Bad Berleburg. Wie wichtig ist den Wittgensteinern die Europawahl? Die Westfalenpost hat sich in Bad Berleburg umgehört.

Noch drei Tage bis zur Europawahl, bei der wir über die Zukunft unseres Kontinentes abstimmen. Doch wie wichtig ist den Wittgensteinern die Europawahl? Die Westfalenpost hat sich in Bad Berleburg umgehört.

Zunächst einmal eine erfreuliche Nachricht: Alle Befragten, die wählen dürfen, werden am Sonntag ein Kreuzchen setzen oder haben es schon per Briefwahl erledigt. Denis Kaiser findet, dass wir froh sein sollen, dass wir wählen dürfen. Für den 21-jährigen Versicherungskaufmann wird es die erste Europawahl sein. Der Bad Berleburger denkt über Gründe nach, warum Europa besonders in der jüngeren Generation nicht so beliebt ist. „Wir kennen nur ein vereinigtes Europa, wir wissen nicht, wie es vorher war. Deswegen gibt es in meiner Generation nicht die Wertschätzung dafür“, sagt er.

Entwicklungen zum Artikel 17

Denis Kaiser muss aber gestehen, dass er sich bisher nicht für die Wahl am Sonntag informiert habe. „Ich weiß noch nicht, welche Partei ich wählen werden“, gibt er zu. Ein Thema, das ihm aber am Herzen liegt, sind die aktuellen Entwicklungen zum Artikel 17 (ehemals Artikel 13) - also die Urheberrechtsreform. „Das geht in eine falsche Richtung. Man kann ja fast schon von einer Zensur im Internet sprechen.“ Von den neu gewählten europäischen Parlament erhofft er sich, dass das Gesetz noch einmal überarbeitet wird.

Miteinander statt gegeneinander

Alle Verordnungen, die Abgeordneten dort beschließen, könne auch Doris Kassel nicht nachvollziehen, wie zum Beispiel das sogenannte Schnuller-Prinzip. Dabei sei es genormt, dass ein Nuckel beispielsweise zwei Löcher haben müsse, damit Säuglinge im Notfall Luft bekämen. Trotzdem gefällt der 71-Jährigen das Konzept Europa. Es sei schön, dass wir „miteinander reden und nicht aufeinander schießen. Wir dürfen nicht nur national denken, sondern auch global“, sagt die Richsteinerin. Deswegen sieht sie sich in der Verantwortung, auch am Sonntag, wählen zu gehen.

Jürgen Weber wird am Wochenende hingegen kein Wahlbüro betreten. Der 65-Jährige hat seine Stimme bereits per Post abgegeben. Denn am Sonntag ist er ehrenamtlich unterwegs und schaffe es nicht ins Wahllokal. Trotzdem ist es ihm wichtig, ein Kreuzchen zu setzen. „Man muss ja irgendwie mitbestimmen“, sagt der Berghäuser. Und das gilt für ihn nicht nur auf kommunaler Ebene, sondern europaweit.

Europ ohne Alternative

„Es gibt keine Alternative zu Europa“, sagt der Pensionär. Deswegen könne er auch die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten, nicht nachvollziehen. Trotzdem findet Jürgen Weber, dass an dem Konzept, wie Europa zurzeit verwaltet wird, gearbeitet werden müsse und deswegen sieht er es als seine „Pflicht“ an, wählen zu gehen.

Das erste Mal bei einer Europawahl

Für Diana Kuc-Muslioski wird es am Sonntag hingegen ein Premiere sein: Die 31-Jährige nimmt zum ersten Mal an einer Europawahl teil. In den vergangenen Jahren habe sie ihre Einstellung über Politiker immer wieder daran gehindert. Sie findet, dass diese oft Dinge versprächen, die sie nach der Wahl aber nicht einlösten. Trotzdem hat die Bad Berleburgerin jetzt die Hoffnung, dass sie mit ihrer Stimme doch was ändern könne.

Der 23-jährige Fabian Martsch nimmt am Sonntag an der Europawahl teil und das schon zum zweiten Mal. Deswegen könne der Girkhäuser es nicht nachvollziehen, wenn jemand sagt, dass junge Leute politikverdrossen seien. „Es ist schon wichtig, wenn man sich wenigstens ein bisschen interessiert“, sagt der Elektroniker. Er ist zudem der Ansicht, dass diejenigen, die nicht wählen gehen, am Ende auch nicht meckern dürfen.

Ina-Christin Rockel hat hingegen noch nie gewählt. Sie ist aber auch erst 17 Jahre alt. Die Zehntklässlerin findet es aber „in Ordnung“, dass eine Europawahl erst ab 18 erlaubt ist. Viele Leute in ihrem Alter hätten sich noch nicht mit dem Thema auseinander gesetzt und wüssten nicht, wem sie ihre Stimme geben sollen. Bei Ina-Christin sieht es ähnlich aus.

Die Zukunft bestimmen

Wenn sie aber volljährig ist, dann soll sich das ändern. Dann möchte sie auf jeden Fall wählen. „Jeder sollte an der Zukunft von Deutschland mitbestimmen und seine Meinung vertreten“, sagt Ina-Christin. Für die Europawahl 2024 sind das gute Aussichten. Bis dahin kann Bad Berleburg auf jeden Fall eine Wählerin dazugewinnen.