Wittgenstein. Vereine Wittgensteins und das Unternehmen BSW reagieren auf das mögliche Verbot von Mikroplastik im Kunstrasen-Granulat. Es gibt auch Entwarnung.
Elf Kunstrasenplätze gibt es in Wittgenstein – drei in Erndtebrück und jeweils vier in Bad Berleburg und Bad Laasphe. Wenn es nach der EU geht, sollen die in ihrer jetzigen Form jedoch ab 2022 nicht mehr erlaubt sein, denn das Granulat, das auf diesen Plätzen verwendet wird, enthält Mikroplastik und soll nicht mehr in die Umwelt gelangen. Für die heimischen Sportvereine würde das Verbot und der damit verbundene Zwang zur Umstellung ein potenzielles Problem darstellen. Die Mitarbeiter des Sportplatzbauers Berleburger Schaumstoffwerk (BSW) können hingegen aufatmen.
„So einen Vorschlag können nur Menschen machen, die unter Realitätsverlust leiden“, kritisiert Andre Becker, Vorsitzender des VfB Banfe, das Vorhaben der EU. Er geht davon aus, dass aus dem Plan kein Gesetz wird: „Wenn das Verbot käme, wäre das eine Katastrophe, aber das wird nie passieren. Ich denke, dass das eine der vielen Dinge aus der EU sind, die jetzt im Sommerloch vorgeschlagen, aber nicht umgesetzt werden“, sagt Becker.
Würde das Verbot doch kommen, stünde der Verein laut Becker aber vor einem Problem: „Dann müssten wir entweder zurück auf Asche umstellen – dann kommt aber keiner mehr – oder uns nach Alternativen umsehen.“ Dafür fehle dem Verein jedoch die Mittel.
Hoffen auf Übergangsfristen
„Das ist definitiv eine harte Nummer“, kommentiert Eberhard Kießler, Vorsitzender des VfL Bad Berleburg, das Vorhaben der EU. „Ich kann nur hoffen, dass es dann auch die sechsjährigen Übergangsfristen, wie sie zum Beispiel Sportminister Seehofer sehr eindeutig fordert, gibt. Ansonsten könnte das für den einen oder anderen Verein ein Problem darstellen“, sagt Kießler. Der VfL Bad Berleburg hätte in diesem Fall jedoch Glück im Unglück: Der Kunstrasenplatz wird in diesem Jahr 15 Jahre alt und hat damit die Lebensdauer eines solchen Platzes schon so gut wie ausgereizt.
„Der Platz wird gut gepflegt und hat dadurch eine noch etwas längere Lebensdauer, drei bis fünf Jahre wären noch möglich“, sagt der Vereinsvorsitzende. Dennoch müsse der Platz über kurz oder lang erneuert werden, Gespräche mit der Stadt Berleburg habe es diesbezüglich schon gegeben. „Wir beschäftigen uns daher sowieso schon mit der geplanten notwendigen Erneuerung und können uns dann auch direkt mit den Alternativen beschäftigen“, erklärt Kießler. Dies sei eine bessere Ausgangslage als wenn die Vorschrift in den Bestand eingreifen würde.
Kunstrasen muss sowieso erneuert werden
„Vereine, die zum Beispiel vor vier Jahren erst ihren Kunstrasen erneuert haben und wegen des Verbots jetzt nochmal neu einsteigen müssten in die Erneuerung, werden es finanziell sicher schwer haben“, mutmaßt Kießler. „Unsere eigene relativ glückliche Situation ist durch die zeitliche Abfolge bedingt“, sagt er über seinen Verein.
Ähnlich geht es dem TuS Erndtebrück – auch dort muss in den kommenden Jahren aus Altersgründen der Kunstrasenplatz erneuert werden. Müssten sie jedoch ganz auf Kunstrasen verzichten, wäre das „eine ziemliche Katastrophe“, meint Dirk Beitzel, Vorsitzender des TuS Erndtebrück. „Man müsste sich dann eine Alternative überlegen – ein Naturrasen wäre bei unserer Wittgensteiner Witterung eher weniger vorteilhaft, zumal unser Platz ziemlich stark frequentiert wird“, fügt Beitzel hinzu.
Da der Platz Eigentum des Vereins ist, müsste der auch für die Finanzierung aufkommen. „Die Gemeinde hat mit dem Platz nur sehr wenig zu tun“, erklärt Beitzel, ist aber auch optimistisch: „Es wird sich ja wohl ein Mittelchen finden, mit dem das Granulat ersetzt werden kann. Es kann ja nicht sein, dass wir wieder auf einen Tennenplatz umstellen müssen, das wäre ein Rückschritt ins letzte Jahrhundert.“
Bei BSW keine Einschränkungen zu befürchten
Entwarnung hingegen bei BSW: Der Sportplatzbauer aus Bad Berleburg muss nicht um seine Existenz fürchten. „Da wir fast ausschließlich die bei uns verwendeten Gummi- oder Kunststoffgranulate in gebundener Form zum Einsatz bringen, fallen wir aus jetziger Sicht nicht unter die Micoplastic-Directive und haben somit keinerlei Einschränkungen zu befürchten“, ließ Geschäftsführer Rainer Pöppel bereits seine Mitarbeiter wissen.
Mit der Microplastic-Directive – was bedeutet, dass Mikroplastik nicht als Granulat oder in Staubform in die Umwelt gelangen darf – sei zum Jahresende hin zu rechnen. „Anders sieht es bei den Sportplatzbauern aus, die Gummigranulat als Einstreumaterial in Kunstrasen verwendet haben. Hier wird es sehr wahrscheinlich zu Systemumstellungen kommen müssen, um den neuen gesetzlichen Forderungen gerecht zu werden“, so Pöppel.
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