Wittgenstein. Die Volksbank Wittgenstein kippt die Krawattenpflicht, die Sparkasse hält an der Tradition fest. In den Rathäusern gilt kein fester Dresscode.

. Sie steht für Seriosität, Verantwortung, Macht: Die Krawatte hat sich im Dresscode vieler repräsentativer Berufsfelder über Jahrzehnte bewährt. Jetzt hinterfragt die Volksbank Wittgenstein allerdings diese Tradition – und möchte ab sofort ihren Angestellten mehr Freiheiten in ihrer Kleiderwahl einräumen.

Dafür wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die in den nächsten vier Wochen zusammen mit den Mitarbeitern, dem Volksbank-Vorstand und dem Berleburger Modehaus „Krug“ eine neue Kleider-Richtlinie entwickeln soll. Auch die Kunden sollen mitentscheiden dürfen – Feedback ausdrücklich erwünscht. „Wie bei vielen anderen Themen orientieren wir uns auch an der Meinung unserer Kunden. Eine endgültige Entscheidung treffen wir dann Ende Juli“, so Vorstandsmitglied Kai Wunderlich. Vordergründiges Ziel sei es, Distanz zwischen Bankangestellten und Kunden abzubauen.

Die Sparkasse

Auch bei der Sparkasse Wittgenstein sei die Frage nach dem Dresscode immer ein aktuelles Thema, aber: „Unsere Mitarbeiter sind dazu angehalten, mit Krawatte und Sakko auf der Arbeit zu erscheinen“, sagt Eberhard Kießler, Pressesprecher und Leiter des Kredit-Sekretariats im Hause. Allerdings könne das Sakko bei großer Hitze – wie zum Beispiel in der vergangenen Woche – auch mal im Schrank bleiben. Gleichzeitig müsse der Dresscode allerdings immer den jeweiligen Kunden-Erwartungen entsprechen. „Beim Weltspartag, an dem wir es vor allem mit Kindern und Familien zu tun haben, ist zum Beispiel ausdrücklich ein legeres Outfit gewünscht“, so Kießler weiter. Dann arbeiten die Angestellten auch mal in Poloshirts und Jeans.

Die Verwaltungen

Hamburger Sparkasse gilt als Vorreiter

Vor gut zwei Jahren hat die Hamburger Sparkasse (Haspa) den offiziellen Dresscode mit Krawatten-Pflicht als erstes Bankinstitut Deutschlands gestrichen und dafür den „Business Casual Look“ eingeführt.

Demnach können Männer zum Beispiel ein dunkles S akko über einem hellen Hemd tragen, dazu eine Stoffhose und an den Füßen Schnürschuhe.

Mitarbeiterinnen können Stiefeletten oder Pumps zur Bluejeans und einen Blazer über dem schlichten Oberteil tragen.

Greifen solche Änderungen auch schon in anderen Berufsbereichen? „Solche Überlegungen hat es bei uns noch nicht gegeben“, sagt Ann Kathrin Müsse, Pressesprecherin der Stadt Bad Laasphe. Im Rathaus gebe es keinen festgeschriebenen Dresscode. „Natürlich sollte die Kleidung der Verwaltungsmitarbeiter ihrer Tätigkeit angemessen sein. Das ist allerdings auch schon die einzige Regelung. Eine Festlegung, dass die Herren zum Beispiel stets in Hemd und Krawatte und die Damen immer in Bluse zu erscheinen haben, gibt es nicht“, so Müsse weiter.

Auch bei der Gemeinde Erndtebrück gebe es keinen vorgeschriebenen Dresscode, versichert Pressesprecherin Anne Torno. „Mitarbeiter dürfen bei großer Hitze auch mal ,luftig’ unterwegs sein. Nicht gerade in kurzer Hose oder Flip Flops, aber doch sommerlich.“

Ähnlich locker geht auch die Stadt Bad Berleburg mit der Kleiderordnung um – mit einer Ausnahme: dem Arbeitsschutz. Darüber hinaus vertraue man den Mitarbeitern, dass sie die Kleidung für den jeweiligen Anlass richtig einschätzen können, wie Pressesprecherin Stefanie Treude verdeutlicht: „Die Kollegen wissen je nach Einsatzgebiet selbst, ob sie robuste Kleidung brauchen oder regelmäßigen Kontakt mit Bürgern haben, ob möglicherweise ein wichtiger oder repräsentativer Termin ansteht – und welche Kleidung dafür sinnvoll ist.“

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