Wittgenstein. Forscher der Uni Siegen haben schon einige digitale Projekte in den Dörfern realisiert. Bis April 2020 soll noch mehr umgesetzt werden.

Der Kindergarten in Raumland bekommt eine kaum benutzte Spülmaschine geschenkt, die Sänger des Mitsingchors im Rumilingene-Haus freuen sich nach zuvor erfolgloser Werbung über drei neue Mitglieder und schon bald soll eine Ampel der besonderen Art das Dorf bereichern. Es sind drei Beispiele, die exemplarisch dafür stehen, was die Zusammenarbeit der Universität Siegen mit drei Modelldörfern in der Region Wittgenstein im Rahmen des Forschungsprojektes „Digitale Dorf.Mitte“ bereits bewirkt hat. Teilweise wurden unsere Erwartungen weit übertroffen, zum Beispiel was die Kampagne ‚Dein Dorf‘ angeht“, zieht Projektleiterin Dana Kurz zur Halbzeit Bilanz.

Analoge Dorfmitten sollen mit digitalen Diensten verknüpft werden

Als das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Projekt im Dezember 2017 an den Start ging, war gar nicht so klar, wo der Weg die Beteiligten hinführen würde. „Voraussetzung war es, sich an den Bedürfnissen der Dörfer und ihrer Bewohnerschaft zu orientieren und zu schauen, wie die Digitalisierung zu mehr Lebensqualität im ländlichen Raum beitragen kann“, erklärt Hildegard Schröteler-von Brandt, Professorin für Stadtplanung an der Uni Siegen.

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Im Zentrum steht die Verknüpfung von realen Dorfmitten mit digitalen Diensten. Dafür wurden in den Ortschaften Arfeld, Raumland sowie Puderbach Interviews geführt, Bürgerwerkstätten und Arbeitsgruppen gebildet, Ideen entwickelt und Projekte umgesetzt. In Raumland soll bald eine Ampel der etwas anderen Art eingerichtet werden. „Sowohl das Schieferschaubergwerk, als auch die Ehrenamtskneipe im Rumilingene-Haus werden von ehrenamtlichen Helfern betrieben, beide haben aber keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Die Frage ist also, wie wir die Öffnungszeiten flexibel kommunizieren können“, erläutert Prof. Schröteler-von Brandt.

Solarbetriebene Ampel soll Öffnungszeiten anzeigen

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Aus der Fragestellung ist die Idee eines online unterstützten Ampelsystems hervorgegangen, das dem Wanderer oder der Spaziergängerin bereits am Wanderparkplatz zeigt, ob Kneipe oder Schaubergwerk geöffnet sind. Derzeit werden die notwendigen Anforderungen an das System mit einer eigens dafür ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe entwickelt. Ziel ist es, die solarbetriebene Ampel noch im Sommer oder Herbst 2019 aufzustellen.

Ein anderes Projekt, das neben den Modelldörfern auch die Ortschaften Dotzlar, Richstein und Puderbach umfasst, ist bereits zum Jahreswechsel 2018/19 gestartet: die Kampagne „Dein Dorf“. In Kooperation mit dem Netzwerk nebenan.de wurde eine kostenlose und digitale Dorfplattform eingeführt. „Die Kampagne wurde von den Ortsvorstehern und Vorsitzenden der Gemeinschaftsvereine sehr unterstützt. Mit bisher über 400 Registrierungen – einer Aktivierungsrate von über 25 Prozent der Haushalte – haben wir im Vorfeld nicht gerechnet“, so Dana Kurz.

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Wer etwas sucht oder zu bieten hat, kann dies auf nebenan.de veröffentlichen, ebenso wie Veranstaltungen. So ist der Kindergarten an die Spülmaschine gekommen, der Chor an seine Sänger und eine Familie hat schnell den benötigten Buggy gefunden.

Projekt läuft noch bis April 2020

Auch die regionale Vernetzung und der Austausch werden gefördert. Bei der Einweihung des Feuerwehrgerätehauses in Arfeld kam der Chor aus Raumland zu Besuch, um erstmals seine „Ode an die Heimat“ zu singen. „Das Beste an der digitalen Dorfplattform in Raumland, Dotzlar, Arfeld, Richstein, Puderbach und Niederlaasphe ist: Je mehr Menschen mitmachen, desto mehr Aktivität und Dynamik entsteht und umso spannender, lohnender und immer besser wird es für alle“, sagt Kurz.

Das Projekt „Digitale Dorf.Mitte“ läuft noch bis April 2020. Bis dahin sollen weitere Teilprojekte umgesetzt werden, zum Beispiel ein Fab Lab, eine Art offene Werkstatt, die Digitalisierung der „Mitfahrerbank“ der Initiative Arfeld Aktiv und ein QR-Code gestützter Wanderweg mit einer Datenbank über interessante Orte für Puderbach.