-Sophie Bilsing. Bei der Stadt bedankt sie sich dafür, dass die sich um Schotter für die Waldwege kümmert, damit hier die Lkw für den Abtransport fahren können.

Die Buche – Baumart im Klima der Zukunft?

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„Wir sind als Privatwald-Besitzer vielleicht noch viel mehr dazu gezwungen, Bestand zu retten“, sagt Henning Graf von Kanitz im Namen der Rentkammer Laasphe. Noch bis März sei das Zeitfenster offen, in dem der Borkenkäfer überwintere und man das von ihm befallene Holz noch beseitigen könne. Ungewiss ist für den Grafen die Zukunft von Altbuchen-Beständen in ausgewiesenen Flora-Fauna-Habitaten des Rentkammer-Waldes. Vielleicht sei die Buche ja die Baumart im Klima der Zukunft, aber klar sei das aus heutiger Sicht durchaus nicht.