Bad Berleburg. Bad Berleburg hat den Nachhaltigkeitspreis 2020 erhalten. „Wir sollten in Deutschland viel mehr ihrem Beispiel folgen“, lobte der Jurypräsident.
Es ist ein großer Tag für Bad Berleburg. Tradition und Zukunft treffen am Sonntagvormittag auf dem Marktplatz aufeinander. Das Erntedankfest mit dem Brotmarkt bilden den Rahmen für gleich drei freudige Anlässe: Die Eröffnung des Besucherzentrums des Naturparkes Rothaargebirge im neu gestalteten Bürgerhaus am Markt und die viel beachtete Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2020 auf der Bühne vor dem Bürgerhaus.
Bad Berleburg wird für sein Leitbild 2030 als nachhaltigste Kleinstadt Deutschlands ausgezeichnet, weil das Gesamtpaket stimme, wie Prof. Günther Bachmann als Jurypräsident erläutert: Es gebe Kommunen, die machten ein, zwei tolle Sachen, könnten aber nicht das gesamte Paket packen. „Das habe Sie geschafft. Das hat auch die Jury überzeugt. Klimaschutz und Biodiversität, Fachkräftemangel und Bildung, eine wirtschaftliche Entwicklung und Haushaltskonsolidierung. Das alles zusammenzubringen und Nachhaltigkeitsstrategie zu nennen, ist auszeichnungswürdig.“
Das Gesamtpaket überzeugt
Bachmann geht auch auf die neueste Entwicklung und den von der Stadt ausgerufenen „Klimanotstand“ ein: „Ich finde es richtig, auf den Umstand hinzuweisen, dass der Klimawandel nicht mehr weggeht und wir uns zusätzliche Dinge überlegen müssen“. Der Berater der Bundesregierung lobt Bad Berleburg für Klima- und Naturschutz: „Ich finde, wir sollten in Deutschland viel mehr ihrem Beispiel folgen und müssen auf jeder Ebene Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln.“
Bachmann übergab den mit 30.000 Euro dotierten Preis in Form einer Metallkugel gemeinsam mit der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Die Ministerin kennt Bad Berleburg gut und nennt drei, für sie herausragende, Bad Berleburger Themen: Den Erhalt des Wisent-Artenschutzprojektes – sie setze sich dafür ein, die Konflikte mit den Waldbauern zu lösen.
Dann ganz aktuell das Waldsterben: „Die Situation im Wald treibt uns sehr um. Wir haben den Höhepunkt der Borkenkäferkalamität noch nicht erreicht, so dass wir noch weiter Soforthilfen für den Wald leisten müssen.“ Und als Drittes den Naturpark Sauerland-Rothaargebirge, der viel für die Bildung tue. Vom Initiator und Moderator des Nachhaltigkeitspreises, Stefan Schulze-Hausmann, darauf angesprochen, betont Heinen-Esser, dass das Land gerade an einer neue Nachhaltigkeitsstrategie arbeite und man rund 30 Kommunen wie Bad Berleburg im Netzwerk Global Nachhaltige Kommunen unterstütze.
Entwicklung zur Nachhaltigkeitsstrategie
Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann nutzte die Gelegenheit, nochmals zu erläutern, was Bad Berleburg denn nun so nachhaltig mache und gestand: „Wir waren selbst überrascht, als Deutschlands nachhaltigste Kleinstadt ausgezeichnet zu werden.“ Aber Fuhrmann betonte auch: „Wir wissen, wo wir uns in den vergangenen Jahren besonders angestrengt haben.“ Und er beschrieb den Weg, der 2004 begonnen hat.
Damals sei das Leitbild „Meine Heimat 2020“ entworfen worden, um der für 2016 vorhergesagten Überschuldung zu entgehen. Neben der Haushaltskonsolidierung seien die Fragestellung „Wo wollen wir hin?“ und eine Dorfentwicklungsplanung Teil des Konzeptes gewesen. Das neue Leitbild 2030 umfasst mit Migration sowie Klimawandel und Nachhaltigkeit neue Themen. „Lokal handel, global denken“ sei das Stichwort, so Fuhrmann.