Wunderthausen. Ein Blick hinter die Kulissen des traditionellen Brotbackens beim Wunderthauser Backfest.

Wenn es nach frischem Brot und verbranntem Holz duftet, ist wieder Backfest in Wunderthausen. Das Team gewährt einen Einblick in die Tradition.

Herrlicher Duft nach frischem Brot und verbranntem Holz liegt in der Luft. Es ist wieder Backfest in Wunderthausen. 25 Helfer der Backgemeinschaft sind deshalb drei Tage im unermüdlichen Einsatz – angefangen beim Vorbereiten der Kuchen- und Brotteige, über das Anheizen des Ofens im Morgengrauen bis hin zum Backen und Verkaufen. Ein Blick hinter die Kulissen.

Chefbäcker Carsten Bernhardt hat die Uhr fest im Blick: Während fleißige Helfer den Ofen mit in den letzten Tagen bereits zusammen gesuchtem Knüppelholz erneut aufheizen, wird es Zeit, den nächsten Brotteig zu kneten, damit dieser genau dann fertig ist, wenn der Ofen die richtige Hitze hat.

Fehler passieren in der Zubereitung

Das Rezept verrät er: „Die Zutaten sind kein Geheimnis, die Fehler passieren eher bei der Zubereitung!“ 75 Prozent Roggenmehl, 25 Prozent Weizenmehl, der Sauerteig, der bereits am Vortag angesetzt wurde, Hefe

Ofen wurde 2003 neu aufgesetzt

Die Backgemeinschaft Wunderthausen hat sich im Jahr 1983 zusammengefunden, um im alten Ofen des Ortes die Backtradition wieder aufleben zu lassen.

Zum 700-jährigen Jubiläum in 2003 wurde der Ofen neu aufgesetzt. Seitdem findet einmal im Jahr das beliebte Backfest im Ort statt.

und etwas Salz wandern nach und nach in den großen Hubkneter.

Die Rezeptur ist eine Mischung aus der alten Überlieferung und viel Erfahrung, erzählt Carsten Bernhardt, der eine Ausbildung als Bäcker hat, aber heute als Personalfachwirt arbeitet. Jeder Griff sitzt, Abwiegen muss er nichts: „Augenmaß und Handgewicht sind des Bäckers erste Pflicht!“ Man bekomme ein Auge dafür, denn Backen sei eben ein echtes Handwerk.

Genau abgepasste Handgriffe

Was für den Laien einfach nur spannend zu beobachten ist, sind eingespielte und zeitlich genau abgepasste Handgriffe in Teamarbeit: Carsten Bernhardt bringt die nächste Teigration, die gerade fertig

IIm Backhaus gehts heiß her.
IIm Backhaus gehts heiß her. © Martin Schneider | Martin Schneider

aufgegangen ist. Zusammen mit Marcel Schneider und Thomas Bernhardt geht es jetzt wie am Fließband: Eine Portion Teig packen, in Form kneten und ab ins Holzregal, wo jeder Brotlaib noch einen Moment ruht.

Weitere Helfer bereiten inzwischen den Ofen vor. Gerhard Riedesel ist einer der fünf „Ofenmacher“ die den schweißtreibendsten Job haben, Sauna und Fitnessstudio braucht er nicht. Er ist dafür zuständig, jetzt die Glut aus dem Ofen zu räumen und den tiefen Backraum dann mit einem Ginster-Besen und einem nassen Leinentuch am langen Stock auszuwischen.

Wie lange oder wie oft? „Das hat man im Gefühl. Bis es nicht mehr zischt.“ Denn dann hat der Ofen in etwa 300 Grad – genau richtig zum Backen. Auch jetzt muss es ruckzuck gehen: Im Sekundentakt wird der lange Brotschieber eingemehlt, ein Brot-Rohling aufgelegt und mit geübtem Griff tief in den Ofen geschoben. Aber nicht zufällig: Die Position muss genau stimmen, damit 60 Brote ihren Platz finden – noch einmal aufnehmen und versetzen, das geht nicht.

Längst kein Geheimtipp mehr

Und schnell muss alles passieren, damit diese große Anzahl an Broten gleichmäßig durchbacken kann. 420 Brote, 13 Bleche Kuchen und Hefezöpfe werden auf diese Weise beim Backfest abgebacken.

Das Brot aus Wunderthausen ist beliebt.
Das Brot aus Wunderthausen ist beliebt. © Martin Schneider | Martin Schneider

Die Qualität des Wunderthäuser Backhausbrotes ist längst kein Geheimtipp mehr. Aus dem Siegerland, aus Hessen, aus Westfalen – von weit her kommen die Besucher.

Mehr als zwei bis drei Brote pro Person gibt es aber nicht, damit für alle etwas da ist. „Wir kriegen gar nicht so viel gebacken, wie wir verkaufen könnten“, so das Verkaufsteam. Denn das Brot aus Wunderthausen ist und bleibt etwas Besonderes.

Weitere Vereine engagieren sich beim Backfest

Typisch für das Dorfleben ist es, dass sich auch weitere Vereine bei einer solchen Veranstaltung engagieren. Zur Mittagszeit kam der Posaunenchor Wunderthausen zum Backhaus und begeisterte die zahlreichen Besucher mit einem Ständchen. Die klangvoll dargebotenen Volkslieder fanden große Zustimmung und so mancher der Gäste stimmte sogleich mit ein.

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Nach dieser musikalischen Einstimmung kamen am Nachmittag die Sauerland Musikanten und setzten die stimmungsvolle Unterhaltung fort. Hartmut Böhl und seine Musiker bereiten den Backfest-Besuchern damit noch einen musikalischen Hochgenuss und so mancher der weither angereisten Besucher genoss die Atmosphäre und verweilte etwas länger als eigentlich geplant am Backhaus in Wunderthausen.